AERZTE Steiermark | Dezember 2019

Auch der Waffenraum im Eingangsbereich des Spitals kennt kein österreichisches Pendant. Da es naturgemäß verboten ist, das Kranken- haus bewaffnet zu betreten, geben Soldaten wie Milizen ihre Kalaschnikows davor ab wie wir unsere Wintermäntel an der Theatergarderobe. Recherche beim Friseur Vorbereitet hat sich Saraya auf seinen Einsatz, der wegen einer Explosion direkt neben dem Krankenhaus mit einer Woche Verspätung begonnen hat, indem er sich für die Kul- tur und die Lebensumstände interessierte. Saraya konsul- tierte das Internet; besonders lebensnahe Informationen erhielt er aber vor allem als Kunde in den Barbershops um den Grazer Griesplatz. „Einige der Mitarbeiter waren aus dieser Gegend geflüchtet. Nach ihren Erzählungen hatte ich ein sehr realistisches Bild von den Lebensumständen, die mich erwarten würden.“ Saraya bezeichnet sich selbst gar nicht als besonders mutigen Menschen. Der Hinflug in den Einsatz war der erste Flug seines Lebens und da war ihm schon mulmig zumute. „Aber man fürchtet sich meist vor dem Falschen. Die wenigsten Hilfskräfte werden durch eine Explosion verletzt; das Risiko eines Verkehrsunfalls ist viel höher.“ Und so schockierend manches Erlebnis im Einsatz auch gewesen war – Saraya Fotos: Saraya/Ärzte ohne Grenzen ÄRZTE OHNE GRENZEN ÆRZTE Steiermark  || 12|2019 29 hofft, dass dies nicht sein letz- ter gewesen sein möge. Ohne Bestechung Im Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen wird nach spe- ziellen Handbüchern thera- piert, die auf die genormte Ausrüstung der Häuser zuge- schnitten sind. „Der öster- reichische Standard ist schon noch höher – aber wenn man bedenkt, dass in Belgrad, nicht ganz so weit weg von uns, Eltern vor einer OP selbst die Nar- k o s eme d i k a - mente für ihre Kinder besorgen müssen, ist die Ausstattung dort beachtlich.“ Überhaupt sei es für die ira- kische Bevölkerung ganz un- glaublich gewesen, dass sie für die medizinische Behandlung nicht zahlen muss – und auch niemanden bestechen. Auf einer nahe gelegenen Gebur- tenstation seien Ärzte be- schäftigt, die ihr Gehalt bezie- hen, aber nie zum Dienst er- scheinen. Mit entsprechenden Geburtskomplikationen war Saraya auch in „seinem“ Schockraum konfrontiert: Kinder, die unter der Geburt steckengeblieben und verstor- ben sind, für deren Mutter jedoch noch Hilfe möglich war. Dramatisch hat der aus- gebildete Kinder-Anästhesist auch den Zustand so mancher Neugeborener erlebt: Mangel­ ernährte Säuglinge mit 1.200 Gramm Geburtsgewicht sind dort keine Seltenheit. Anästhesist Matthias Sara- ya (ganz rechts stehend mit Kolleginnen und Kollegen: Im Kran- kenhaus von Ärzte ohne Grenzen wird nach speziellen Handbüchern the- rapiert, die auf die genormte Ausrüs­ tung der Häuser zugeschnitten ist.

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