AERZTE Steiermark | Februar 2020
ARZT IM BESONDEREN DIENST Onkologie per Zufall Als er im Jahr 2005 sein Medizinstudium abschloss, war es für Absolventen noch schwierig, eine postpromotio nelle Ausbildungsmöglich- keit zu finden. Weder in der Facharztausbildung noch für den Turnus war eine Stelle zu bekommen. Für ein knappes Jahr kam Sauseng schließ- lich als Ausbildungsassistent im Department für Onkolo- gie der Abteilung für Innere Medizin in der bayrischen Bavaria-Klinik unter. „Davor war die Onkologie für mich kein Thema.“ Danach sollte er nicht davon loskommen. Als er dann doch einen Tur- nusplatz bekam, kehrte Sau- seng nach Graz zurück und gelangte im Zuge der Fächer- Rotation schließlich an die Chirurgie in Leoben. Mit Professor Hans Rabl fand er dort „eine prägende Gestalt“ für sein weiteres ärztliches Leben – und einen neuer- lichen Anknüpfungspunkt an die Onkologie. Sauseng been- „Florettfechten und Pankreas- chirurgie – das sind für mich die Königsdisziplinen des Fechtsports wie der Bauch- chirurgie“, erklärt Siegfried Sauseng. In beiden zeigt der 39-Jährige großes Talent – und wohl auch einen sehr persön- lichen Hang dazu, sich gerade am Schwierigen zu beweisen. In der einen wie der anderen Kunst erweist er sich als „Herr der Klinge“, doch letztlich hat er sich dafür entschieden, den Großteil seiner Kraft der Chirurgie zu widmen. Erst mit Jahresbeginn wechselte er vom LKH Hochsteiermark in Leoben nach Graz, um sei- ne bisherigen Kenntnisse der Pankreaschirurgie im über- regionalen Zentrum zu ver- feinern. Diese Schwerpunkt- setzung war nicht immer so eindeutig, denn Sauseng re- üssierte schon mit 16 Jah- ren als bester österreichischer Herrenflorett-Teilnehmer der Junioren-WM auf Teneriffa. Zu einer Zeit, als er eigentlich noch vorhatte, Jurist zu wer- den. Sein Vater Gerhard, Chi- rurgie-Primar in Mariazell, sympathisierte durchaus mit dieser Berufswahl abseits der Familientradition. Es sollte anders kommen: „Am Ende der Schulzeit habe ich mich dann doch entschieden, gegen die Empfehlung des Vaters Medizin zu studieren“, erzählt Sauseng. Als Synthese seiner beiden beruflichen Ambiti- onen erschien ihm zunächst die Gerichtsmedizin verlo- ckend, doch letztlich war ihm auch der Patientenkontakt wichtig. Degen und Säbel. 1999, im Jahr seiner Matura, wurde Sauseng Österreichischer Juniorenstaatsmeister im Herrenf lorett, 2005 Öster- reichischer Vizestaatsmeister. Seine beste Platzierung in der Weltrangliste war die Nummer 296 und er focht als Mitglied der Österreichischen Herrenflorett-Weltcupmann- schaft. Doch eines blieb ihm zu seinem großen Bedauern versagt: die Teilnahme an Olympischen Spielen. „Die hätte ich mir leistungsmäßig schon zugetraut, aber im Tur- nier konnte ich nicht immer meine volle mentale Stärke abrufen. Könnte ich heute die Zeit zurückspulen und im Fechten jene Coolness haben, die ich jetzt im Beruf habe, sähe es wohl anders aus“, ist er überzeugt. Dafür meistere er durch die Grenzerfahrungen im sportlichen Wettkampf nun schwierige Situationen im OP umso souveräner. „Ich dete seinen Turnus und ging vorerst nach Schladming zum Beginn einer chirurgischen Aus- bildung, denn in Leoben war keine Assistenzarztstelle frei. Aber er hatte ein Ziel: zurück zu Professor Rabl. Und wenn Siegfried Sau- seng ein Ziel hat, dann verfolgt er es beharrlich. Als Arzt wie als Fechter. Zu Jahresbeginn 2011 wurde er Assistenz- arzt beim verehrten Professor. Coolness im Beruf Und auch als Fechter war es für Sauseng typisch, nicht lo- ckerzulassen. „In meinen Ju- gendjahren habe ich achtmal pro Woche trainiert, wovon drei Trainingstermine um sechs Uhr in der Früh stattge- funden haben.“ Seine Beharrlichkeit und das r e g e l mä ß i g e Training ab dem sieben- ten Lebensjahr haben sich ge- lohnt: Neben dem Erfolg auf Teneriffa konn- te er zahlreiche Medaillen bei s t e i r i s c h e n u nd ö s t e r - r e i c h i s c h e n Meisterscha f- ten erringen, mit Floret t, Herr der Klinge Siegfried Sauseng führt beim Fechten und in der onkolo- gischen Bauchchirurgie eine feine Klinge. Auf der Planche wie am OP-Tisch sucht er die Herausforderung in der Präzision. 14 ÆRZTE Steiermark || 02|2020
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