AERZTE Steiermark | Februar 2020
ÆRZTE Steiermark || 02|2020 11 COVER zu einem wesentlichen Teil unser Vertragspartner liefern. Wenn ich diese Daten nicht bekomme, wird es mühsam. Wir haben nicht die gesetz- lichen Möglichkeiten, die Ba- sisdaten einzufordern. Das ist einer der großen Schwach- punkte im System. Da müssen wir eher mehr machen als we- niger. Da hoffe ich, dass das Gesamtverständnis der Ärzte über die eigene Kassenstelle hinausgeht. Müsste man den Ärztinnen und Ärzten die Sinnhaftigkeit elektronischer Dokumentati- on besser vermitteln? Harb: Das glaube ich schon. Wenn ich von jemandem et- was will und nicht vermitteln kann, warum ich es will, wird er es nur unwillig tun. Da kann man sicher mehr tun. Etwas nur hinzuwerfen und nicht zu erklären, warum es für das gesamte Versorgungs- system wichtig, das ist zu wenig. Mit der SVS und der BVAEB rechnen Ärztinnen und Ärzte monatlich ab, mit der ÖGK jedoch vierteljährlich. Wird es auch zu einer monatlichen Abrechnung mit der ÖGK kommen? Harb: Das kann ich nicht sagen. Ich schließe aber nicht aus, dass es kommen wird. diale Berichterstattung ange- wiesen. Harrer: Festzuhalten ist, dass man in den letzten beiden Jahren vieles versucht hat, um Abhilfe zu schaffen. Wir haben aber alle zur Kenntnis nehmen müssen, dass es nicht so einfach ist. Auch mehr Geld hat nicht den erwünsch- ten Effekt. Damit wir vom Geld wegkom- men: Eines der immer wieder beklagten Phänomene ist der hohe Verwaltungsaufwand für Kassenärztinnen und -ärzte. Sehen Sie das auch so? Harrer: Als Unternehmer sage ich, dass kein selbständig Tätiger aufwändige Büroar- beiten schätzt. Da glaube ich, dass ich die Ärzte einschlie- ßen darf. Grundsätzlich ist es das gemeinsame Ziel, mög- lichst viele Kapazitäten für die eigentlichen Leistungen freizuschaufeln. Aber eine ordnungsgemäße Darstellung und Verrechnung der Leis- tungen wird sich nicht ver- meiden lassen. Da kann ich nur appellieren, auch an die Interessenvertretung, bei der Weiterentwicklung digitaler Angebote aktiv mitzuwirken. Die elektronische Abrechnung gibt es seit Anfang der 2000er- Jahre … Harrer: Das ist nicht des Pudels Kern. Über elektro- nische Angebote bekommen wir mehr Einheitlichkeit und Organisation. Ich bin immer darauf angewiesen, dass alle mittun und kann mich nicht nach den wenigen richten, die nicht wollen. Harb: Dazu möchte ich et- was ergänzen. Dass die Ärzte nur einmal pro Monat eine Rechnung schicken und sonst nichts dokumentieren wol- len, kann ich schon verste- hen. Aber so funktioniert Gesundheitsversorgung nicht. Die Verantwortung für eine funktionierende Gesund- heitsversorgung tragen nicht der einzelne Arzt und die Ärztekammer, sondern Bund, Land und Sozialversicherung. Dazu brauchen wir eine Da- tenlage. Und die muss uns Gesundheitsberufe zusam- mengefasst. Es ist mir nicht bekannt, dass man davon abweichen will. Ob es die eine oder andere Kassenstelle gibt, ist für mich persönlich nicht entscheidend. Aber die große Strategie ist eine andere, und die wird sich wohl auch nicht ändern. Harrer: Im Gegenteil. Das war ja ein Prozess. Die Frage ist aber vor allem, wie orga- nisiert man es, und wie findet man die handelnden Per- sonen. Wir haben – nicht nur in der Kinder- und Jugend- psychiatrie – Schwierigkeiten, die behandelnden Ärzte zu finden. Die Kinder- und Jugendpsychi- ater sagen, sie würden Kassen- stellen übernehmen. Harb: Das ist ganz spannend. Dort wo wir keine brauchen, würden die Ärzte es machen, dort wo wir sie brauchen, will es keiner. Wir sprechen von 6 fachärzt- lichen Stellen für Gynäkologie und Kinder- und Jugendheil- kunde. Harb: Die mediale Berichter- stattung sagt etwas anderes. Die spricht von einem Not- stand. Sie sind ja nicht auf die me- „In der gesamten Steiermark gab es weder niedergelassene KJP-Fachärztln- nen mit Kassenvertrag, noch eine dies- bezügliche Fachärztlnnenausbildung …“ Aus: Volksanwaltschaft, Sonderbericht Kinder und ihre Rechte in öffentlichen Einrichtungen, 2017 Harrer und Harb: Unter- schiede bleiben vorerst auf- recht. „Ich halte das Vertragspartnersystem ohne Wettbewerb zwischen den Anbietern für gesellschaftlich sehr wichtig.“ Vinzenz Harrer
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