AERZTE Steiermark | April 2020
6 ÆRZTE Steiermark || 04|2020 BEREICH Eiko Meister Harte Zeiten, gute Ärztinnen und Ärzte Niemand unter den jetzt aktiven Ärztinnen und Ärzten kann sich an Zeiten erinnern, in denen das Arztsein so herausfordernd war wie jetzt un- ter den Bedingungen der Coronavirus-Krise. Aber niemand klagt, es wird angepackt, es werden alle Kräfte, alle Reserven mobilisiert. Diese Zeit des Anpackens ist auch eine Zeit des Zusammen- arbeitens, des Miteinanders. Fast unbemerkt und kaum widersprochen hat die KAGes ein Nebenbeschäftigungsverbot ausgespro- chen. Begründung: Reduktion der Infektionsgefahr. Das klingt auch durchaus schlüssig. Sie hat auch gleich einen Zeitraum für das Nebenbeschäfti- gungsverbot festgelegt: Es gilt (vorläufig) bis Ende Mai 2020. Offenbar weiß man in der KAGes, wie lange die Coronavirus-Krise andauern wird. Das Verständnis für die Maßnahme ist groß, den- noch gibt es Fragezeichen. Denn Ärztinnen und Ärzte betreuen nebenberuflich in ihren Ordinati- onen sehr viele Patientinnen und Patienten. Die brauchen diese ärztliche Hilfe. Das Leben und das Kranksein besteht nicht nur aus SARS-CoV-2. Vor einer verschlossenen Ordinationstür zu stehen, ist eine massive Belastung für die Betroffenen. Ich denke also, wir werden die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft davon überzeugen müssen, dass sie starre Regeln durch eine Hand- habung mit Augenmaß ersetzt. Das haben sich die Patientinnen und Patienten verdient. Das ist aber auch ein berechtigter Anspruch der Ärz- tinnen und Ärzte, die diese Ordinationen führen. Die Zeiten sind nicht normal, das ist allen klar. Aber gerade deshalb müssen wir es schaffen, so bald wie möglich wieder so viel Normalität wie nur irgend möglich wieder in die Gesundheitsver- sorgung zu bringen. Die Einschränkung der Ver- sorgungskapazitäten ist ein ebenso bedrückendes wie bedrängendes Signal für alle. Daher muss sie möglichst kurz gehalten werden. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A WOCHE-Steiermark-Redakteurin Mag. Andrea Sittinger er- lebte das lange Warten auf ein SARS-CoV-2-Testergebnis. In einem „Tagebuch“ schildert sie ihre Erfahrungen während dieser drei Tage. Donnerstag, 5. März, 17 Uhr: Da will Mama ihren Töchtern eigentlich nur etwas Gutes tun, indem sie für zwei routinemäßige Impfungen in der Kinder- arztpraxis ihres Vertrauens erscheint und eine Stunde später steht Mama samt Kindern unter Hausarrest und findet sich mitten im Corona-Wahn(sinn) wieder. „Es ist leider das eingetreten, was niemand von uns möchte, aber wir haben hier einen möglichen Verdachtsfall einer an- steckenden Erkrankung“, teilt der Kinderarzt den wartenden Mamas, Papas und Kindern mit. „Wir reden von Corona?“, so die Frage einer Mutter. „Ja natürlich, und die Wahr- scheinlichkeit, dass der Patient daran erkrankt ist, ist gering, aber sie besteht“, so der Arzt und entlässt damit Eltern und Kinder, die nun statt einer zusätzlichen Impfung einen Corona-Verdacht mit heimnehmen. „Bitte fahren Sie gleich nach Hause und warten Sie dort auf unseren Anruf über das Testergebnis ...“ Freitag, 6. März, 15 Uhr: Mittlerweile sind fast 24 Stunden vergangen – bei den Kindern ist die anfängliche Freude über die schul- und kindergarten- freie Zeit längst verflogen. Wann kommt endlich der – hoffent- lich – erlösende Anruf? Zwanzig Minuten später trifft aus der Kinderarztpraxis die Information ein, dass „erst zwischen 18 und 20 Uhr“ mit einem Testergebnis zu rechnen ist. Um Punkt 20 Uhr klingelt zwar – wie angekündigt – das Telefon, allerdings ohne Entwarnung, da man weiterhin auf das endgültige Ergebnis warten müsse. Nächster Zeithori- zont: Samstagvormittag. Samstag, 7. März, 10.15 Uhr Die Sonne scheint – draußen. Der Fernseher rennt – drin- nen: das Warteprogramm: „Eine schöne Bescherung“ mit Chevy Chase. Entspricht zwar nicht der Jahreszeit, aber passt zumindest zumThema. 10.41 Uhr: Die Zusage aus dem Telefonat am Vorabend hat gehalten, was sie versprochen hat: „Auch das zweite Testergebnis war negativ“, so die erlösenden Worte des Kinderarztes, dem an dieser Stelle ein ehrliches „Hut ab“ gilt, denn Ausnahmesi- tuationen sind auch für die „Götter in Weiß“ nicht immer so einfach zu bewältigen.0 2 D BATTE Andrea Sittinger Das lange Warten auf ein Ergebnis
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