AERZTE Steiermark | Mai 2020

ÆRZTE Steiermark  || 05|2020 49 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE nen mit keiner Unterstützung durch die Österreichische Gesundheitskasse rechnen, tragen aber viel zur ärztlichen Grundversorgung bei‘, sagt Meindl. Es sei daher notwen- dig, „dafür zu sorgen, dass sie in kein wirtschaftliches, schwarzes Loch fallen und weiter ihre Patientinnen und Patienten versorgen können‘, verlangt der Sprecher der nie- dergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Ihm lägen Berichte vor, wonach viele der Wahl- ärztinnen und -ärzte trotz telemedizinischer Angebote gewaltige Einbrüche bei den Patientenkontakten hinneh- men müssten: ‚Alles was ver- schiebbar ist, verschieben die Menschen derzeit. Aber sie werden es bald nachholen wollen.‘ Dafür müsse es dann aber auch die Ärztinnen und Ärzte geben. Meindl weiter: ‚Niemand kann daher wol- len, dass die Wahlarztpra- xen die Krise wirtschaftlich nicht überstehen können. Die Menschen brauchen sie.‘ Hier sei vor allem die öffentliche Hand, also Bund und Land, gefordert.‘“ Zum Thema Schutzausrüs­ tung (Masken, Brillen, Mäntel und Anzüge, Desinfektions- mittel) gibt es mehr Infos auf Seite 16. „Maßnahmen und Empfeh- lungen für Ordinationen in der COVID-19 Pandemie“: aekstmk.or.at/cms/get_doc2. php?artid=9345&docId=9916 Dazu gibt es zum Beispiel eine Medieninformation der Ärztekammer Steiermark vom 8. April: „Zu den wirt- schaftlich schwer Getroffenen der Coronakrise zählen die mehr als 700 hauptberuf- lichen Wahlärztinnen und Wahlärzte in der Steiermark. Für sie gibt es keine Unter- stützung durch die Kranken- kassen und kein zusätzliches Einkommen. Diese Ärztinnen und Ärzte tragen wesent- lich zur Grundversorgung der steirischen Bevölkerung bei. ‚Hauptberuf liche Wahlärz- tinnen und Wahlärzte brau- chen Hilfe, damit sie ihre Ordinationen erhalten und helfen können‘, appelliert nun der Obmann der niedergelas- senen Ärztinnen und Ärzte, Ärztekammer-Vizepräsident Norbert Meindl, an Bund und Land. Über die Unterstützung der Ärztinnen und Ärzte mit ÖGK-Vertrag laufen bereits Verhandlungen, außerdem sind sie durch die vertraglich vereinbarten, monatlichen Vorauszahlungen zumindest ein wenig abgefedert. Anders ist die Lage für die haupt- beruf lichen Wahlärztinnen und Wahlärzte, also solche, die nur von ihrer Ordination leben – ohne Kassenvertrag und ohne Einkommen aus einem anderen Arbeitsver- hältnis. 463 Fachärztinnen und Facharzte sowie 275 All- gemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner, in Sum- me also 738 Ärztinnen und Ärzte, sind das in der Steier- mark. ‚Diese 738 Wahlärz- tinnen und Wahlärzte kön- Foto: Stelzl, Eleke Meister, Gesundheitsfonds Der ganz normale Praxiswahnsinn PRAKTISCH TÄGLICH Von Ulrike Stelzl Willkommen amMaskenball Gleich vorweg – ich bin keine Befürworterin der allgemeinen Vermummung mit Masken. Egal ob Gekauftes oder Selbstge- nähtes, sei es auch noch so hübsch und bunt. Für mich beim Ar- beiten halte ich das natürlich anders. Ich nehme die mir von der Ärztekammer zugeteilten Dinger dankbar entgegen und trage sie gewissenhaft. Anfangs hatte ich eine, gegen deren Material ich offenbar allergisch war. Und die Leute schauen heutzutage so komisch, wenn man vor lauter Husten fast erstickt und nach Luft schnappt. Die nächste war dann besser. Die hatte ich ein paar Tage auf und trotz liebevollem Desinfizieren bekam sie irgendwann einen unsympathischen Verwesungsgeruch. „Da hol ich mir noch eine Pneumokokkensepsis oder einen gram- negativen Gammelinfekt“, dachte ich und entsorgte das Teil schleunigst. Dann kam die FFP 2 mit Ventil. Zu meiner großen Erheiterung ein paar Tage später mit Ventil zum Zukleben. Damit blieb Variante 1: Ersticken – und Variante 2: die Ausa- temluft pfeift rechts und links aus der Maske. Heute habe ich endlich die ideale Maske gefunden. Sieht ein bisschen aus wie eine Pestmaske, deshalb hat mein großer Rüs- sel auch endlich mal gut Platz darin. Und sie ist absolut dicht, wie die ca. 5 mm tiefen Impressionen in meinem Gesicht zeigen. Eine Freundin, von Beruf Anästhesistin und deshalb noch är- mer (nicht nur Maske, sondern Ganzkörperkondom), bestätigt mir, dass die hypoxiebedingten Beschwerden ganz normal sind. Hoffentlich bekommen wir nicht noch mehr Hirnschaden vom Sauerstoffmangel. Aber meine Patienten glauben an die wundertätige Wirksam- keit ihrer Masken. So wie die Leute im Supermarkt, wo jetzt die Abstände wieder schrumpfen und alle glücklich in der Backbox herumfingern, weil wir ja so geschützt sind. Frau K. entschul- digt sich, dass sie die Maske vergessen hat und während ich noch versichere, dass mir das wurscht ist, schnäuzt sie sich und platziert das Taschentuch auf meinem Schreibtisch. Herr W. will die Maske ausgerechnet bei mir abnehmen, obwohl ich sage: „Oben lassen, erst daheim mit gewaschenen Händen!“, ist er schneller und parkt ein innen schon leicht bräunliches durchgeschlatztes Teil auf meiner Liege. Und dann kommt Frau E., die offenbar mit der Maske zu wenig Luft bekommt. Also trägt sie das Teil jetzt am Nasenspitzerl und daneben quellen die Nüstern heraus. Sieht irgendwie lieb aus: wie Grisu, der kleine Drache. Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein­ medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) „Niemand kann daher wollen, dass die Wahlarztpraxen die Krise wirtschaftlich nicht überstehen können. Die Menschen brauchen sie.“ Ärztekammer-Vizepräsident Norbert Meindl

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