AERZTE Steiermark | April 2020

NEWS ZITAT „Ein Gespräch, das 20 Minuten dauert, lässt mich sofort an einen Privatkonkurs denken.“ Helmut Zaloudek, niederösterreichischer Allgemeinmediziner (Profil 2/2020) AKUT Sterbehilfe-Urteil Wäre da nicht COVID-19, die Sterbehilfe-Entscheidung des deutschen Bundesverfas- sungsgerichts hätte wohl mehr – auch internationale – Beach- tung gefunden. „Karlsruhe“ (der Sitz des Gerichtshofes) hob das Verbot der geschäfts- mäßigen Förderung der Selbst- tötung in Deutschland auf. Medien kommentierten das in ersten Reaktionen als praktisch völlige Freigabe der assistierten Selbsttötung. Was offenbar nicht so ist: Die Richter hoben zwar die gesetzliche Normierung im deutschen Strafgesetzbuch auf, sagten aber gleichzeitig: „Der Gesetzgeber verfolgt mit dem Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung einen legitimen Zweck.“ Durchaus logisch war daher auch die Reaktion der deut- schen Justizministerin Christi- ne Lambrecht. Laut deutschem Ärzteblatt sprach sie sich für ein neues Gesetz zur Sterbehil- fe noch vor der nächsten Bun- destagswahl aus. Sie verwies darauf, dass dieses Urteil des Bundesverfassungsgerichts dem Gesetzgeber ausdrücklich zuge- stehe, die Suizidhilfe gesetzlich zu regeln, so das Ärzteblatt. Nur halt anders. Deshalb seien die Abgeordneten des Bundes- tags jetzt gefordert, eine neue Regelung zu schaffen. Wie diese Regelung aussehen wird, ist naturgemäß noch offen. Lambrecht sagte, sie sei persönlich davon überzeugt, dass der assistierte Suizid keine gesellschaftliche Norma- lität werden dürfe. Es ist wohl davon auszugehen, dass die Mehrheit der deutschen Parla- mentarier es ähnlich sieht. Und dass eine Lösung gesucht wird. Foto: beigestellt, Facebook-Screenshot An die 5.000 Mitglieder hat- te bereits am 26. März die österreichische Facebook-Gruppe von Medizinstu- dentinnen und -studenten, die in der Coronavirus- Krise ihre Hilfe anbieten. ÆRZTE Steiermark  || 04|2020 37 COVID-19: Auch Medizinstudierende bieten in der Krise ihre Hilfe an Unter dem Namen „Medis vs. COVID-19“ haben sich tausende Medizinstudierende aus Deutschland und Österreich auf Face- book organisiert. Sie wollen vor allem in Krankenhäusern helfen. Auch künftige Ärztinnen und Ärzte, sprich Medizinstudie- rende, wollen in der Corona- Krise tatkräftig helfen. Die Eigeninitiative einiger Stu- dentinnen und Studenten funktioniert ganz einfach: Es gibt zwei Facebookgruppen – eine für Deutschland und eine für Österreich. Dort er- fahren die Mitglieder, wenn vor allem Krankenhäuser eh- renamtliche Helferinnen und Helfer suchen. Die österreichische Gruppe hatte am 26. März bereits mehr als 4.800 Mitglieder – viel, wenn man bedenkt, dass es an den öffentlichen Medi- zin-Universitäten Österreichs nur rund 14.000 Studierende insgesamt gibt. Die analoge deutsche Gruppe hatte zum gleichen Zeitpunkt etwa 19.400 Mitglieder – in Relation zur Größe des Lan- des also deutlich weniger. „Diese Gruppe soll als Platt- form für diejenigen Medizin- studierenden dienen, die gerne ihren Teil beitragen möchten, um das österreichische Ge- sundheitssystem zu entlasten. Sinn ist es, dass man etwaige Anfragen von Krankenhäu- sern, welche eventuell Bedarf an Hilfe haben, in die Gruppe postet und eine Übersicht ent- steht“, heißt es in der Grup- penbeschreibung. Mehr als 200 Krankenhäuser Einer der Aktivisten ist der Grazer Medizinstudent Mi- chael Neulinger. „Bereits mehr als 200 Krankenhäu- ser und medizinische Ein- richtungen in Österreich und Deutschland haben sich bei uns gemeldet und Bedarf an Unterstützung bekanntgege- ben. Und hier können und wollen wir helfen“, sagt er. „Bereits mehr als 200 Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen haben sich bei uns gemeldet.“ Michael Neulinger

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=