AERZTE Steiermark | Mai 2020

WIRTSCHAFT & ERFOLG 36 ÆRZTE Steiermark  || 05|2020 VON WALTER HOCH Nähe wurde bislang in kom- munikativer Hinsicht übli- cherweise über räumliche Nähe definiert. Die in den letzten Wochen in vielen Or- dinationen Corona-bedingt optimierte Video-Infrastruk- tur bietet nun die Möglich- keit, emotionale und soziale Nähe auch aus der Distanz zu erleben. Die Generation der Digital Natives, der mit High- End-IT Aufgewachsenen, kann davon bereits einen au- tomatisierten Gebrauch ma- die zu erledigenden Aufga- ben konzentrieren. Das ist in einem eigenen Videokonfe- renzraum von vorneherein in hoher Qualität gegeben, sodass auch (Zusatz-)Funkti- onen wie Screensharing (den eigenen Bildschirminhalt für die Gesprächspartner sicht- bar machen), Präsentationen abspielen oder chatten (IT- Altvordere sprechen von elek- tronischer Kommunikation, in der in Echtzeit geschrieben wird) möglich sind. Ein gutes Bild abgeben Die meisten Videokonfe- renzen finden derzeit aber doch eher in dafür unspezi- fischen Räumen statt: bei Ärz- tinnen und Ärzten in Ordi- nationen, beim „Homeoffice“ in Wohn- oder privaten Ar- beitszimmern, bei Studieren- den in ihren WG-Zimmern oder -Küchen und ähnlichen Orten. Wenn in realen Mee- tings die Kolleginnen und Kollegen, die Chefinnen und Chefs bevorzugt in Anzügen, Kostümen oder in Kaufhaus- versionen von Haute Couture aufgetreten sind, waren die beruflichen und sozialen Rol- len ziemlich klar. Aufnahmen aus den eige- nen vier Wänden bzw. dem Arbeitszimmer in der men- schenleeren Ordination lassen da plötzlich eine ganz andere Einschätzung entstehen und zwar aufgrund von Details, die viele gar nicht herzeigen und die andere gar nicht sehen wollen: Herumstehende Ses- sel, unaufgeräumte Tische mit Zettelwirtschaft, ein schlam- pig gekleideter Lebenspartner huscht durchs Bild, überla- dene Bücherregale, bestenfalls legere T-Shirts usw. wirken rasch unappetitlich und auch oft allzu intim. Daneben len- ken sie vom Gesprächsinhalt ab, die Grenzen zwischen Be- ruf und privat verschwimmen bedrohlich bis bizarr. Zu wei- teren „Fettnäpfchen“ können allzu private Dekogegenstän- de, Nippes oder verstaubte Pflanzen werden. Deshalb spart es viel Reue und Ärger, wenn man vorher überlegt: Was zeige ich den anderen von mir her? Wie kann ich „meinen“ Hinter- grund bewusst inszenieren? Die Antworten darauf hän- gen auch von der ins Auge gefassten Gesprächslänge ab. Geht es in einer Konferenz kurz und bündig über be- chen, tauscht sie sich doch gleichsam von Geburt an über digitale Tools aus. Aber auch bei ihnen und nicht nur bei den Älteren funktionieren Vi- deokonferenzen umso besser, je durchdachter sie die Regeln dafür beherzigen. Zuallererst müssen die Ge- rätschaften, zumindest also Kamera, Bildschirm und Übertragungssysteme, klag- los funktionieren. Müssen sich die User nicht um die Technik kümmern, so kön- nen sie sich ungestört auf In den Videocalls über WhatsApp, FaceTime etc. konnte privatim geübt werden, was COVID-19 auf ein professionelles Umfeld gesto- ßen hat: Beratungen und Konferenzen von Bildschirm zu Bildschirm bzw. Zusammenarbeiten ohne Zusammensitzen. Schlagen nun die Vorteile dieses Formats endgültig seine Nachteile? Im Video gut rüberkommen Foto: Shutterstock Samstag, Sonntag, Feiertag, 9 bis 13 Uhr, hat eine Ordination für Notfälle geöffnet. Infos: www.kijno.at

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