AERZTE Steiermark | April 2020

ÆRZTE Steiermark  || 04|2020 15 Tierfotografie auf den ganz richtigen Moment an. „Der Hai ist so scheu, dass ihn schon die Luftblasen der Tau- cher irritieren. Da heißt es Luft anhalten, bis man fast blau wird – und dann schnell abdrücken.“ Alle, die jetzt nei- disch auf Tauchen in Südafri- ka sind, tröstet Jaindl: „Wir sind mit unserem ,Hausmeer’ mehr als gesegnet. Die Adria ist so spannend, schon allein, weil es da Jahreszeiten gibt. Da ändern die Seegraswiesen ihre Farbe … Zehn Leben reichen nicht, um beim Tauchen alles Sehenswerte zu entdecken“, erklärt der 61-Jährige. Tüftler-Vorbild Otto Fotografiert hat Jaindl immer schon gerne – und nach sei- nen Reisen vor einem „kleinen bis mittelgroßen“ Publikum Diavorträge gehalten. Denn auch über Wasser sucht er das Abenteuer. Unter anderem ab- solvierte er Mitte der 1990er- Jahre einen Teil seines Turnus in Uganda. Zur 3D-Fotografie ist er eher zufällig über einen Cousin gekommen und hat sich dann aus der Schweiz Fachliteratur zukommen las- sen, als es bei uns noch keine Bücher darüber gab. Er hat mit Prismengläsern experimen- tiert oder zwei Bilder in dersel- ben Position gemacht, wobei er die Kamera zuerst stabil in Brusthöhe gehalten hat, aber einmal beim Abdrücken den linken und beim anderen Mal den rechten Fuß belastet hat, um so den natürlichen Unter- schied zwischen den Bildaus- schnitten der beiden Augen zu imitieren. Eines seiner Vorbilder ist der mittlerweile verstorbene Leip- ziger Heinz Otto, Gründer der „Raumbildfreunde“ und Pionier der 3D-Fotografie, der sich kurz nach Ende des Zwei- ten Weltkriegs seine erste „doppeläugige“ Kamera ge- baut hat. „Der war ein Tüftler. Und seine Ausrüstung musste er sich komplett selbst basteln, nicht nur die Kamera. Auch die Flossen hat er aus alten Autoreifen ausgeschnitten.“ Zu Heinz Ottos Zeiten war das Fotografieren unter Was- ser noch extrem mühsam. Da musste man die Kamera auf- ziehen, im wasserdichten Ge- häuse verstauen und konnte beim darauffolgenden Tauch- gang nur ein einziges Foto schießen, bevor man wieder auftauchen musste, um den Apparat neu aufzuziehen. Üben im Schwimmbecken So viel Sorgfalt, wie damals bei der Wahl des Bildausschnittes und der Blende an den Tag gelegt werden musste, wendet heute niemand mehr auf. Da werden die besten digitalen Aufnahmen ausgesucht und zu einem Bild mit optimaler Belichtung aller Bildebenen zu- sammengerechnet. „Am Ende entsteht ein Einheitsbrei der Belichtung und kein natürlicher Eindruck“, kritisiert Jaindl. Er hat auch schon zu analogen Zeiten unter Wasser fotografie- rt. Vor seinen Tauchgängen im Roten Meer hat er am Grun- de eines Schwimmbeckens stundenlang trainiert und eine Belichtungstabelle erstellt. Da verwundert es nicht, wenn er „Geduld“ als jene Eigenschaft bezeichnet, die er sowohl als Arzt als auch als Meister der Unterwasser-3D-Fotografie am dringendsten benötigt. Auch bei seiner jüngsten Lei- denschaft, dem Erstellen von Hologrammen, ist sie hilfreich. „Ich hab schon mein Phlegma entwickelt“, betont er. Das nützt ihm – egal ob er gerade je- mandem einen Facharztbefund „ausdeutscht“ oder auf den rich- tigen Moment für das perfekte Foto wartet. Fotos: Jaindl ARZT IM BESONDEREN DIENST Der steirische All- gemeinmediziner Peter Jaindl ist in seiner Freizeit ein hochprofessioneller Unterwasserfoto­ graf. Auch die mächtigen Weißen Haie gehören zu seinen Motiven. Geduld braucht er als Arzt und unter Wasser.

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