AERZTE Steiermark | März 2020

ÆRZTE Steiermark  || 03|2020 11 COVER nen genommen. Das System sagt, das brauchen wir nicht.“ Helfen Bücher? „Beim heutigen sehr konstruk- tiven Treffen mit den bei- den Ärzten Dr. Loewit und Prof. Dr. Likar habe ich einen guten Einblick in die alltäg- lichen Herausforderungen von ÄrztInnen in Österreich erhalten. Besprochen wur- den unter anderem die ver- schiedenen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems für die kommenden Jahre sowie kon- zin braucht es weniger den fi- nanziellen Anreiz als vielmehr eine Qualitätssteigerung. Dem Arzt muss genug Zeit gewährt werden, um seine Patienten entsprechend zu betreuen und zu behandeln. Und an die Adresse der Sozialversiche- rung: Die Krankenkasse … vergütet die Ärzte in Österrei- ch nach einem alten Entloh- nungsschema, erwartet aber eine zeitgemäße medizinische Leistung. Loewit lässt auch ärztliche Selbstkritik anklin- gen: „Zum kleinen Teil haben wir uns selbst aus dem Ren- Manifest der Menschlichkeit Die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiolo- gie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) hat ein „Manifest für eine menschlichere Medizin“ ver- öffentlicht. Der zugehörige Artikel von Rudolf Likar, Klaus Markstaller, Achim von Goedecke, Waltraud Stromer, Gerhard Fritsch und Jürgen Wallner ist im Frühjahr 2019 in der Wiener Medizinischen Wochen- schrift als „letter to the editor“ erschienen. „Unser Manifest für eine menschlichere Medizin ist unser Versprechen an unsere Patientinnen und Patienten, ihr Wohl und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen; ist unsere Einladung an alle Kolleginnen und Kollegen, auch in anderen Fächern und Gesundheitsberufen, diese Werte im Krankenhausalltag zu stärken und gemein- sam zu leben; ist unser Appell an Verantwortungs- und Entscheidungsträger in gesundheitspolitischen Institutionen, Rahmenbedingungen zu gewährleisten, die stets eine Umset- zung dieser Werte und Grundsätze ermöglichen“, heißt es in dem Text. Das sind die Grundpfeiler des Manifests: y Zuwendungsmedizin: Arzt-Patient-Beziehung braucht Zeit. y Der menschliche Faktor: Investitionen in humane Ressourcen. y Solidarität und Verteilungsgerechtigkeit: Gleicher Zugang zum medizinischen Fortschritt. y Umfassende Hilfe: Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Organe. y Ethische Effizienz: Über- und Unterversorgung vermeiden. y Mit den Ressourcen haushalten: Umverteilung sichern, Sparen ist nicht das Ziel. y Gesundheitssystem und Krankenhaus: Den ärztlichen Sachverstand nutzen. Der gesamte Text findet sich in der „Wiener Klinischen Wochenschrift“, 27. März 2019. letter to the editor Wien Med Wochenschr https://doi.org/10.1007/s10354-019-0692-0 ÖGARI Ethik-Manifest für eine menschlichere Medizin Rudolf Likar · Klaus Markstaller · Achim von Goedecke · Waltraud Stromer · Gerhard Fritsch · Jürgen Wallner Eingegangen: 16. Januar 2019 / Angenommen: 15. März 2019 © Springer-VerlagGmbH Austria, ein Teil von Springer Nature 2019 DieEntwicklungen,dieunserGesundheitssystemprä- gen, sind der rasante Wissenszuwachs und eine Viel- zahl medizinisch-technischer Innovationen, die Ver- fügbarkeit von immer mehr effektiven, aber auch kos- tenintensiven Therapieoptionen und ein hoher Grad an Spezialisierung mit einer zunehmenden Technik- Orientierung in der Medizin. Dazu kommt der de- mographische Wandel mit einem steigenden Versor- gungsbedarf, vor allem für multimorbide, chronisch kranke, ältere Patientinnen und Patienten. Trends, die sowohldas Arzt-Patient-Verhältnis als auch die Vertei- lungsgerechtigkeit vor neue Herausforderungen stel- len [ 1 ]. Aus Sicht der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) erfordern diese Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems und ihre Auswirkungen auf die Patientenversorgung eine Besinnung auf zentrale Fürsorge. Vor diesem Hintergrund bekennen wir, die ÖGARI, uns zu den nachfolgend angeführten Prin- zipien, die unsere Tätigkeit und den Spitalsalltag bestimmen sollen und organisatorischen oder öko- nomischen Rahmenbedingungen vorangestellt sein sollen. Sie sind unser Plädoyer für eine solidarische und menschliche Medizin für unsere Patientinnen und Patienten. Vertreterinnen und Vertreter unseres Fa- ches sind an vielen Stellen des Betreuungsverlaufs in Kontakt mit Patientinnen und Patienten und kön- nen schon deshalb Vieles zu einem ganzheitlichen Blick auf die Versorgung beitragen. Oft sind bereits im präklinischen Bereich, etwa beim Rettungsein- satz, notfallmedizinisch tätige Anästhesistinnen und Anästhesisten vor Ort. Sie engagieren sich anschlie- ßend auch in der Notaufnahme oder im Schockraum, bei der nachfolgenden Operation und in der pe- Fotos: Jürgen Fuchs/Kleine Zeitung Rudolf Likar im Gespräch mit Kleine- Zeitung-Ge­ sundheitspoli­ tik-Redakteur Didi Hub- mann: „Wir sind hartnäckig …“ Im mit 180 Besucherinnen und Besuchern übervollen Fo- yer des Styria Media Center präsentierte Rudolf Likar Mitte Februar sein Buch. Am gleichen Tag fand eine Prä- sentation mit Günther Loewit in der Thalia in Wien statt. Die beiden gut be- kannten Ärzte hatten zuvor vom Buch des jeweils anderen nichts gewusst.

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