AERZTE Steiermark | Februar 2020
6 ÆRZTE Steiermark || 02|2020 BEREICH Eiko Meister Die Geduld ist sehr bald aufgebraucht Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß hat in einem Interview angekündigt, dass sie als gelernte Wissenschafterin und Universitätsprofes- sorin faktenbasierte Gesundheitspolitik machen will. Das ist erfreulich zu hören. Es gibt nämlich ein Thema, wo es für Faktenba- siertheit hoch an der Zeit wäre. Viele Ärztinnen und Ärzte klagen darüber, dass immer mehr Pati- entinnen und Patienten die Ambulanzen stürmen. Darunter sehr viele, die keine Notfälle sind. Auf diese immense und überhaupt nicht notwendige Belastung haben wir immer wieder hingewiesen. Ich will nicht sagen, dass die Warnungen nicht gehört wurden. Es gab und gibt immer wieder Besprechungen dazu. Nur: Die Last wird immer noch größer. Als das Gesundheitstelefon 1450 eingeführt wur- de, haben wir die Befürchtung geäußert, dass da- durch die Belastung noch größer wird. Ganz im Gegenteil, lautete die Antwort, alles würde besser. Gleichzeitig hat man Fakten versprochen. Sie zu beschaffen sei überhaupt kein Problem. Es gäbe alle Zahlen auf „Knopfdruck“. Heute wissen wir: Es gibt sie nicht – und schon gar nicht auf Knopfdruck. Es würde aber erwogen, eine Studie in Auftrag zu geben, um das Phänomen und seine Ursachen zu erforschen. Das ist schön. Weniger schön ist, dass die Bereitschaft das Problem zu untersuchen erst jetzt bekundet wird. Mit Glück und wenn alle Beteiligten (Gesundheitsfonds, Kasse, RK) mitspielen, werden Ergebnisse im 3. Quartal dieses Jahres vorliegen. Was dann mit den Daten passiert, ist offen. Bis dahin geht es so weiter, wie bisher? Inakzeptabel! Verstehen Politik, Planer und Systemmanager wirklich nur die Sprache des Protests? Helfen Argumente nichts? Müssen Spitalsärztinnen und -ärzte erst die „Gelbwesten“ anziehen? Das können sie haben. Die Geduld ist aufgebraucht. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Einem deutschen Universitätsklinikum reicht es. Es hat die folgende Presseinformation veröffentlicht, die ganz offen bar nur einen Zweck hat: die Berichterstattung einzudäm men. Informationen zur Risikoeinschätzung und Handlungs- empfehlungen Wegen der Berichterstattung über das Coronavirus gehen aktuell zahlreiche Anrufe von besorgten Bürgerinnen und Bürgern in der Telefonzentrale, in Ambulanzen und auch in den Notaufnahmen des Universitätsklinikums Erlangen ein. Diese Anrufe beeinträchtigen zunehmend den alltäg- lichen Betrieb des Universitätsklinikums. Daher der Hin- weis auf folgende Informationen: Personen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten ha- ben (z. B. inWuhan, China) oder Personen, die Kontakt mit einer an dem neuartigen Coronavirus erkrankten Person hatten, und innerhalb von 14 Tagen Krankheits- zeichen wie Fieber oder Atemwegsprobleme entwickeln, sollten ihre Ärztin oder ihren Arzt anrufen und das wei- tere Vorgehen zunächst telefonisch besprechen. […] Wichtige Aufgabe des Uni-Klinikums ist es, Patienten bestmöglich zu versorgen. Das Uni-Klinikum ist darauf vorbereitet, erkrankte Patienten, die stationär aufgenom- men werden müssen, imVerdachtsfall auf das Coronavi- rus zu testen. Ein Test ohne Einweisung durch einen Haus- arzt ist nicht möglich, auch nicht für Selbstzahler. Sollte ein Patient an demCoronavirus lebensbedrohlich erkrankt sein, kann er amUni-Klinikummit allen Mög- lichkeiten der modernen Medizin bestmöglich und ohne Gefährdung für Personal oder andere Patienten versorgt werden. Die Pressestelle des Uni-Klinikums vermittelt derzeit KEINE Interviews von Experten zumCoronavirus, da zu diesemThema mittlerweile alles gesagt wurde, was gesagt werden kann. Der Text der Medieninformation des Universitätsklinikums haben wir 1:1 abgebildet. Weggelassen wurden nur jene Teile, die spezifisch auf die Verhaltensregeln hinweisen, die nur in Deutschland Gültigkeit haben. Mehr Informationen auf Seite 16. 2 D BATTE Aus einer Medieninformation Keine Panik vor dem Coronavirus
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