AERZTE Steiermark | Dezember 2019
ÆRZTE Steiermark || 12|2019 33 Fotos: Opernfoto, beigestellt, Fotolia SCHULÄRZTINNEN & SCHULÄRZTE A. HUBER-STUHLPFARRER, G. POLT Schulärztinnen und Schul ärzte kümmern sich seit 150 Jahren um die Gesundheit und das Wohlbefinden der an der Schule tätigen Personen. Sie sind zugleich eine nie- derschwellige und wertvolle Ressource für Kinder und Jugendliche und ein verläss- liches Sicherheitsnetz an der Schule. Gesellschaftliche Relevanz Die schulärztliche Versor- gung ist niederschwellig und wird gut angenommen 1 : SchülerInnen schätzen ihre SchulärztInnen als Vertrau- enspersonen und so werden diese gerne als „Ankerpunkt“ 2 in belastenden Situationen aufgesucht. SchulärztInnen erreichen im Rahmen der gesetzlich verpf lichtenden Reihenuntersuchung (jähr- licher Gesundheitscheck für SchülerInnen) als einzige Be- rufsgruppe im Schulsupport- system jährlich alle Schüler Innen. Damit sind sie zur Durchführung primärprä- ventiver Maßnahmen beson- ders geeignet. Die Reihenun- tersuchung bietet neben der körperlichen Untersuchung mit Erhebung epidemiolo- gisch relevanter Daten wie 1 Huber-Stuhlpfarrer, 2014 2 In Anlehnung an Ankerfunktion: Omer/Lebowitz, 2012 Prävention der SchülerInnen eine tragende Rolle. Sie fun- gieren als niederschwellige AnsprechpartnerInnen für gesundheitliche und psycho- soziale Anliegen der Schüler Innen und stehen als Vertrau- ensärztInnen allen Schüler Innen, unabhängig von deren familiärem Hintergrund – ohne Stecken einer e-Card – zur Verfügung. Eine im Jahr 2011 durchgeführte Studie in Graz 3 zeigte eindrucksvolle Korrelationen von Segregati- 3 Haring et al., 2011 Größe und Gewicht und Ab- klärungsempfehlungen bei Auffälligkeiten (z. B. Fehl- sichtigkeit, Haltungsschwä- che) die Möglichkeit, Infor- mationen zu Alkohol- und Rauchprävention zu geben, auf Essstörungen aufmerk- sam zu werden oder auch Gesprächsangebote bezüglich sexueller Aufklärung zu le- gen. SchulärztInnen empfeh- len zudem bei Bedarf sekun- därpräventiv weitere Maß- nahmen. Zudem sind sie eine wichtige Anlaufstelle bei aku- ten Erkrankungen oder Ver- letzungen sowie Erster Hilfe. Im Bundesschulwesen sind SchulärztInnen den Schu- len meist zeitlich unbegrenzt zugeteilt. Schulärztliche Ex- pertise kann so etwa für Ge- sundheitsförderungsprojekte über einen längeren Zeit- raum erfolgen und nachhal- tige Strukturveränderungen können schulärztlich begleitet werden. Weiters spielen sie für Gesundheitsbildung und on und Kindergesundheit auf: Kinder aus Familien mit nied- rigem sozioökonomischem Status hatten weniger Zu- gang zu ärztlicher Versor- gung und zeigten generell eine niedrigere Teilnahme an Präventionsprogrammen. Dieser Umstand wird auch in einer aktuelleren Umfrage aus Flandern deutlich, derzufolge 30 Prozent der Alleinerzieher Innen-Haushalte dringende Arztbesuche auf Grund finan- zieller Gründe aufschieben. 4 4 Vanobbergen, 2017 Ärztinnen & Ärzte des Vertrauens in der Schule Ergebnisse einer Praxisstudie, die als Aktionsforschung in Kooperation mit dem Institut für Unterrichts- und Schul- entwicklung der Universität Klagenfurt (IUS) am WIKU BRG Sandgasse Graz durchgeführt wurde. Dr. Günter Polt ist Landesschularzt für Steiermark. Dr. in Angelika Huber-Stuhlpfarrer ist Co-Referentin für Schulärzte in der Ärztekammer Steiermark. Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status haben weniger Zugang zu ärztlicher Versorgung.
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