AERZTE Steiermark | Mai 2020

22 ÆRZTE Steiermark  || 05|2020 Chart: Conclusio STATISTIK COVID-19 könnte aber die Bedrohlichkeit verlieren, wenn eine ursächliche The- rapie und eine Impfung ver- fügbar sind. Es wäre also denkbar, dass die Möglichkeit der Impfung die Bereitschaft senkt, sie auch in Anspruch zu nehmen und sich damit zu schützen. Ein Dilemma. „Nach dem Testen, Testen, Testen kommt das Impfen, Impfen, Impfen“, sagt auch der Obmann der Wissen- schaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin (WAVM), der Birkfelder Allgemeinme- diziner Michael Adomeit. Zuwächse bei MMR Die beharrliche und zielge- richtete Impfkommunikation hat in den letzten Jahren bei den Gratis-Kinderimpfungen einiges an Verbesserungen gebracht. Der letztjährige Masernausbruch (angesichts der Corona-Krise schon fast wieder vergessen) hat die Impf bereitschaft zusätzlich kräftig erhöht: Vollständigen Impfschutz (2 Teilimpfungen MMR) haben mit 15. März 2020 – bezogen auf die Ge- burtenjahrgänge 2013 bis 2016 – knapp 84 Prozent. Wo- bei sich die Werte zwischen mehr als 89 Prozent im Bezirk Südoststeiermark und weni- ger als 75 Prozent im Bezirk Liezen bewegen. Bezogen auf die 1. Teilimp- fung MMR liegen die Impf- quoten noch deutlich darüber, nämlich bei mehr als 90 Pro- zent. In einigen Bezirken und Intensiv arbeiten Wissenschaft und Pharmaindustrie an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen COVID-19. Aber die wirkliche Arbeit beginnt wohl erst dann, wenn es diesen Impfstoff geben wird. Dann geht es nämlich darum, die Menschen davon zu überzeu- gen, sich auch impfen zu las- sen. Wie schwierig das werden könnte, zeigt die (per Umfrage erhobene) Influenza-Impfbe- teiligung in Österreich: Nur 10 Prozent haben sich demnach (die Feldarbeit erfolgte im März 2019) gegen die saisona- le Grippe impfen lassen – trotz vieler Appelle über die Medien. Dabei haben laut derselben Umfrage 83 Prozent eine sehr oder eher positive Einstellung zum Impfen. Durch mangeln- des Wissen ist diese Diskre- panz kaum zu erklären: Die Influenzaimpfung hat eine gestützte Bekanntheit von 94 Prozent. Eine plausiblere Erklärung ist die fehlende Angst vor der Grippe: Un- ter den 60–69-Jährigen, die sich zurecht mehr Sorgen um ihre Gesundheit machen, ist die Influenza-Impfbeteiligug nämlich doppelt so hoch wie in der Gesamtpopulation. Angesichts der hohen CO- VID-19-Sensibi lität und -Angst ist also zu hoffen, dass sich dagegen mehr impfen lassen werden als gegen die oft verharmloste Influenza – die nehmen offenbar viele auf die leichte Schulter, bis sie eine schwere Krankheitserfahrung machen. „Impfen, Impfen, Impfen“ Alle fiebern – zurecht – einer COVID-19-Impfung entgegen. Eine Fra- ge stellt sich aber: Wird sie auch genutzt werden, wenn es sie gibt? Die steirischen Masern-Impfzahlen sprechen dafür, Werte zur österreichischen Influenza-Impfbeteiligung weniger. Impfquoten im Vorschulalter MMR Südoststeiermark Graz-Umgebung Murtal Bruck-Mürzzuschlag Graz Deutschlandsberg Steiermark gesamt Voitsberg Weiz Leibnitz Leoben Murau Liezen Impfquote MMR, 2. Teilimpfung im Durchschnitt der Geburtsjahrgänge 2013–2016. Quelle: Impfdatenbank der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin, Stand: 15. März 2020 Hartberg-Fürstenfeld 89,20 % 85,94 % 85,55 % 87,44 % 88,56 % 85,55 % 83,89 % 82,78 % 75,44 % 82,67 % 82,80 % 79,38 % 74,46 % 82,39 % Minutiös erhebt die Wis- senschaftliche Akademie für Vorsorgeme- dizin die Ent- wicklung aller im Gratisimpf- programm vorgesehenen Impfquoten. Erfreulich: Die MMR-Impf­ beteiligung geht weiter nach oben. und zeigen die Zu- wächse gegen- über dem Jahr zuvor. Auch auffällig: die großen Unterschiede zwischen den Bezirken.

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