AERZTE Steiermark | Mai 2020
30 ÆRZTE Steiermark || 05|2020 KOMMENTAR viele asymptomatische infi- zierte Personen auszugehen. Diese beginnt also 2–2 ½ Tage vor den mehr oder weniger typischen und unbemerkten bis ausgeprägten Symptomen. Somit war die Standard-Con- tainment-Strategie allein zur Unterbrechung der Infekti- onsketten nicht ausreichend. Das heißt, nach positivem Test bei schon mindestens 38,5° C Temperatur konnten die en- gen Kontaktpersonen oftmals erst erreicht und auch isoliert werden, wenn sie schon wieder andere angesteckt hatten. Auch freiwillige Heimqua- rantänen nach Heimkehr aus sog. Risikogebieten, Veran- staltungsverbote, lokale Ab- sperrungen wie in Tirol usw. waren zu wenig und die Zahl positiv Getesteter stieg expo- nentiell an. So musste man schließlich anhand „harter“ Zahlen wie Spitalsbedürftigkeit und In- tensivbettenbelegung bis zu den jetzt geltenden Lock- down-Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und dem sog. Social-Distancing gehen. Die anschauliche Kurve ver- flachte und bog nach unten, der sog. Reproduktions- oder Replikationsfaktor fiel gegen bis 0,63. Inzwischen über- steigt die Zahl der Gesunde- ten trotz (endlich) steigender Testungen deutlich die Zahl der Neuerkrankungen. Unser Beobachtungs- und Prognosemodell arbeitet aber immer noch mit (zu) vie- len nur relativen Zahlen und Schätzungen. Der Bezug auf die Anzahl der Getesteten ist auch im Ländervergleich Menschen helfen Menschen Das Gesundheitsunternehmen der Steiermark Stationsarzt/Stationsärztin am LKH Murtal, Standort Stolzalpe Das Department für Akutgeriatrie und Remobilisation des LKH Murtal, Standort Stolzalpe, verfügt über 30 Betten und versorgt geriatrische Patienten mit Bedarf an Remobilisation. Für unser Department suchen wir zur Verstärkung des Teams einen Stationsarzt/eine Stationsärztin. Wir bieten ein angenehmes und familiäres Betriebsklima, umfangreiche Sozialleistungen (Betriebskindergarten, Förderungen bei fachlichen Fort- und Weiterbildungen) sowie kostengünstige Betriebswohnungen vor Ort. Beschäftigungsausmaß: 50 % bis 100 % Gehaltsschema: entsprechend den KAGes-Richtlinien, Mindesteinstufung für Stationsärzte/Stationsärztinnen auf Basis Vollzeitbeschäftigung EUR 3.963,30 (zzgl. Zulagen und allfälliger Vordienstzeitenanrechnung) Dienstantritt: ab sofort bzw. nach Vereinbarung Befristung: vorerst auf 6 Monate, mit Option auf unbefristete Verlängerung Ihre Bewerbung richten Sie bitte bis spätestens 31.05.2020 an das LKH Murtal, Standort Stolzalpe, DL Dr. Klaudia Hummer, Department für Akutgeriatrie und Remobilisation, Stolzalpe 38, 8852 Stolzalpe oder per E-Mail an medsek.sto@kages.at . Telefonische Auskunft erhaten Sie unter 03532/2424-5215. Das Land Steiermark und wir als Unternehmen im Allein- eigentum des Landes Steiermark streben eine weitere Erhöhung des Frauenanteils an und laden daher beson- ders Frauen zur Bewerbung ein. zu beachten; das Bild wird sich merkbar verändern, wenn mehr und regelmä- ßig auch in den besonders ansteckungsgefährdeten Be- rufs- und Risikogruppen wie VerkäuferInnen, Pflegeperso- nal und HeimbewohnerInnen getestet werden wird. Erst dann kann man langsam auch die Dunkelziffer etwas rea- listischer einschätzen. Eine erste Querschnittsstudie zur Durchseuchung in Öster reich ergab lediglich 0,33 %. Bei gezielten Tests in den o. g. Gruppen sind aber auch Zahlen > 10 % zu erwarten. Ebenso in den bekannten geografischen Hot-Spots mit den teilweise rekonstruierten Infektionsketten. Die dafür ab Verfügbarkeit validierter Produkte einge- setzten Antikörpertests wer- den in diesen Clustern noch höhere Prozentzahlen zeigen. Von einer Herdenimmunität in der Gesamtbevölkerung wird leider noch lange kei- ne Rede sein. Aber für die Einsetzbarkeit von Gesund- heits-, Pf legepersonal oder PädagogInnen und Sozialar- beiterInnen wären diese Tests freilich sehr gut nutzbar. Aus den genannten Unter- schieden wird aber ebenso klar, dass die Komplikations- und Mortalitätsraten noch nicht endgültig errechnet werden können. Außer Diskussion steht inzwischen wohl, dass Vergleiche mit saisonaler Grip- pe in Sachen Fallsterblichkeit bzw. saisonaler Übersterblich- keit obsolet geworden sind. „Kollateralschäden“, Risikoabwägung Im Gesundheitssystem selbst kann man sich auf längere Zeit auch nicht ausschließlich auf die Pandemiebekämpfung fokussieren. Allein in der Re- gelversorgung und längerfris tig auch in den Reha- und Vorsorgeprogrammen sind Risken und Folgeschäden „ge- genzurechnen“. Als Indiz dafür zeichnet sich bereits ab, dass Kardiologen derzeit sozusagen gemieden zu werden schei- nen. Und aus aufgeschobenen Mutter-Kind-Pass- bis Krebs- Vors orgeuntersuchungen und natürlich unterbliebenen Impfungen können ja auch durchaus bleibende Schäden und „Verlorene gesunde Le- bensjahre“ resultieren. Auch der psychosoziale Bereich mit Arbeitslosigkeit, Armutsgefähr- dung, Zurückbleiben in der Bildung und bei der Integration und Inklusion von Randgrup- pen fallen ethisch schwer ins Gewicht. Auch hier bedarf es der Begleitforschung und es müssen mehr Betreuungsres- sourcen aufgestockt werden. Lockerung, Perspektiven Ich habe schon gelesen, das „Fahren auf Sicht“ sei ein Ein- geständnis von Nichtwissen. Aber wir sind keine Ralleypi- loten auf freigeräumter Strecke und Beifahrer mit Protokoll und Mikrophon. Ist es nicht viel mehr ein eindeutiges Ge- bot zur Verkehrssicherheit „auf Sicht zu fahren“ und lernen wir nicht gerade jetzt, noch mehr Rücksicht auf schwächere „Verkehrs“-TeilnehmerInnen zu nehmen? „Aus aufgeschobenen Mutter-Kind-Pass- bis Krebs-Vorsorgeuntersuchungen und natürlich unterbliebenen Impfungen können ja auch durchaus bleibende Schäden und ‚verlorene gesunde Lebensjahre‘ resultieren.“
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