AERZTE Steiermark | Mai 2020

Fotos: Pfusterschmid, Schiffer, Amaro-Eisenberger, Beigestellt COVER weitere medizinische Vorge- hen und zweitens Befundbe- sprechungen, auch zur Einho- lung einer Zweitmeinung. Ähnlich sieht es der Allge- meinchirurg Gerhard Seitin- ger: Anamnese, die elektro- nische Befundübermittlung (natürlich unter Einhaltung des Datenschutzes), die ge- meinsame Therapieplanung, gegebenenfalls die OP-Auf- klärung, Wundkontrollen und Nachbesprechungen lassen sich aus seiner Per- spektive gut telemedizinisch abwickeln. Aber selbst eine Ärztin wie Ur- sula Amann, die als Inhaberin eines Psy-3-Diploms ärztliche Psychotherapie anbietet und damit in einem Bereich tätig 10 ÆRZTE Steiermark  || 05|2020 Der kommt ausgefüllt samt der Vorbefunde retour. Auch Überweisungen – etwa an ein Labor oder zum Rönt- gen – gehen dann online vor sich. Das gilt ebenfalls für das therapeutische Gespräch, Behandlungsempfehlungen, Rezeptverordnungen und die Befundbesprechung (wobei der Bildschirm mit Patien- tin oder Patient geteilt wird). Auch telemedizinische Aku- pressur oder telemedizinische Hypnoakupressur gibt es. Da- hebliche Frequenzeinbrüche, aber durch telemedizinische Angebote mit hohem Enga- gement zumindest ein wenig abgefedert. Und damit ist auch eine Grundsicherung der Versorgung gewährleistet. Der Wahlinternist Ilias Chris­ tidis schildert seine teleme- dizinischen Angebote: Eine ausführliche Anamnese er- folgt mit Hilfe eines an die Patientin oder den Patienten übermittelten Fragebogens. für legen Patientinnen und Patienten unter ärztlicher An- leitung selbst die pressierende Hand an. Auch der ehemalige Kassenallgemeinmediziner Faissal Keilani bietet zusätz- lich zu einer breiten Palette anderer Leistungen die „tele- medizinische Demonstration von Selbstakupressur“ an. Die Neurologin Brigitte Meis­ ter, ebenfalls Wahlärztin, konzentriert sich telemedi- zinisch auf „neurologische Kontrollen und Therapievor- schläge, Erstgespräche und Beratung über das weitere Procedere“. Der Wahl-Radiologe Georg Riegler sieht „im Wesent- lichen zwei Schwerpunkte“: erstens die Beratung über das „Ältere Patienten nehmen mangels Kenntnis nur Telefon in Anspruch, jüngere auch Videokonferenzen, aber eher selten.“ Constanze Dennig „Ausführliche Anamnese mit Hilfe eines an die Patientin oder den Patienten übermittelten Fragebogens … “ Ilias Christidis Telemedizin: Das weltweite Interesse hat sich mehr als verfünffacht Der US-amerikanische Technik-Anbieter Atlas VPN hat die Entwicklung des weltweiten Interesses an Telemedizin in den ersten Monaten des Jahres 2020 auf sehr einfache Art erhoben: indem mit Hilfe von „Google Trends“ die Beliebtheit des Such- begriffs „Telemedicine/Telemedizin“ erfasst wurde. Im Jänner lag diese Beliebtheit auf einer 100-teiligen Skala beim Wert 15. Bis März stieg die Zahl auf 97 – das war eine Steigerung um 546 Prozent. Damit war der Gipfel aber noch nicht erreicht: Im April wurde der Maximalwert von 100 erreicht. Die Beobachtung findet seit 2004 statt. Damals lag der Wert bei 40, um in den folgenden Jahren deutlich zu sinken. Der Tiefpunkt im Beobachtungszeitraum wurde 2013 mit dem Wert 9 erreicht. Ab dann kam es wieder zu einer Steigerung auf niedrigem Niveau, um dann wegen der Corona-Krise rasant in die Höhe zu schnellen. Fachleute rechnen damit, dass das In- teresse an Telemedizin auf hohem Level bleibt, auch wenn sich, wie es der kalifornische Analytiker Alex Turteltaub formuliert, Patientinnen und Patienten beim persönlichen Arztkontakt besser fühlen. Dafür sei Telemedizin eine Lösung für unterver- sorgte Regionen, so Turteltaub. Am stärksten ist das Interesse laut Untersuchung übrigens in Äthiopien, am geringsten trotz COVID-19 in China, Italien, Frankreich und Spanien. Zahlen für Österreich gibt es nicht. Hinter der Telemedizin steckt auch ein gewaltiger Markt: Bis 2027 soll er laut Yahoo-Finance-Vorhersage von derzeit rund 19 auf mehr als 82 Milliarden US-Dollar steigen.

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