AERZTE Steiermark | März 2020
ÆRZTE Steiermark || 03|2020 21 bereichen und riskieren da- mit Kostenverschiebungen in andere Bereiche, ohne Kosten zu sparen. Viele Modelle ori- entieren sich auch eher am Foto: Schiffer NETZWERKE Welche Arten von Ärzte- und Gesundheitsnetzwerken gibt es? Oggier: Grundsätzlich gibt es eine fast unbeschränkte Vielfalt davon. So kann es Netzwerke von Ärzten glei- cher, oder solche verschie- dener Fachrichtungen geben. Oder Netzwerke, wo nur Ärzte engagiert sind, und solche, in denen sich auch nicht-ärztliche Gesundheits- berufe engagieren. Die Netz- werke können sich nach ihrer juristischen Form oder bei- spielsweise auch nach ihren Eignern unterscheiden. So können etwa Spitäler, Ärzte selbst, Krankenversicherer oder der Staat Träger von sol- chen Netzwerken sein. Welchen Nutzen können und sollen sie haben? Oggier: Ursprünglich ent- standen Netzwerke internati- onal oft aus Kostengründen. Ziel war dabei, die Erbrin- gung medizinischer Leistun- gen aktiv zu beeinflussen und zu steuern. In jüngerer Zeit wird vor allem in Westeuropa vermehrt auch das Argument verwendet, dadurch die Qua- lität verbessern zu können. Was hemmt sie, was kann sie gar zum Scheitern bringen? Oggier: Viele Netzwerke sind insbesondere in der Anfangs- phase zu Hausärzte-fokus- siert. Viele Menschen haben aber gar keinen Hausarzt mehr. Die Modelle können nicht einfach multipliziert werden, weil sie in ländlichen Gebieten anders gestaltet wer- den sollten als in städtischen. Mit falsch gesetzten Rahmen- bedingungen können solche Modelle die Risikoselektion stark fördern. Die Modelle orientieren sich oft nicht an den volkswirtschaftlichen Kosten, sondern nur an Teil- Der Schweizer Gesundheitsökonom Willy Oggier hat bei der „Styria med.net“ -Veranstaltung ein vielbeachtetes Referat gehalten. Im AERZTE Steiermark-Gespräch erläutert er seine Sicht auf Netzwerke. „Ärzte braucht es auch in Zukunft …“ „Ursprünglich entstanden Netzwerke international oft aus Kostengründen … In jüngerer Zeit wird vor allem in Westeuropa vermehrt auch das Argument verwendet, dadurch die Qualität verbessern zu können.“ Willy Oggier (Dr. oec. HSG) hat an der Hochschule St. Gallen Volkswirt- schaftslehre studiert und auf diesem Gebiet auch dokto- riert. Nach einigen Jahren Tätigkeit an der Hochschule St. Gallen hat er sich 1996 selbstständig gemacht. Er ist Inhaber der Willy Oggier Gesund- heitsökonomische Beratungen AG , Präsident von SW!SS REHA , des Verbands mit den schärfsten Qualitäts-Kriterien für schweizerische Rehabilitationskli- niken, und gehört zu den führenden Gesundheitsöko- nomen der Schweiz.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=