AERZTE Steiermark | März 2020

28 ÆRZTE Steiermark  || 03|2020 FORTBILDUNG 1x1 der Allergien bei Seminaren im März Ein gutes Viertel der steirischen Bevölkerung leidet an einer Allergie; nicht alle benötigen fachärztliche Betreuung. Der steirische Doyen der All- ergologie, Primar Gert Wurzinger, präsentiert im Rahmen der Seminare im März sein „Einmaleins der Allergien in der allgemeinmedizinischen Praxis“. dem Mythos „so ein bisserl eine Allergie macht nichts aus“. „Bei einer mangelhaft behandelten Allergie ge- schieht es leicht, dass sich das Allergenspektrum im Laufe der Zeit erweitert und dass es zu einer Etagenerweite- rung kommt.“ Mehr als die Hälfte jener Patienten, die zunächst nur eine Rhino- Konjunktivitis zeigen, ent- wickle im Laufe der Zeit ein Asthma bronchiale. Zudem ortet Wurzinger die Gefahr, dass jene Patienten, die sich mit ihrer Allergie nicht aus- reichend behandelt fühlen, in paramedizinische Therapien abgleiten. Als Gründe für die Zunahme von Allergien sieht Wurzinger neben Passivrauch, Umwelt- verschmutzung und gene- tischen Belastungen den Kli- mawandel: Durch ihn erwei- tern sich die Pollenflugzeiten, treten neue Allergene auf (wie die des Eichenprozessions- spinners) und Pflanzen rea- gieren zunehmend gestresst. „Durch die erhöhte CO 2 -Kon- zentration in der Atmosphäre und bodennahes Ozon bilden Pflanzen aggressivere Pollen mit mehr Proteinen.“ Auch der präventive „Bauern- hofeffekt“, der vor allem in den ersten beiden Lebensjah- ren durch das Einatmen eines von Kühen produzierten Schutzproteins eintritt, ist für immer weniger Kinder ver- fügbar. Generell sieht Wur- zinger im westlichen Lebens- stil mit seiner übertriebenen Hygiene ein erhöhtes Aller- gierisiko. Selbst die gestiegene Kaiserschnittrate bringt mehr Allergiefälle, weil der frühe Kontakt mit dem Vagina- Mikrobiom fehlt. Zeit sparen in der Praxis Einen Seminar-Teil widmet Wurzinger der Diagnostik. Wichtig ist ihm, den Haus­ ärzten zeitsparende Tools in die Hand zu geben, wie ei- nen Allergiefragebogen und Tipps zur Anamneseerhe- bung und Differentialdia- gnostik. „Mir ist bewusst, wie wenig Zeit in einer allgemeinmedi- zinischen Kassenpraxis für den einzelnen bleibt, und dass viele Leistungen nicht bezahlt werden. Daher zeige ich in meinem Seminar, mit welchen einfachen Tests ein West, bevor er Ende 2018 in Pension ging. Nun will er sein hochspeziali- siertes allergologisches Wissen an jene weitergeben, die es im Alltag benötigen. „Diagnose und Therapie sind häufig auch in Hausarztpraxen möglich, sofern dort das nötige Wissen vorhanden ist. Dieses möchte ich gerne weitergeben und möglichst viele Ärzte für die moderne Allergologie begei- stern“, so Wurzinger. Wehret den Anfängen Aufräumen möchte er mit URSULA SCHOLZ Allergien sind auf dem Vor- marsch – und Allergiker stür- men die Arztordinationen. „In den vergangenen 30 Jah- ren haben die Allergien so rapide zugenommen, dass jeder Allgemeinmediziner und jede Allgemeinmedizi- nerin mit derartigen Fällen konfrontiert ist“, betont Gert Wurzinger. Er war mehr als ein Vierteljahrhundert Pri- mar der Abteilung für Lun- genkrankheiten in Enzenbach und leitete auch die Pulmolo- gische Tagesklinik am LKH „Bei einer mangelhaft behandelten Allergie geschieht es leicht, dass sich das Allergenspektrum im Laufe der Zeit erweitert und dass es zu einer Etagenerweiterung kommt.“ Gert Wurzinger Noch dominieren Viren die Gesund- heitsberichterstattung – wegen COVID-19 und Grippe. Aber schon tauchen nach dem milden Winter die Pollen auf. Damit ist das Allergie-The- ma ganz allgemein am Tapet. Zumal Allergien (auch saisonunabhängige wie Hausstaub-, Nahrungsmittel- oder Tierhaarallergie) ein Riesenthema sind.

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