AERZTE Steiermark | April 2020
Foto: Wichro COVER Somit wird Verwirrung, Des- orientiertheit und Verunsi- cherung vorgebeugt, was wie- derum verhindert, dass sich Panik, Hamsterkäufe und da- raus resultierende kriminelle Handlungen ausbreiten. Zeiten von Epidemie sind immer auch Zeiten der Angst und der Gerüchte. Wie sollen die bekämpft werden? Geht das überhaupt? Wichro: Es gibt einige sehr gute Beispiele, wie mit schwierigen Zeiten und Unsicherheit hinsichtlich R i s i ko -Kommu n i k a t i on umgegangen werden kann. Diese Beispiele beinhalten faktenbasierte, klare Aussa- gen und die Generierung von regelmäßiger Information. Updates für die Bevölkerung sind dabei unumgänglich. Zudem ist es sinnvoll, alle verfügbaren Medien für die Kommunikation und Wis- sensgenerierung hinsichtlich notwendiger Eindämmungs- maßnahmen zu nutzen. Ge- nerell fühlen Menschen sich gut, wenn sie einen aktiven Beitrag leisten können: zum Beispiel regelmäßigen Te- lefon- oder Onlinekontakt pflegen mit jenen Menschen, die sie nicht besuchen kön- nen. Es sind die vermeintlich kleinen, täglichen Gesten, die Menschen in einer Krise verbinden. Gibt es ein Land oder eine Re- gion, die aus Ihrer Sicht alles richtig macht? Wichro: Jedes Land hat ei- gene Strategien und bezieht 10 ÆRZTE Steiermark || 04|2020 Wer ist Dr. Erika Wichro? Dr. Erika Wichro ist eine österreichische Medizinerin und Expertin für Internationale Öffentliche Gesundheit, deren interdisziplinäre be- rufliche Erfahrung aus über zehn Jahren klinischer Arbeit in Graz und mehr als sieben Jahren internationaler Einsatztätigkeit in Afghanistan, Pakistan, in der Türkei (für Syrien), in Ghana, Sierra Leone, Sambia, den Salomonen und anderen Ländern im Pazifik besteht. Sie ist im Katastrophenschutz in verschiedenen Funktionen und Programmen weltweit tätig und hat bei Krankheitsausbrüchen für die Weltgesundheitsorgani- sation und andere Institutionen mit ihrer Expertise im Outbreak-Management, der Krankheitseindämmung, dem Risikoassessment und der Entscheidungsfin- dung in internationalen Krisen wie Ebola, Polio, Masern für die WHO, CDC, die Europäische Kommission sowie die steiermärkische Landessanitätsdirektion für die Influenza-Pandemie-Planung mitgewirkt. Kommunikation ist für Wichro nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus psychosozialer Sicht wichtig, worin sie als Mitglied des Kriseninterventionsteams Steiermark (KIT Land Steiermark) speziell geschult ist. Dies bringt sie auch als Expertin im EU-Zivilschutzverband ein. Dr. Wichro hat in der Forschung im Zusammenhang mit Biomarkern und personalisierter Medizin sowie im Krisen- Response-Journal publiziert. Der Bereich der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankungen ist ihr ebenso geläufig wie die psychosoziale Versorgung der syrischen Bevölkerung und die logistischen Herausforderungen bei internationalen Kriseneinsätzen. Dr. Wichro ist auch in der Lehre tätig und hat die die Fähigkeit der Medizinstudierenden im Rahmen der medizinischen Ethik erweitert. Sie hat bislang mehrere Vorträge auf internationalen Kongressen gehalten und war zuletzt bei einigen Sitzungen bzw. Sessions Vorsitzende bzw. Co-Vorsitzende, so beim Weltkongress der Emergency Medical Teams in Bangkok. Neben medizinischer Ethik ist sie auch in ökonomischer Ethik und in internatio- nalem Recht in bewaffneten Konflikten ausgebildet. Dr. Wichro hat als Expertin des EU-Zivilschutzverbandes zahlreiche Ausbildungen im Rahmen der Institu- tion sowie von UNDAC (United Nations Disaster Assessment and Coordination Teams) absolviert. Sie ist Trainerin beim High-Level-Koordination Kurs und dem Kurs für Negotiation and Decision-Making (Verhandlung und Entschei- dungsunterstützung) des Zivilschutz-Mechanismus der EU. Als Editorial Board Member bei verschiedenen Journals liefert sie regelmäßig Beiträge. Sie sieht ihre Aufgabe darin Lehre, Forschung, field operations, strate- gische Arbeit sowie policy-making zu vernetzen, um damit das multi-/interdiszi- plinäre Vermögen und Resilienz in der Bevölkerung zu steigern. „Es sind die vermeintlich kleinen täglichen Gesten, die Menschen in einer Krise verbinden.“ „Daneben sind die Bereitschaft rasch zu handeln, das eigene Ego gering zu halten sowie eine hohe Lernbereitschaft und Navigationsbereitschaft entscheidend.“
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