AERZTE Steiermark | Oktober 2019

COVER Foto: Shutterstock ÆRZTE Steiermark  || 10|2019 9 heranwächst, war der Bau- herr Johann Kindermann der Initiator: „Ich wollte ein Zentrum schaffen und ein Ärztezentrum gab es noch nicht in Leibnitz. Mein Ziel war es, möglichst viele Ärzte an einem Standort zu ver- sammeln und so eine Sym- biose der vielen Angebote zu schaffen.“ Kindermann, ei- gentlich Fachmann für Sani- täres, Heiz- und Kühltechnik, legte Wert auf ökologisches Bauen, das niedrige Betriebs- kosten und ein angenehmes Raumklima garantiert. Der Orthopäde, der Kinderarzt und der Gynäkologe, „die wa- ren meine ersten drei Ärzte“, erzählt er. Mit ebendiesem Possessivpronomen. Anfangs begab er sich auf die Suche nach mietwilligen ÄrztInnen, „heute kommen die Mieter zu 99 Prozent auf uns zu“. 15 Ärztinnen und Ärzte der ver- schiedensten Fachrichtungen, mit und ohne Kassenvertrag, sind mittlerweile im Kinder- mann-Zentrum eingemietet; „HNO und Lunge würden wir noch brauchen“, meint Kindermann. Vernetzt sind diese ÄrztInnen nur in Eigeninitiative; es gibt keine Dachorganisation und keinen Sprecher, keine ge- meinsame Ausrichtung. Da- von, dass alle in einem Zen- trum ordinieren, profitieren in erster Linie die Patien- tinnen und Patienten. Initia- tor Kindermann könnte sich durchaus eine engere Koope- ration vorstellen: „Wir haben zumindest bei der EDV die Möglichkeit für ein Netzwerk geschaffen.“ „Normales Geschäft“ Ebenfalls auf Initiative eines Geschäftsmanns aus einer medizinfremden Branche wurde das Ärztezentrum Seiersberg gegründet: Ge­ rald Kozmuth, Inhaber einer Firma für Berufskleidung, musste sein Unternehmen auf einem neuen Grundstück neu aufbauen und wurde von der Gemeinde dazu animiert, ein größeres Gebäude zu errich- ten. „Der ansässige Internist unserer Gemeinde, Manfred Großschädl, war der erste Arzt, der zu meinem gedank- lichen Projekt, Ärzte in einem Gebäude zu vereinigen, Ja sagte und den Weg mit mir bis heute geht“, so Kozmuth. Kooperation steht für den „Gründungsarzt“ in Seiers- berg weiterhin im Vorder- grund: Er betreibt mittlerwei- le eine „Internisten-Gemein- schaft“ mit Michael Kremser- Pirz. Auch die beiden Kin- derärzte arbeiten in einer Praxis zusammen. Ansonsten sind auch in Seiersberg die Ärztinnen und Ärzte nur auf Eigeninitiative vernetzt: „Je- der macht sein eigenes Ding“, resümiert Daniel Scheidbach, Allgemeinmediziner mit Fo- kus auf ayurvedischer Me- dizin. Für ihn habe es keine Vorteile, weitere ÄrztInnen im selben Haus zu haben; nur hin und wieder nutze er die Möglichkeit, einen Pati- enten zum Notfall-EKG zu den Internisten vor Ort zu schicken. Er hat die Immobi- lie, die er per Zufall über ein ausgehängtes Schild gefunden hat, aus anderen Gründen gewählt: „Ich habe hier eine große Fläche bekommen, es gibt genügend Parkplätze und eine Autobahn-Anbindung.“ Drei von sieben Ordinati- onen sind mittlerweile wieder aus dem Seiersberger Ärzte- zentrum abgewandert, unter anderem, weil der jeweilige Arzt andernorts einen Kas- senvertrag bekommen hat. Zentrumsinhaber Kozmuth sieht die Fluktuation gelassen: „Ärzte kommen und gehen, dies ist wie ein normales Ge- schäft zu sehen. Dort, wo sie mehr verdienen können, dorthin ziehen sie weiter.“ Es sei, so Kozmuth, auch nicht einfach, neue ÄrztInnen zu GUT, BESSER, ZENTRUM? Die Zukunft liegt im Zentrum, so der Grundtenor gesundheitspolitischer Planung. Ein Blick auf bestehende steirische Ärztezentren offenbart ein Bild von Diversität und zeigt auch die Grenzen des (derzeit) Machbaren auf.

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