AERZTE Steiermark | März 2020

22 ÆRZTE Steiermark  || 03|2020 NETZWERKE » Je besser meine Patienten über ihre Erkrankung Bescheid wissen, umso aktiver nehmen sie an ihrer Behandlung teil! « Schulung für Bluthochdruck-Patienten (0316) 80 35-1855 www.stgkk.at/herzleben Kappen des Zugangs zur Ver- sorgung als an der Prävention. Und: Viele Modelle wollen steuern statt beraten und len- ken. Je nach Kultur kommt dies schief an. Was unterscheidet urbane von ländlichen Netzwerken? Oggier: Urbane Netzwerke haben eher größere Einzugs- gebiete und stehen oft zu ande- ren frei praktizierenden Netz- werken und Gruppenpraxen im Wettbewerb. Ländliche Netzwerke verfügen teilweise über Monopolsituationen, weil es nur ein solches Netz- werk im Einzugsgebiet gibt. Festzustellen ist oft auch, dass die Netzwerke auf dem Land eher lose zusammenarbeiten, während sie sich in urbanen Gebieten oft auch unter ei- ner gemeinsamen juristischen Form zusammenschließen und räumlich am gleichen Ort zusammenarbeiten. Was sollten Gesetzgeber tun? Oggier: Weil die Ausgangsla- gen nach Regionen, topogra- fischen, demografischen und sozialen Verhältnissen un- terschiedlich sind, sollte der Gesetzgeber die allgemein zu erfüllenden Rahmenbedin- gungen vorgeben und dann möglichst viel Wettbewerb zulassen. Wettbewerb ist aus gesundheitsökonomischer Sicht das Instrument der Wahl, wenn es darum geht, Innovationen in ein System zu tragen. Welche finanziellen Anreize sind sinnvoll, welche nicht? Oggier: Idealerweise sollte die Finanzierung über die gesamte Behandlungskette gleich ausgestaltet sein. Fi- nanzielle Verzerrungen bei- spielsweise durch öffentliche Subventionen für den Spi- talsbereich sollten vermieden werden. Wenn man mehr Wettbewerb zulässt, sollten die Rahmenbedingungen auch so ausgestaltet sein, dass in einem Sozialversicherungs- system der Wettbewerb nicht um die Selektion finanziell guter Risiken gestaltet wird, sondern um gute Versorgung. Damit ist vor allem die Ein- führung eines morbiditäts­ orientierten Risikoausgleichs unter Krankenversicherern angesprochen. Sollen Patientinnen und Pati- enten eher über Anreize oder über Zwang gesteuert werden? Oggier: Aus gesundheits­ ökonomischer Sicht ist wich- tig, dass Versicherte wählen können, einerseits bei der Wahl der Leistungserbrin- ger. Andererseits – und hier hat Österreich besonderen Nachholbedarf im Vergleich zu Deutschland oder der Schweiz – sollte auch der Ver- sicherer periodisch gewählt werden können und das Ver- sicherungsprodukt, also ob ich freien Zugang zu allen ambulanten Leistungserbrin- gern habe oder meine Wahl freiwillig einschränke. Die entsprechenden Produkte könnten dann auch zu unter- schiedlichen Prämien führen. Welche Veränderungen be- „Aus gesundheitsökonomischer Sicht ist wichtig, dass Versicherte wählen können, einerseits bei der Wahl der Leistungserbringer. Andererseits … sollte auch der Versicherer periodisch gewählt werden können und das Versicherungsprodukt, also ob ich freien Zugang zu allen ambulanten Leistungserbringern habe …“

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