AERZTE Steiermark | Februar 2020

ÆRZTE Steiermark  || 02|2020 15 lasse es nie so weit kommen, dass ich nervös werde.“ Furchterregender Fechter Aber auch am Florett hat Sau- seng Niederlagen nicht ein- fach so eingesteckt und ist nie von der Planche, der Fecht- bahn, geschlichen. „Selbst wenn ich ein Gefecht nicht ge- winnen konnte, habe ich nicht nachgelassen und mein Geg- ner war am Ende trotz seines Sieges vomKampf gezeichnet.“ Marco Haderer, seinerzeit Ge- neralsekretär des Österreichi- schen Fechtverbands, nannte einmal im Interview auf die Frage, woran er beim Wort „furchterregend“ als Erstes denke, einfach nur Siegfried Sausengs Namen. Fechten sei nicht nur eine sportliche Disziplin, sondern auch eine Art Philosophie, meint Sauseng, der in sei- ner aktivsten Saison 22 Be- werbe bestritten hat. Neben Grundfitness und sorgsam eingeübter Technik seien es die raffinierten Strategien, die den erfolgreichen Florettfech- ter kennzeichnen. „Da gibt es die sogenannte zweite Inten- tion, bei der man den Gegner durch eine Finte gezielt zu ei- ner Aktion herausfordert, auf die man selbst vorausblickend bereits die richtige Reakti- on, also Parade, im Sinn hat“, erklärt Sauseng. Von den drei Waf- fengattungen Flo- rett, Säbel und Degen favorisiert Sauseng eindeutig das Florett. „Hier muss man sich das Treffervorrecht erst erwerben, die er- laubte Trefferfläche beschränkt sich auf den Ober- körper und nur der gestoßene Treffer zählt. Die Aktionen, die man ausführt, sind da- durch kleiner, aber technisch feiner“, erklärt er seine Vor- liebe. Erster Steirer Sein Talent für das feine, prä- zise Arbeiten beweist er auch in der onkologischen Chi- rurgie, auf die er sich unter Professor Rabls Förderung spezialisiert hat. Und so hat er als erster steirischer Arzt im vergangenen Herbst in Wies- baden die Europäische Fach- arztprüfung für onkologische Chirurgie absolviert. Mit Jahresbeginn wechselte er an die Universitätsklinik für Chirurgie in Graz. „Ich habe gespürt, ich muss so- zusagen an die Spitze der Nahrungskette, also an die Universitätsklinik.“ Neben der Präzision schätzt er an der onkologischen Speziali- sierung vor allem die Arbeit im Team mit den interventi- onellen und diagnostischen Radiologen, den Anästhe- sisten und Intensivmedizi- nern sowie den Pathologen. „Auch wenn in Leoben schon sehr viel gemacht wird, sehe ich mit leuchtenden Augen, was in Graz onkochirurgisch möglich ist – von der intrao- perativen Bestrahlung bis hin zur Sarkom-Behandlung.“ Vom Sportvirus befallen Neben der beruflichen Spezia- lisierung blieb Sauseng in den vergangenen Jahren kaum Zeit zum Fechten. Aber er hofft, die Zeit, die er durch die Zusammenlegung von Wohn- und Arbeitsort gewonnen hat, für eine Wiederaufnahme der fechterischen Aktivitäten nutzen zu können. Sportlich ist er über die Jahre ohnehin geblieben. Nun kann er in der Früh zur Arbeit laufen und auch die Freizeit ist der körperlichen Ertüchtigung, insbesondere dem Mountainbiken und Ski- touren gewidmet. Gott sei Dank, meint er, seien auch seine Frau und der gemein- same Hund „vom Sportvirus befallen“. Die Einzige, die Sausengs Ehrgeiz und Speed ein wenig bremsen könnte, ist die Neue in seinem Leben: Tochter Helena-Maria, die im letzten Herbst zur Welt gekommen ist. Für sie hat er heuer die üblichen Skitouren entschärft: „Wir gehen derzeit nur sanfte Touren, also ei- nen Forstweg hinauf, den wir dann im Stemmbogen herun- terfahren. Aber die Tochter ist im Ski-Anhänger dabei.“ Fotos: beigestellt ARZT IM BESONDEREN DIENST „Ich lasse es nie so weit kommen, dass ich nervös werde.“

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