AERZTE Steiermark | Mai 2020

ÆRZTE Steiermark  || 05|2020 47 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN & ÄRZTE Foto: Shutterstock Das große Aufholen beginnt Im März und April gab es – teils gewollt, teils ungewollt – gewaltige Einbrüche bei den Patientenfrequenzen. Jetzt beginnt das große Aufholen, allerdings gebremst durch die Notwendigkeit, alle Schutz-, Sicherheits- und Hygieneregeln penibel einzuhalten. Belastbare Daten über die Einbrüche bei bestimmten Leistungen oder Fachgrup- pen, Kassen- oder Wahlärzt­ Innen gibt es naturgemäß (noch) nicht. So kurzfristig lassen sich seriöse Statistiken nicht produzieren. Präzise muss nicht richtig sein Bei den Gratis-Kinderimp- fungen wird zwar sehr genau anhandder vondenÄrztinnen und Ärzten eingeschickten Impfbons gemessen. Aber da die Einsendungen teils en bloc pro Quartal, teils quasi in Echtzeit, aber mitunter auch erst in den nächsten Monaten erfolgen, brauchen auch diese (vorhandenen) Rohdaten eine genaue Analyse, bevor sie aussagekräftig genutzt werden können. Auch präzise Zahlen können in die Irre führen. Aber nach sehr umsichtigen Schätzungen aufgrund der vorhandenen Daten dürfte es im Bereich der Gratis- Kinderimpfungen (siehe auch Seite 22) ab März 2020 Ein- brüche im zweistelligen Pro- zentbereich gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres 2019 gegeben haben. Im Bereich anderer ärztli- cher Leistungen gibt es nur Einzelerfahrungen mit anek­ dotischem Charakter: Da wird über Rückgänge von 15, 40 oder gar 60 Prozent be- richtet. Die betreffen aber, wie gesagt, einzelne Praxen. Es gibt gewaltige Unterschiede zwischen Personen, Regionen und Fächern. Ein Beispiel aus Der österreichweit seit 16. April 2020 gültige Leitfa- den dazu ist auch über die Website der Ärztekammer Steiermark abruf bar (ae- k stmk.or.at/cms/get_ doc2. php?artid=9345&docId=99169 Darin geht es etwa um tech- nische Maßnahmen (wie z. B. Vorkehrungen zu Sicherstel- lung des Mindestabstandes im Wartebereich oder die Platzierung des E-Card-Le- segerätes), aber auch um die Unterweisung und Sensibili- dem intramuralen (KAGes-) Bereich: Hier geht man im Zeitraum vom 12. März bis zum 18. April mit vielen Wenn und Aber von Rück- gängen zwischen etwas mehr als 20 und fast 90 Prozent aus – also mit immensen Diffe- renzen zwischen den Fächern. Dass es heftige Einbrüche gab, steht also außer Frage. Die gab es aus zwei Gründen: Einerseits wurden von den Praxen selbst Kontrollunter- suchungen und verschiebbare Behandlungen nicht durchge- führt. Andererseits sind es die Patientinnen und Patienten selbst, die Arzttermine ver- schieben bzw. darauf unter COVID-19-Bedingungen ver- zichten. Wird sich das jetzt ändern? Sicher nicht von einem Tag zum anderen. So schnell geben Menschen vorsichtigbedingtes Zögern erstens nicht auf und zweitens gibt es ja tatsächlich eine Vielzahl von wichtigen Vorsichtsmaßnahmen, die zu berücksichtigen sind. sierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, praktikable Lösungen für das Thema te- lefonische Voranmeldung, or- ganisatorische Maßnahmen, die persönliche Schutzausrü- stung sowie die Hygiene. Es empfiehlt sich, die eigenen Patientinnen und Patienten (telefonisch, schriftlich oder per E-Mail) über das Procedere in der eigenen Ordination zu informieren. Vor allem, wenn es um das „Hochfahren“ und Nachholen geht, wirken indi- Tipp zum „Hochfahren“ Informieren Sie Ihre Patienten und Patienten per Telefon, schriftlich oder per E-Mail, dass und unter welchen Bedin- gungen Sie wieder in Ihre Ordination kommen sollen. Am besten funktioniert das, wenn die Patientin, der Patient ein persönliches Anliegen (chronische Erkrankung, ver- säumter Termin, Schwangerschaft, Impfbedarf etc.) hat. Nutzen Sie auch die Infrastruktur Ihrer Gemeinde (Aus- hang, Website, Gemeindeinformationen …) Persönliche und lokale Informationen wirken am besten. Es sind wieder mehr Arztbe- suche sinnvoll und möglich, allerdings nur unter gesicherten Bedingungen. Die Stärke der Ärztinnen und Ärzte ist ihre persönliche Glaubwür- digkeit und Bekanntheit.

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