AERZTE Steiermark | März 2020

Fotos: Pixelkinder.com, Wilke/Mediendienst.com ÆRZTE Steiermark  || 03|2020 9 wie Likar, sondern in der Wie- ner Thalia. Als Einfühlungs- fähigkeit oder Einfühlungs- vermögen definieren Wör- terbücher die zutiefst ärzt- liche Eigenschaft, die einem „System“, also auch dem Ge- sundheitssystem, naturgemäß nicht zueigen sein kann. Ein System braucht Quantifizier- barkeit und Berechenbarkeit statt Einfühlung. Aber es hat eben auch Systemfehler (Lo- ewit), die es krank machen. Was beide Ärzte wollen, ist, diese Fehler aufzuzeigen, aber auch Vorschläge zu machen, wie man sie beheben kann. Dieses Buch soll versuchen, Wahrheit auf Rezept zu lie- fern, heißt es im Likar-Buch klar und selbstbewusst. Kranke Ökonomie Gesundheitsökonomen und Politiker versprechen der Be- völkerung die Neuerfindung des Rades und sichern sich ganz nebenbei den ersehnten Beliebtheitsbonus, schreibt Loewit. Und zur Demontage der hausärztlichen Struk- „Die Ökonomen gibt es nur, weil es die Ärzte gibt, nicht umgekehrt“, ist sein Credo. Im Gesundheitssystem laufe es aber de facto zu oft um- gekehrt, lautet seine Kritik. Die Ökonomen hätten „keine Ahnung von der Heilkunst“, kritisiert Loewit trocken. Medikamente statt Verständnis Medikamente ersetzen längst menschliches Verständnis, kri- tisiert Loewit. Und nimmt vor allem die Angehörigen der Patientinnen und Patienten in die Pflicht: Die medika- mentöse Neueinstellung als Lösung zwischenmenschlicher Probleme ist in den vergange- nen Jahrzehnten schleichend ein Reflex von Angehörigen geworden. Likar und Kollegen fordern, die Hersteller mehr zu for- dern: Wenn sie eine Richtlinie herausgeben kann, wie die Ba- nane gebogen ist, dann kann sie sicher auch Richtlinien herausgeben, nach welchen turen: Nach dem Grundsatz „divide et impera“ wird ein jahrzehntelang gut funkti- onierendes kostengünstiges System einer wohnortnahen Basisversorgung systematisch zerschlagen. Und durch ein ähnliches System ersetzt. Bei Likar liest sich das so: Die Medizin muss die Ökono- mie berücksichtigen, aber die Ökonomie darf nie die Medi- zin dominieren. gemeinsam mit Kol- legen geschrieben, das andere der lang- jährige niederöster- reichische Kassen- Allgemeinmediziner Günther Loewit. Bei- de vermissen Augen- maß, Hausverstand und Menschlichkeit im System. Dadurch sei es unnötig teuer, ohne dass dadurch Nutzen entstehe. um d it che Medizin Rudolf Likar: „Nicht die Krankeit, die Gesundheit sollte ein Geschäft sein.“

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