AERZTE Steiermark | November 2019
6 Ærzte Steiermark || 11|2019 Bereich Eiko Meister Fragt die Ärzte – und hört ihnen zu Die große österreichische Befragung der Spitals ärztinnen und Spitalsärzte ist wieder abgeschlos- sen – und zeigt ein ganz einfaches Ergebnis: Die überwältigende Mehrheit findet die Begrenzung der Arbeitszeit sehr, sehr gut. Sehr vielen geht sie nicht weit genug, sie wollen nicht mehr arbeiten, als es für die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ganz selbstverständlich ist. Noch ein Ergebnis ist mehr als beeindruckend: Fast vier von zehn Arbeitsstunden müssen die Ärztinnen und Ärzte mit Administration zu- bringen. Das sind wertvolle Stunden, die für die Betreuung der Patientinnen und Patienten abge- hen. In Zeiten des Ärztemangels und der immer wieder beklagten Personalknappheit leistet sich dieses Land eine Verschwendung der ärztlichen Arbeitszeit. Das ist absurd. Ebenso absurd ist es, dass immer mehr Patien- tinnen und Patienten in die Notfallambulanzen kommen. Vor allem immer mehr, die keine Not- fälle sind. Alle diese Dinge ließen sich ganz einfach abstel- len. Mit ein bisschen politischem Mut und einem Quäntchen politischer Vernunft. Aber im Rausch des politischen Aktionismus werden stattdessen immer mehr Studienplätze verlangt (davon, dass diese Studienplätze überhaupt nur ein Minimum an Sinn ergeben, wenn gleichzeitig auch die Aus- bildungsplätze in den Krankenhäusern samt den Patientenzahlen ausgeweitet werden, redet keiner, weil offenbar keiner daran denkt). Statt Planer das Gesundheitssystem von Babel bauen zu lassen, sollte einfach mehr auf die ganz einfachen Ärztinnen und Ärzte gehört werden, die täglich ihre Arbeit machen und so manchen Unsinn ausgleichen können, aber auch ausbaden müssen. Fragt die Ärztinnen und Ärzte, hört ihnen zu und beherzigt, was ihr von ihnen hört. Ganz einfach. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a In einem Brief wenden sich die fünf Allgemeinmedi zinerInnen aus Schladming, Haus und Ramsau gegen das geplante Gesundheitszentrum in Schladming. Wir fünf Kassenhausärzte der Region Schladming, Haus, Ramsau behandeln übers Jahr etwa 20.000 Patienten in unseren Ordinationen. Der Bereich funktioniert tadellos. Wir Allgemeinmediziner haben abgestimmte Öffnungs zeiten und können auch am Nachmittag eine Anlaufstelle für Erkrankte bieten. In unseren Praxen haben – zusätz lich zur ärztlichen Medizin – auch andere Berufsgruppen einen Platz gefunden (Diätologen, Physiotherapeuten, Heilmasseure, Krankenschwestern, Psychotherapeuten …). Nun erfahren wir, dass die Gemeinde Schladming ein zusätzliches Gesundheitszentrum bauen möchte. Dies soll laut Bürgermeister Krammel zwei Millionen Euro Steuer gelder kosten. Über Inhalte kann laut Gemeindeführung keine Auskunft gegeben werden. Wir möchten hiermit darauf hinweisen, dass für eine zusätzliche Gesundheitseinrichtung in Schladming kein Bedarf besteht! Auch die bisher errichteten Gesundheits zentren in Österreich zeigen nach kurzer euphorischer Startphase ein anderes Bild: Meinungsverschiedenheiten zwischen den Ärzten und der Geschäftsführung, zwischen den Ärzten selbst, Konflikte in den verschiedenen Berufs gruppen – all dies dient sicher nicht demWohl des Pati enten. Steuergelder in ein Immobilienprojekt zu investie ren, erscheint uns nicht sehr sinnvoll. Zielführender wäre es, bestehende Strukturen zu stärken, beispielsweise durch die Bereitstellung/Förderung einer gemeinsamen Kranken schwester, Diätberaterin, Diabetesschwester, Wundschwes ter. Außerhalb der Ordinationen erfüllt die Bruderlade die Funktion einer „Gemeindeschwester“ hervorragend. Das Interesse junger Kollegen an der Landmedizin ist un ter den derzeitigen Bedingungen (Work-Life-Balance, Ar beitsbelastung) nicht gegeben und wird sich mit der der zeitigen Vorgangsweise nicht verbessern – im Gegenteil. Man darf auf das Projekt Admont verweisen. Hier findet man, trotz ausgezeichneter Infrastruktur, seit vielen Mo naten keinen einzigen Bewerber. Somit wird man es dort wohl mit wechselnden Ärzten aus den umliegenden Spi tälern versuchen müssen. Den Entscheidungsträgern in Graz sei gesagt, dass eine Umstrukturierung des Gesund heitssystems ohne Einbeziehung der niedergelassenen Versorgungsträger nicht funktionieren wird. Oliver Lammel (Bild), Klaus Karrer, Michaela Sulzbacher, Maria-Anna Thier, Thomas Zorn Es besteht kein Bedarf! 2 d batte
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