AERZTE Steiermark | Dezember 2019

ÄRZTINNEN IM BESONDEREN DIENST beim Stricken, Nähen und Bas­ teln. Dass sie Ärztinnen wer- den würden, war von Anfang an klar. „Das Medizinstudium war für mich so selbstverständ- lich wie die Matura“, erzählt Monika. Allerdings ging sie dazu nach Wien, um nicht im- mer alles mit ihrer Schwester im Doppelpack zu absolvie- ren, wie es bis zur Matura am Akademischen Gymnasium der Fall gewesen war. Brigitte hingegen blieb zum Studium in Graz. Monikas Präferenz für die Hals-, Nasen- und Ohrenheil- kunde hat sich dann erst im dritten Studienabschnitt he- rauskristallisiert. „Zunächst hat mich die HNO gar nicht interessiert und ich wollte da nicht einmal famulieren. Dann ist die Faszination er- Windbäckerei! Darin sind sich Monika und Brigitte Cartel- lieri einig: Die Windbäckerei ist ihr liebstes weihnachtliches Feingebäck, das überdies schon jahrzehntelang in der Famili- entradition verankert ist. „Un- sere Großtante war Lehrerin in Kindberg, da gab es die Kondi- torei Fritz, in der man Tiere aus Windbäckerei kaufen konnte. Als wir Kinder waren, hat sie uns immer eines geschenkt, wenn wir sie besuchen kamen“, erzählt Monika. Heute berei- ten beide Zwillingsschwestern selbst meisterhaft das zart zer- brechende Eiweißgebäck zu, denn im Frühjahr 2018 haben beide nebenberuflich die Meis­ terprüfung für Zuckerbäcker absolviert. Ein Großprojekt für die beiden Fachärztinnen: Monika ist Primaria der HNO- Abteilung im Wiener Kaiser- wacht und aus heutiger Sicht würde ich sofort wieder die- selbe Wahl treffen. Als HNO- Ärztin kann ich mit feiner funktioneller Chirurgie sehr viel bewirken“, argumentiert sie. „Und ich glaubte, den Umfang der HNO einmal so beherrschen zu können, um mit mir zufrieden zu sein. Aber auch dieses ‚kleine‘ Fach ist größer als geglaubt ...“ Mit sich selbst und ihrer Arbeit zufrieden zu sein, ist durch- aus ein Thema für die habi- litierte HNO-Primaria. Als „perfektionistisch, aber nicht zwänglerisch“ bezeichnet sie sich, zudem als „zielstrebig und offen gegenüber Verände- rungen“. Und sie meint, ihre Schwester sei ihr charakter- lich sehr ähnlich … Faszination Vielfalt Schwester Brigitte, die mit Lei- denschaft eine „solide brei- te Zahnheilkunde“ betreibt, schätzt auch in der Zuckerbä- ckerei nicht nur ein einziges Material. „Die Herausforde- rung ist die Vielfalt der ver- schiedenen Rohstoffe“, betont sie. Monika kann ebenfalls noch nicht sagen, welches ihr Lieblingsmaterial ist. Sie setzt auf Experimentierfreude, pro- biert etwas mit Schokolade aus, testet Aromen, spielt aber auch mit der optischen Erscheinung ihrer Handwerksprodukte und versucht damit, den visuellen Geschmack der Essenden zu treffen. „Ich bin einfach gerne produk- tiv“, resümiert sie. Neulich habe sie nach einem beson- Franz-Josef-Spital und Brigitte ist – nach alter Familientradi- tion – Zahnärztin mit eigener Ordination in Graz. Gebacken wird am Wochenende gemein- sam in der Heimatstadt; in Zeiten der Meisterprüfungs- Vorbereitungen, als das Wo- chenende mit Kursen verplant war, wurde zudem auch nachts geübt. „Selbstverständlich wie Matura“ Das Ziel heißt immer Perfekti- on, egal ob es sich um eine en- doskopische Nasennebenhöh- len-OP, eine ästhetisch perfekte Zahnfüllung im Frontbereich oder um das Formen einer Marzipanrose handelt. Fili- grane Arbeit liegt beiden und ihr handwerkliches Geschick haben sie von klein auf trai- niert, wenn auch damals noch Mund-Art aus ärztlichen Händen Die beiden Zwillingsschwestern Monika und Brigitte Cartellieri sind nicht nur Fachärztinnen, sondern auch Zuckerbäcker-Meisterinnen. Der Mund, durch den ihre köstlichen Kreationen wandern, ist auch der Ort ihrer ärztlichen Ex- pertise: Monika ist HNO-Primaria, Brigitte niedergelassene Zahnärztin. 16 ÆRZTE Steiermark  || 12|2019

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