AERZTE Steiermark | April 2020

36 ÆRZTE Steiermark  || 04|2020 MEDIA BASED MEDICINE Warum Frauen länger leben Nicht Rauchen, Saufen und Motorradfahren verkürzt das Leben von Männern im Vergleich zu Frauen um 4–5 Jahre. Australische Forscherinnen haben die Lebens- erwartung von 229 Tierarten in Bezug zur Verteilung ihrer Geschlechtschromosomen gesetzt. Wer zwei gleiche Chromosomen hat, lebt meist länger; bei Säugetieren die Weibchen, bei Vögeln die Männchen. Ausnahmen bilden Nachtaffen. Quelle: derstandard.at , 6. März 2020 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufge- tischt: Frisch publiziert Genetic Components of 25-Hydroxyvitamin D Increase in Three Randomized Controlled Trials. Trummer, O; Schweighofer, N; Haudum, CW; Trummer, C; Pilz, S; Theiler-Schwetz, V; Keppel, MH; Grübler, M; Pieber, TR; Renner, W; Obermayer-Pietsch, B; Lerchbaum, E. J Clin Med. 2020; 9(2): [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=32093012 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Die Hälfte der 300.000 ös- terreichischen Herzinsuffi- zienz-PatientInnen leidet an Steifigkeit der Herzkammern. „Diese Versteifung der Herz- kammern wird in der Medizin als Heart Failure with preser- ved Ejection Fraction – kurz HFpEF – bezeichnet und ist mit einer schlechten Prognose und Lebensqualität verbun- den“, erklärt Markus Wallner von der klinischen Abteilung für Kardiologie der Med Uni Graz. Trotz intensiver An- strengungen gibt es bei HFpEF derzeit keine prognoseverbes- sernde Therapie; daher fokus- siert sich Wallner mit seinem internationalen Team auf die- se Forschungsfrage. Präklinisches Modell Im Rahmen eines Forschungs­ aufenthaltes an der Temple University in Philadelphia ent- wickelte Wallner im Team ein präklinisches Modell, welches viele wichtige kardiopulmo- nale Veränderungen wie bei HFpEF aufweist und laut den ESC Heart Failure Guidelines alle Kriterien erfüllt, um eine HFpEF-Diagnose stellen zu können. „Im nächsten Schritt untersuchten wir die kardi- opulmonalen und metabo- lischen Effekte von SAHA, einem Histone Deazetylase (HDAC)-Inhibitor, in diesem Modell.“ HDAC-Inhibitoren sind der- zeit nur zur Behandlung von Tumoren zugelassen. Im Kör- per bewirken sie eine che- mische Anlagerung von Ace- tylgruppen mit Auswirkung auf die Genexpression bezie- hungsweise Modifikation und Regulation von Zellfunkti- onen. Die Forschungsergeb- nisse entstanden durch eine Forschungskooperation der Med Uni Graz mit CBmed, der Temple University Phila- delphia und der University of Colorado und wurden in „Sci- ence Translational Medicine“ publiziert. Ganzheitliche Verbesserung Bei einer bereits ausgeprägten linksventrikulären Hyper- trophie führte die HDAC- Inhibition im HFpEF-Modell zu einer deutlichen Abnah- me der Herzmuskelmasse, zu verbesserter Kontraktionsfä- higkeit des Herzens sowie zu einer Abnahme des linksvent- rikulären Füllungsdruckes. Die verbesserte Relaxation des Herzens im Labormodell konnte unter anderem auf verstärkte myofibrilläre Rela- xation zurückgeführt werden. „Durch die ganzheitliche Verbesserung der kardialen Funktion konnte in weiterer Folge auch eine Reduktion der pulmonalen Druckver- hältnisse und dadurch eine Verbesserung der Lungen- funktion erreicht werden“, ergänzt Wallner. Sogar posi- tive Effekte auf Skelettmus- kulatur und Mitochondrium waren nachweisbar. HDAC- Inhibition könnte sich positiv bei HFpEF auswirken; die bisherigen Ergebnisse liefern die Grundlage für weitere klinische Studien. Weitere Informationen und Kontakt PD Dr. med. univ. Dr. scient. med. Markus Wallner, Klin. Abt. f. Kardiologie, Univ.-Kli- nik für Innere Medizin, Me- dizinische Universität Graz Tel.: +43 316 385 31261 , markus.wallner@medunigraz.at https://stm.sciencemag.org/ content/12/525/eaay7205 HDAC-Inhibition als mögliche Therapieoption bei Herzinsuffizienz Wissenschafter der Meduni Graz veröffentlich- ten Forschungsergebnisse zu neuen Therapiekon- zepten bei Herzinsuffizienz in „Science Translatio- nal Medicine“. FORSCHUNG STEIERMARK Fotos: MUG, Creativ Collection PD Dr. med. univ. Dr. scient. med. Markus Wallner

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