AERZTE Steiermark | Mai 2020

14 ÆRZTE Steiermark  || 05|2020 VERSORGUNG OLIVER LAMMEL Seit Beginn der Corona-Krise hat sich der Ablauf in meiner Landeinzelpraxis stark ver- ändert. Wir haben die Ordi- nationszeiten modifiziert, die Nachmittagssprechstunden haben wir derzeit – nach Absprache mit den Kollegen im Sprengel – pausiert. Wir haben nun sowohl samstags, als auch sonntags für 2 Stun- den geöffnet. Die Frequenz der persönlichen Kontakte hat sich auf 20 bis maximal 30 Patientinnen bzw. Patienten verringert, davon sind fünf bis acht InfektpatientInnen, von denen zumindest eine potentielle Infektionsgefahr ausgeht. Die Anzahl der rein telefonischen medizinischen Ratschläge liegt im Durch- schnitt bei 15 Fällen pro Tag. Jede/r trägt Maske Neben unserer normalen Dienstkleidung tragen wir nun alle eine FFP2- oder FFP3-Maske als Mundschutz, eine Schutzbrille und Hand- schuhe. Wir hatten das Glück, noch ausreichend Schutzklei- dung selbst organisieren zu können. In die Praxis kommt man nur nach telefonischer Anmeldung, in den Anmelde- bereich nur nach Bestätigung einer völligen Infektfreiheit. Der Empfang hat einen Plexi- glasschutz. In der Früh besprechen wir die neuesten Entwicklungen in der Krise und teilen uns in ver- schiedene Arbeitsbereiche ein. Wir sind in der glücklichen Lage, derzeit Unterstützung von einem PMU-KPJ-Stu- denten zu haben und seit Jänner 2020 bilden wir eine ausgesprochen begabte Ärztin in Allgemeinmedizin aus. Der Telefondienst, als erste Anlaufstelle, ist die Dreh- scheibe der Praxis. Er ent- scheidet über Praxisbesuch, Hausbesuch oder telefo- nischen Rat. Prinzipiell wird ein Praxisbesuch von über 65-jährigen PatientInnen und/oder PatientInnen mit chronischen Erkrankungen nicht empfohlen. Medika- mente sollen von jungen Men- schen abgeholt werden – was seit dieser Woche schon fast perfekt klappt. Es würde auch einen Medikamentenheim- transport, organisiert über die Gemeinde, geben. Dies war bislang nicht sehr oft nötig, da die Nachbarschaftshilfe sehr hoch ist. Erwähnens- wert ist sowohl die spontane Unterstützung der Bevölke- rung beim Organisieren von Masken und notwendigem Schutzmaterial, als auch die Etablierung eines örtlichen Krisenstabs mit unserem Bür- germeister, der Bergrettung, der Feuerwehr, dem Touris- musverband und dem Amts- leiter als Koordinator. Telefonische Auskunft sehr anstrengend Telefonische Ratschläge sind sicher eine Möglichkeit der Behandlung von Ängsten, die diese Situation mit sich bringt. Durch den langjäh- rigen persönlichen Kontakt als Hausarzt gelingt eine besonders gute Risikoein- schätzung der PatientInnen. Auch können kleinere medi- zinische Probleme, Befunde und Behandlungspläne te- lefonisch besprochen wer- den. Wichtig ist natürlich die Filterfunktion von Pati- entInnen, die in die Praxis kommen möchten – abhän- gig davon, ob ein Infekt be- steht oder nicht. Primärversorgung in der Einzelpraxis in Zeiten der Corona-Krise . In guten Händen Bei allen RisikopatientInnen setzen wir auf Telefonberatung bzw. führen im häuslichen Setting Blutabnahmen, Infusionen und andere i.v.-Medikamentengaben durch. Andere Zeiten: Der Empfang hat einen Plexi- glasschutz, alle im Praxisteam tragen FFP2- oder FFP3- Masken.

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