AERZTE Steiermark | Februar 2020
Seit 1. Jänner ist die eigenständige steirische GKK Geschichte und die Österreichische Gesundheitskas- se Realität. Vinzenz Harrer ist der erste Landesobmann, der bisherige GKK-Obmann Josef Harb sein Stellvertreter. Alle halben Jahre wird getauscht. Veränderungen finden bisher vor allem intern statt. COVER 8 ÆRZTE Steiermark || 02|2020 „Das wird sich schrittweise entwickeln müssen“ MARTIN NOVAK Haben Sie sich schon in der ÖGK eingelebt? Harrer: Eingelebt ist schwer zu definieren. Wir kennen ja beide das Haus gut, wir haben nur neue Rollen. Wir sind im Haus gut verankert, aber vieles Organisatorische ist erst im Werden. Die ÖGK entwickelt sich schrittwei- se, auch die Ansprechpart- ner im Haus kommen schön langsam in ihren Rollen an. Äußerst positiv zu sehen ist aber, dass der Jahreswechsel keine großen Überraschun- gen gebracht hat und dass der Übergang von den Ge- bietskrankenkassen zur ÖGK für die Versicherten sehr gut funktioniert hat. Harb: Nicht nur die Rollen in der Selbstverwaltung ha- ben sich drastisch verändert, sondern auch die Funktionen in den Bereichen und Abtei- lungen. Damit braucht auch das Zusammenspiel zwischen Selbstverwaltung und haupt- amtlichem Bereich ein biss- chen Zeit. Dass die Versicher- ten in der ersten Phase von der Veränderung möglichst wenig mitbekommen, war das Ziel. Aber jetzt müssen wir das mit Leben erfüllen, um die Interessen der Versicherten gut zu vertreten, unsere Ka- näle zu den zentralen Stellen möglichst gut aufbauen. Das geht nicht auf Kommando, das muss sich entwickeln. Wir wollen aber zu einer guten Zusammenarbeit finden. Per- sönlich bin ich ein bisschen skeptisch, ob die bewährte Zusammenarbeit mit dem Land, dem Gesundheitsfonds und unseren Partnern gleich weitergehen kann. Das muss sich erst beweisen, die Struk- turen sind sehr eng gefasst. Herr Harb, Sie haben ja gegen diese Fusion und für die Eigen- ständigkeit der GKK gekämpft. Jetzt sind Sie Teil dieser neuen Gesundheitskasse. Wie gehen Sie damit um? Harb: Das ist ein Spagat. Grundsätzlich bin ich aber entsandt, um die Interessen der Versicherten zu vertreten. Dass muss ich mit den Mit- teln, die sich bieten, bestmög- lich tun. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die jet- zige Struktur nicht der Weis- heit letzter Schluss ist. Aber wir müssen das zur Kenntnis nehmen und das Beste daraus machen. Ich muss als Vertre- ter der Arbeitnehmerseite die Qualität der Gesundheits- versorgung bestmöglich un- terstützen. Es muss wieder Projekte aus der Landesstelle heraus geben, auch wenn das nicht einfacher, sondern eher schwieriger wird. Aber wenn ich das nicht akzeptiert hätte, hätte ich mich nicht bestellen lassen dürfen. Harrer: Das Haus ist über die Dienstnehmerseite all die Jahre sehr gut geführt worden. Das darf man nicht übersehen. Jetzt ändern sich die Rollen, in denen wir uns erst finden müssen – da bin ich bei Josef Harb. Aber man muss dem neuen System jetzt Zeit und Raum geben, sich zu entwickeln. Auch das alte Sys- tem hat sich über Jahrzehnte entwickelt. Es ist nicht in den letzten zwei, drei Jahren um Klassen besser geworden, sondern es ist permanent adaptiert und an die Zeit angepasst bzw. in manchen Bereichen auch reformiert worden. Das ist ein dauernder Prozess und genau diese Pro- zesse werden wir auch im neu- en System haben. Es werden auch zunehmend Menschen das neue System gestalten, die das alte gar nicht gekannt ha- ben. Die Wehmut gegenüber dem alten System werden die meisten über die Jahre nicht mehr verspüren, weil sie es gar nicht kennen. Deswegen liegt es an den handelnden Personen. Die Partnerschaft zwischen Dienstgeber- und Dienstnehmervertretern ist mir wichtig. Entscheidend wird sein, was wir daraus machen. Wenn wir das in gutem Einvernehmen und mit dem richtigen Augen- maß betreiben, werden wir einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Systems leisten. Wenn wir uns nur mit den fraktionellen Positionen auseinandersetzen, werden wir nicht die Kapazität haben, die sich die Versicherten von uns erwarten. Ich bin froh, dass Josef Harb als Dienst- nehmervertreter im Haus ge- blieben ist, weil gerade in die- sem Übergang Vorwissen nie schaden kann, auch wenn es teilweise wehtut, wenn man sich mit den Veränderungen auseinandersetzen muss. Was sind die gravierenden Veränderungen für Partner und Versicherte? Harrer: Für den Versicher- ten hat sich merklich sehr wenig verändert. Solange der Versicherte seine Leistungen im Wesentlichen unverändert konsumieren kann, wird er die neue Struktur kaum in Frage stellen. Viel verändert hat sich in der Struktur der Leistungserbringung – wir haben zum Beispiel eine an- dere Verantwortung gegen- Vinzenz Harrer
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