AERZTE Steiermark | April 2020
24 ÆRZTE Steiermark || 04|2020 ANTIBIOTIKARESISTENZEN Masern sind sehr ansteckend. Auch für Healthcareworker. Ohne Impfung erkranken 95 von 100 Menschen. Bei 10 von 100 Masern-Fällen ist mit schweren Folgeerkrankungen zu rechnen. Die Masern-Impfung schützt. Verlässlich. Bitte denken Sie an Ihren Impfschutz – und an den Ihrer MitarbeiterInnen! Gratis für Menschen jeden Alters! Fotolia Masern_inserat_mut_arzt_A4_hoch.indd 1 07.06.2017 08:06:05 sich bereits ESBL. Auch leben in einem Höhlensystem in New Mexico, das eine Million Jahre von der Umwelt abge- schnitten war, Bakterien, die gegen fast alle zur Verfügung stehenden Antibiotika resis tent sind. Auch die Erklärung, multire- sistente Erreger entstünden vorwiegend im Krankenhaus, von wo sie die Patientinnen und Patienten dann mit heimnähmen, ist wohl nicht korrekt. Denn 2,2 Prozent aller PatientInnen seien, so Vander, schon bei der Erstauf- nahme MRSA-positiv. 4 bis 8 Prozent der Bevölkerung seien mit ESBL-Bildnern be- siedelt und dabei klinisch asymptomatisch. Bei Erst- aufnahmen auf Intensivstati- onen werden rund 15 Prozent der PatientInnen positiv auf ESBL-Bildner getestet. Multi resistente Keime sind also nicht per se Krankenhauskei- me, aber sie können gerade im Krankenhaus zu einem Problem werden. Vielfältiges Entstehen Keime weisen sowohl natür- liche Resistenzen – durch Mutation und Selektion – als auch erworbene – durch In- duktion und Transmission – auf. Wobei Vander betont, dass rund 70 Prozent der nosokomialen Infektionen auf endogene Quellen zu- rückzuführen sind und nur 30 Prozent auf Transmission durch KontaktpatientInnen oder Mensch-Oberf lächen- Mensch-Infektionen. Nicht zu vernachlässigen seien zudem Umweltfaktoren wie Nutz- tiere, alimentäre Faktoren und der Bereich des Bodens. Der geplante Vortrag zum Antibiotika-Einsatz in der Nutztierhaltung von Anne- marie Käsbohrer, Leiterin der Abteilung für Öffentliches Ve- terinärwesen und Epidemio logie der Vetmed-Uni Wien, der diesen Themenbereich vertieft behandelt hätte, muss- te leider ebenfalls entfallen. Dass mehr multiresistente Erreger automatisch mehr Infektionen bedeuten, sei, so Vander, nicht zwingend nötig. Derzeit resultieren nur rund sechs Prozent aller nosokomi- alen Infektionen daraus und (in Deutschland) nur zwei bis drei Prozent aus MRSA. Eminent wichtig bleibt jedoch der kontrollierte Einsatz von Antibiotika, oder wie es Van- der ausdrückt, die „Erhöhung der individuellen Antibiotika- Kompetenz“ unter den Ärz- tinnen und Ärzten. Dabei zu beachten seien die Indikation (was wann zu verordnen ist), die Dosierung sowie die Dau- er der Medikation. Eine entsprechende Erhöhung der individuellen Antibiotika- Kompetenz hätte das leider entfallene Abendsymposium im Rahmen der „Seminare im März “ den teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten sicher gebracht. genannt, was sicher einen großen Teil des Problems ausmacht. Eine vollständige Erklärung liefert diese Argu- mentation allerdings nicht, wie Vander erklärt. So seien im alaskischen Permafrost- boden Mammutdungproben gefunden worden, die auf 30.000 Jahre vor unserer Zeit- rechnung datiert werden. In diesem Mammutdung finden 10 Prozent, in Bulgarien hin- gegen bereits mit über 40 Prozent. Carbapenem-Resis tenzen von invasiven Kleb- siella pneumoniae hingegen haben in Griechenland eine Prävalenz von über 60 Pro- zent, in Österreich von rund einem Prozent, während sie in Finnland und Dänemark noch nicht auftreten. Ein im- mer breiteres Spektrum zeigt sich bei den Betalaktamasen. Schuld des Menschen? In der Diskussion um multi resistente Keime wird als Hauptursache meist unsach- gemäßer Antibiotikagebrauch Foto: Pachernegg/KAGes „Erhöhung der individuellen Antibiotika-Kompetenz“ Klaus Vander
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