AERZTE Steiermark | Dezember 2019
ÆRZTE Steiermark || 12|2019 17 ders anst ren- genden Arbeits- tag eine Tätig- keit gesucht, um wieder zur Ruhe zu kommen. „Ich habe Marzipanrosen geformt und hatte ein richtiges Aha-Erlebnis. Bis dorthin war mir gar nicht bewusst, wie sehr mich die handwerkliche Arbeit wie- der runterholt.“ Generell ent- spanne sie sich beim Backen am besten, glaubt aber nicht, dass es die magische Wirkung des Zuckers sei, die sich so positiv entfalte. „Genuss darf auch pikant sein, ich koche ja auch gerne.“ Derzeit lebt sie ihren zuckerbäckerischen Einfallsreichtum am liebsten in Form von Petits Fours aus, aber auch beim Kreieren von Pralinen. „Eine Torte braucht einen Anlass, denn da hat man gleich so viel zu essen. Petit Fours kann ich auch in kleineren Mengen backen.“ Freudige Abnehmer der Car- tellierischen Zuckerbäckerei sind neben der Familie und Freunden die Arbeitskolle- ginnen und -kollegen, in der Ordination, auf der Station. Auch der Bruder hat seine Freude mit den Backkünsten der Schwestern und nimmt ab und an eine süße Kreation mit in sein Großraumbüro. Erst schauen, dann schmecken Die Zwillingsschwestern schätzen das Selbstgebackene natürlich auch. „Aber man isst nicht mehr davon, nur weil man selbst bäckt“, stellt Monika fest. Ihre Vorliebe für dekorative süße Ver- führungen leben die beiden schon seit ihrer Kindheit aus, wenn auch zunächst vorwie- gend visuell. „Wir sind so mit zehn, zwölf Jahren vor dem Schau- fenster vom Strehly in der Sporgas- se gestanden und haben die wunder- schönen Zu- ckergusstor- ten bewun- dert.“ Später gingen sie in die di- versen Kon- d i t o r e i e n auch hinein – und tun es heute noch – und ließen sich das Be- w u n d e r t e schmecken. W ä h r e n d Monika in Wien gern die K. u. K. Hofzuckerbäcke- rei Gerstner oder Aïda fre- quentiert und auch Confiserie von Heindl zu genießen weiß, erlebt sie in Graz ein diesbe- zügliches Vakuum. „In Graz haben in den letzten Jahren sämtliche alten traditionellen Konditoreien zugesperrt“, be- dauert ihre Schwester Brigitte. „Da sind dann unsere Kind- heitsträume hochgekommen und es ist die Idee entstan- den, selbst was zu machen. Und das entweder ordentlich oder gar nicht.“ So fiel der Entschluss zur gemeinsamen berufsbegleitenden Meister- prüfung, für die sie zunächst einmal ihre prinzipielle Eig- nung unter Beweis stellen mussten, bevor sie zum Kurs zugelassen wurden. Was ih- nen mit links gelungen ist. „Der Zuckerbäckermeister ist unser Zwillingsmarkenzei- chen“, erklärt Monika. Gemeinsamer Traum Beide Schwestern nähren noch immer den Traum, spä- ter in der Pension eine eigene Konditorei in Graz zu eröff- nen. Kurz bevor der renom- mierte Zafita zugesperrt hat, haben sie ernsthaft erwogen, den Traditionsbetrieb zu ret- ten und mit einem Fachteam zusammen zu führen. Doch andere kamen ihnen bei der Übernahme zuvor und so haben sie ihr eigenes Kondi- torei-Projekt wieder in Rich- tung Pension verschoben. Mit Mitte 50 ist das ja kein unabsehbarer Zeitrahmen. Bis dorthin wird mit Ei- fer und Leidenschaft, aber auch großer Expertise geübt. „Angewandte Chemie“ nennt Monika die Zuckerbäckerei auch. Unter anderem benö- tigt sie ihre Chemie-Kennt- nisse bei der besten Zuberei- tungsart der geliebten Wind- bäckerei. Für den Kristallzu- cker nimmt man den Mixer, aber der Staubzucker darf nur von Hand untergehoben werden … Brigitte braucht zudem Florentiner, um weih- nachtliche Gefühle zu entwi- ckeln, Monika Linzer Radln und Linzer Kipferln. Die mit den in Schokolade getunkten Enden. Generell, so Monika, gebe es drei traditionelle Familienre- zepte, die die beiden Schwes tern sehr in Ehren hielten: die gebackene Topfentorte, den gedeckten Apfelkuchen und ganz spezielle gedrehte Nuss-Stangerl aus Topfen- teig. Garantiert nur ein Mal im Jahr wird in ihrer Groß- familie die Kastanientorte aus Maronipüree serviert, nämlich am Heiligen Abend. Demnächst wieder im Hause Cartellieri. Fotos: Sophie Cartellieri ÄRZTINNEN IM BESONDEREN DIENST
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