AERZTE Steiermark | Dezember 2019
40 ÆRZTE Steiermark || 12|2019 Rote statt weiße Weihnacht? Zur absoluten Unzeit – im vorweihnachtlichen Advent – scheinen die Masern sich wieder hierzulande einzufinden. Diesmal setzen sie im Murtal – konkret in einer Knittelfelder Vorlksschule – an. In der ersten Dezember-Woche – und damit unmittelbar vor Drucklegung dieses Hefts – war es wieder soweit: Über 20 Volks- schülerInnen im Knittelfelder Raum ziehen sich zwangsweise vom Schulalltag zurück und müssen die nächsten Wo- chen daheimbleiben. Von der Bezirkshauptmannschaft wur- de ein Absonderungsbescheid nach dem Epidemiegesetz aus- gesprochen. Damit werden die Kinder „im Verkehr mit der Außenwelt beschränkt“, wie in § 7 des Epidemiegesetzes nor- miert. Damit sind die Kinder nicht nur am Zugang zu ihrer Schule gehindert – und man- che Eltern stehen vor einem ebenso unerwarteten wie um- fänglichen Betreuungsproblem –, auch der Besuch von Gemein- schaftseinrichtungen wie Sport- stätten oder eben in dieser Jah- reszeit üblichen Adventmärk ten, Turmblasen u. Ä. hat zu unterbleiben. „Dass die westliche Ober- steiermark in Sachen MMR- Impfung deutlichen Aufhol- bedarf hat – übrigens auch die Oststeiermark, die ja im Frühjahr vom Ausbruch mit- betroffen war –, hat unsere Regionalanalyse klar gezeigt“, weiß Michael Adomeit, Ob- mann der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgeme- dizin (WAVM). „Leider sind wieder Schulkinder betroffen“, so Adomeit: „Die Schulimp- fungen nehmen zu viele nicht in Anspruch. Daher müssen wir niedergelassene Impfärzte versuchen, diese un- oder teil- geimpften Schülerinnen und Schüler in der Ordination zur MMR-Impfung zu motivieren.“ Als Sofortmaßnahme hat die WAVM umgehend alle Eltern in einem Umkreis von 30 Ki- lometern rund um Knittelfeld, deren Kinder nur eine MMR- Impfung haben, angeschrieben und mit spezifischen MMR- Infomaterialien versorgt. Auch die niedergelassenen AllgemeinmedizinerInnen und KinderfachärztInnen so- wie SchuldirektorInnen und -ärztInnen in diesem Radius wurden per Mail mit Informa- tionsmaterial zum Aushang in Ordination, Schule und Gemeindeamt versorgt. „Ma- sern verbreiten sich ja rasend schnell. Deshalb ist es wichtig, anlassbezogene Informations- und Motivationsmaßnahmen für die Impflückenschließung sehr rasch zu setzen. Hilfreich wäre, wenn die Kolleginnen und Kollegen bei Masernfällen umgehend auch die WAVM verständigen, damit die indivi- duelle und lokale Motivations- und Informationsarbeit rasch starten kann: Wenn Kinder fehlende 2. Impfungen schnell genug nachholen, ist ja auch schon viel erreicht“, so Adomeit. Impfpflicht „Wir sind geradezu umzingelt von Ländern mit einer Ma- MASERN Erste Hilfe im Medizinrecht! 2019. XXVIII, 300 Seiten. Br. EUR 37,– ISBN 978-3-214-10212-8 Wallner Medizinrecht Dieses neue Rechtstaschenbuch gibt einen systematischen Überblick über das gesamte Medizinrecht und stellt die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Regelungen verständlich dar. Es bietet eine knappe, aber auch fundierte und umfassende Einführung in alle Bereiche des Medizinrechts: • Ausbildung und Berufsrecht der Gesundheitsberufe • Rechtsgrundlagen der Gesundheitsbetriebe (Ordinationen, Krankenanstalten etc) • Arzneimittel, Medizinprodukte und andere Medizinsubstanzen • Besonderheiten des Behandlungsvertrages • Haftung für Behandlungszwischenfälle • Finanzierung von Gesundheitsleistungen • Aufgaben der öffentlichen Gesundheitsverwaltung MANZ’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung GmbH tel +43 1 531 61 100 fax +43 1 531 61 455 bestellen@manz.at Kohlmarkt 16 ∙1010 Wien www.manz.at „Die Schulimpfungen nehmen zu viele nicht in Anspruch. Daher müssen wir versuchen, die un- oder teilgeimpften SchülerInnen in der Praxis zur MMR- Impfung zu motivieren.“ Michael Adomeit „Wir müssen jetzt die Impfpflicht gegen Masern und andere gefährliche Krankheiten ohne ideologische Berührungsängste angehen.“ Herwig Lindner
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