AERZTE Steiermark | April 2020
ARZT IM BESONDEREN DIENST Gepflegte Familientradition Für seine Passion, das Tau- chen, hat sich Jaindl über die mütterlichen Wünsche hin- weggesetzt. Bei seiner Berufs- wahl hingegen folgte er einer Familientradition: Schon sein Großvater und Vater haben als Hausärzte praktiziert. In der weiteren Verwandtschaft gibt es auch Ärztinnen und Ärzte anderer Fachrichtungen, aber Peter Jaindl wollte in die Allgemeinmedizin: „Ein Fach war mir zu begrenzt. In der Allgemeinmedizin bist du ein- fach mit allem konfrontiert.“ Wie zur Zeit mit COVID-19 … Als Medizinstudent widmete sich Jaindl dann verstärkt dem Tauchen und machte im Hallstättersee sein erstes Bre- vet, also sein erstes Tauchab- zeichen. Später sollten weitere folgen. „Es gibt kein uninte- ressantes Tauchgebiet“, lautet seine Überzeugung. „Selbst in der Mur ist das Strömungs- tauchen spannend.“ Um den Anblick faszinierender Tiere zu genießen, muss Jaindl auch nicht weit fahren: Im Schwarzl-See bestaunen mittlerweile übermannsgroße Welse die Taucher – oder um- gekehrt – und Jaindl hat in diesem heimischen Gewässer schon einmal für einen Maga- zin-Beitrag Süßwasserkrebse fotografiert. Hai wie Lokomotive Denn das Fotografieren ist URSULA SCHOLZ Wäre es nach seiner fürsorg- lichen Mutter gegangen, hätte Peter Jaindl nicht Tauchen gelernt. Ein bisschen Schnor- cheln im gemeinsamen Kro- atien-Urlaub, ja. Aber bitte nicht mehr. Sohn Peter, der als Kind schon wie gebannt die Fernsehserie „Geheim- nisse des Meeres“ von Alan Landsburg und Jacques-Yves Cousteau verfolgte, wollte aber höher hinaus – besser gesagt: tiefer hinunter. Sein erster informeller Tauchun- terricht resultierte aus einer zufälligen Begegnung mit einem urlaubenden Bundes- heer-Soldaten im damaligen Jugoslawien. „Er hat mir beim Schnorcheln zugeschaut und dann gesagt: ,Bua, so wird des nix.’“, erzählt Jaindl. „Und dann hat er mir die ersten Grundlagen der Atemtech- nik beigebracht. Damit sind 90 Prozent der Anstrengung gleich weggefallen.“ Den zweiten – diesmal offi- ziellen – Tauchunterricht hat sich Jaindl buchstäblich vom Mund abgespart. „Ich habe heimlich mein Jausengeld zu- sammengespart, bis ich mir einen Zweitages-Tauchkurs leisten konnte. Der hat da- mals 350 Schilling gekostet und wurde im neu eröffneten Eggenberger-Bad abgehalten. Da habe ich dann die wich- tigsten technischen Grundla- gen gelernt.“ daher nur mit Flaschenzug zu nutzen sein. Ins Wasser hinein kommt sie ja leicht, aber beim Auftauchen könnte es sonst Probleme geben. Was sein eigenes Equipment von nunmehr fertig erhältlichen 3D-Kameras für den Unter- wasserbereich unterscheidet, ist (neben dem Preis) die Möglichkeit, die Stereobasis zu verstellen und damit den Abbildungsmaßstab zu vari ieren. Worauf er durchaus stolz ist. Flexibilität ist ihm nicht nur bei der adaptierbaren Stereo- basis wichtig; er lässt sich ge- nerell nicht gerne einschrän- ken. Den Käfig beispielsweise, in dem sich Jaindl bei seiner ersten Begegnung dem weißen Hai näherte, empfand er als lästig. Aber nicht nur wegen der Einengung, sondern auch, weil er im Wasser so ruckelt und beim Fotografieren stört. Dabei kommt es gerade in der Jaindls zweite Passion, und die praktiziert er am liebs ten in der dritten Dimensi- on: als Stereoskopie. Deshalb schätzt er – neben dem Roten Meer mit seiner Farbenpracht, dem Atlantik mit den groß- en Raubfischen und den zu betauchenden Höhlen um Eisenerz – besonders den Weißensee. „Oft sieht man in einem Süßwassersee nur einen halben bis einen Meter weit. Im klaren Weißensee ist mehr möglich.“ Apropos Distanz: Auf Arm- länge kam Jaindl in Südafrika auch schon ein weißer Hai entgegen. „Da glaubt man, es kommt eine Lokomotive auf einen zu. Immerhin haben wir gemessen, dass ,unser’ Hai fünfeinhalb Meter lang war, länger als mein Wohn- zimmer.“ Den Hai fotografie- rte Jaindl für eine Broschüre und seit der Arbeit daran ist der weiße Hai eine Spezies, die Jaindl nicht locker lässt. Zwar hat er schon beachtliche Fotos des gefürchteten Gesel- len gemacht, aber eben nur in zwei Dimensionen. „Den möchte ich auch noch in 3D fotografieren“, nennt er sein taucherisches Fernziel. Da- für muss allerdings erst die Unterwasser-3D-Ausrüstung fertiggestellt werden, an der Jaindl seit Jahren bastelt, wann immer er neben der eigenen Ordination Zeit dafür findet. Ungefähr 80 Kilo- gramm wird sie wiegen und Auge in Auge mit dem weißen Hai Allgemeinmediziner Peter Jaindl verleiht seinen beiden Passionen Tauchen und Fotografieren eine dritte Dimension. Dazu bastelt er selbst an einer Unterwasser-Stereoskopie-Ausrüstung, vernetzt sich internatio- nal mit anderen „3D-Freaks“ – und hätte gerne zehn Leben. 14 ÆRZTE Steiermark || 04|2020 Perfekte Fische in 3-D.
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