AERZTE Steiermark | April 2020
12 ÆRZTE Steiermark || 04|2020 COVER Expertise zurückgreift. Im Falle einer Katastrophe gilt der Bevölkerungsschutz und eine Schadenskontrolle bzw. -begrenzung. Gibt es eine Krise, von der Sie sagen, sie wurde besonders erfolgreich bewältigt? Wenn ja, warum? Wichro: Keine Krise gleicht der anderen. Daher beinhal- tet für mich persönlich eine erfolgreich gemeisterte Krise noch weitere Komponenten – wie zum Bespiel die Flexibi- lität, sich an Veränderungen anzupassen; die Lernfähig- keit und das Adaptierungs- vermögen der Entscheidungs- träger und des Schlüsselper- sonals auf allen Ebenen; die Dauer der Unsicherheit und das Chaos (die mit der ra- schen Funktionsfähigkeit des Krisenstabs zusammenhän- gen); exzellente Innen- und Außenkommunikation, die kritische Reflexion aller Ak- besteht darin, dass interdis- ziplinär gemeinsame Ziele formuliert werden, die dem Land und somit der Bevölke- rung dienen. Dafür müssen die Disziplinen aus ihrem Elfenbeinturm kommen und mittels proaktivem Zuhören und Interagieren wertvolles Wissen und Erfahrungen aus- tauschen, damit Perspektiven auf einer Win-Win-Basis er- weitert werden können. Die vorhandene Vielfalt ist derzeit noch auf allen Ebenen zu we- nig genutzt und ungeahntes Potential liegt brach. Gerade im Falle einer Katastrophe, wo anfangs immer Unsicher- heit, Chaos und viele andere Faktoren eine Rolle spielen, ist es wichtig ein gutes, erprobtes Netzwerk aus unterschied- lichen Fachexpertisen zu ha- ben, auf das man bei Bedarf zurückgreifen kann. So wie die EU bei konkreter Anfrage im Rahmen des Zivilschutz- mechanismus auf nationale forderung und gleichzeitig die Erfüllung in der interdiszipli- nären Tätigkeit darin, die „un- terschiedlichen Sprachen“ der jeweiligen Bereiche zu verste- hen und zu sprechen, sodass gemeinsame Ziele formuliert und erreicht werden können. Gerade im Katastrophenbe- reich ist dies unabdingbar, weil es um Ressourcen, Ka- pazitäten und Koordination geht. Die ideale Vereinigung Sie waren persönlich immer interdisziplinär tätig. Wie ge- lingt es, die unterschiedlichen Positionen, die medizinische Fachleute, die Politik und das Krisenmanagement einneh- men, ideal zu vereinigen? Wichro: Viele Disziplinen tendieren dazu ihre „eigene“ Sprache zu sprechen und be- wegen sich vorzugsweise in ihren gewohnten Umfeldern. Für mich besteht die Heraus- Erika Wichro im Gespräch mit dem Leiter der Groupe de Support Psy- chologique (GSP) Luxembourg, Yves Legil im Jahr 2013 Foto: LAD-FAKS „Die vorhandene Vielfalt ist derzeit noch auf allen Ebenen zu wenig genutzt und ungeahntes Potential liegt brach.“ Erika Wichro
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