AERZTE Steiermark | Dezember 2019

ÆRZTE Steiermark  || 12|2019 53 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Der ganz normale Praxiswahnsinn PRAKTISCH TÄGLICH Von Ulrike Stelzl Liebes Christkind! Ich bin Hausärztin. Das bedeutet, ich habe Medizin studiert, Ausbildungen und Fortbildungen absolviert und habe einige Berufserfahrung. Als Kassenärztin gehen jeden Tag Dutzende von Menschen durch mein Sprechzimmer, also habe ich wirk- lich schon viel gesehen in meinem ärztlichen Leben. Und wenn ich das letzte Jahr vor meinem geistigen Auge vorbeistreichen lasse, kann ich mit gutem Gewissen sagen: Ich habe viel gear- beitet und geleistet, habe natürlich auch Fehler gemacht und hoffentlich daraus gelernt, und vielen Menschen geholfen. Zu den meisten war ich sogar wirklich nett und geduldig. Also, liebes Christkind: Ich finde, dass ich brav war. Und deshalb schreibe ich auch jetzt meinen Wunschzettel. Als Allererstes und Wichtigstes wünsche ich mir Anerkennung. Und dass ich als Ärztin respektiert werde. Nicht von den Pa- tienten, denn die tun das schon. Nein, liebes Christkind, die Krankenkassen bringen mich manchmal zum Weinen. Da wünsche ich mir, dass Du in den Köpfen der Sachbearbeiter irgendeinen Hebel umlegst oder was immer Du da machen kannst, damit mein Arbeitsleben leichter wird. Ein Beispiel: Ich hatte in den letzten Monaten drei Patientinnen, die dieselbe MR-Untersuchung benötigt haben. Bei der BVA: überhaupt kein Problem. Da habe ich einfach die Überweisung zum MR geschrieben und die Patientin ist hingegangen. Bei der GKK war der Chefarzt sehr nett. Er hat sich Vorbefunde und Argumente angehört und mir sogleich eine Bewilligung zukommen lassen. Meine dritte Patientin ist bei der KFA versi- chert. Und die arme Frau leidet wirklich. Und da sie schon beim Orthopäden, Gynäkologen, Endoskopiker, Urologen und beim Ultraschall war und dabei nichts herausgekommen ist, habe ich mir ihre Beschwerden noch einmal genau angehört. Und eine MR-Überweisung mit der Bitte um Bewilligung geschrieben. Die Antwort der Sachbearbeiterin kam prompt und entrüstet. Ich sei ja kein Facharzt! Wie ich also auf die Idee käme, ein MR zu wollen! Ich muss die Patientin zu irgendeinem Facharzt überweisen und der entscheidet das dann. Liebes Christkind: Ich hab auch Medizin studiert und ich kann auch Befunde interpretieren und ich kann vor allem meiner Patientin zuhören. Und mich macht es fertig, dann von einer Sekretärin abgewimmelt zu werden. Bitte mach, dass sich das ändert! Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein­ medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) „Nicht der Patient läuft, son- dern das Medikament“, ist da- her die Forderung von Meindl und Kirisitz, die auch durch Während bei der Fusionie- rung der Gebietskranken- kassen zur Österreichischen Gesundheitskasse noch vieles unklar ist, gibt es für die „Kleinen Kassen“ handfestere Ergebnisse. Die wichtigsten Punkte: SVS (SVA + SVB) y Der Honorarkatalog der SVA wird ab 1. Jänner 2020 auch für die Versi- cherten der SVB angewen- det. y Die Tarife der vormaligen Sozialversicherung der Bauern (SVB) werden schrittweise an die Tarife der SVA herangeführt. y Alle vertraglichen Rege- lungen, die seitens der SVB oder SVA gegenüber niedergelassenen Ver- tragsärztinnen und Ver- eine einstimmig beschlossene Resolution der Kurie Nie- dergelassene Ärztinnen und Ärzte bekräftigt wird. tragsärzten per 31.12.2019 bestehen, werden von der SVS übernommen. y Für das Jahr 2020 werden 10 Millionen Euro auf- gewendet, um eine erste Punktewertanpassung durchzuführen. BVAEB (BVA + VAEB) y Die Honorarkataloge der BVA und der VAEB werden in einen neuen gemeinsamen Katalog ver- eint und alle Leistungen mit dem jeweils besten Tarif abgebildet (mit Aus- nahme der Labortarife – hier gilt BVA-Tarifniveau). Alle Informationen im Detail gibt es auf den Websites der Ärztekammer Steiermark (www.aekstmk.or.at) und der ÖÄK (www.aerztekammer.at ) Foto: Stelzl, Fotolia SVS, BVAEB: Alles fix

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