AERZTE Steiermark | Juni 2020

ÆRZTE Steiermark  || 06|2020 11 COVER Punkt fällt auf: 1918 gab es eine ähnliche weltweite Panik wie jetzt 2020. Offenbar haben die Menschen vor mehr als 100 Jahren nicht viel anders reagiert, wie sie es heute tun? Salfellner: Panik herrschte besonders im Oktober 1918. Wie heute war die „Spanische Krankheit“ geheimnisumwit­ tert – die Blauverfärbung der Haut, die Blutungen aus der Nase und die vielen Toten mit 15, 20 oder 25 Jahren. Aber nach der Wellenspitze im Oktober fanden die Men­ schen sehr schnell zurück Salfellner: Die Bilder gleichen sich frappierend, und doch hat uns der allgemeine Wohl­ stand zu anderen Menschen gemacht. Der Tod ist heute weitgehend aus dem Bewusst­ zur Normalität. Man hatte so viele Opfer beerdigt, fast jede Familie beklagte einen gefallenen Bruder, Vater oder Sohn – da wollte man vom Sterben nichts mehr hören und die Sache nur noch hinter sich lassen. AERZTE Steiermark: Auch die Bilder sind ähnlich. Menschen mit Masken, ge- schlossene Vergnügungsein- richtungen, weitreichende Hygienemaßnahmen. Haben wir uns in diesem Jahrhundert nicht weiterentwickelt? sein geschwunden – noch zu Kloepfers Zeiten war es gang und gäbe, die Verstorbenen im Haus aufzubahren. Man hatte viele Kinder und musste es hinnehmen, dass einige an Auch Beerdigungstraßenbahnen kamen während der Influenza- Pandemie 1918 zum Einsatz. Polizisten in den USA mit Masken – man schützte sich so gut es ging, auch wenn die Wissenschaft 1918 Viren noch nicht verstand. „Die Bilder gleichen sich frappierend, und doch hat uns der allgemeine Wohlstand zu anderen Menschen gemacht. Der Tod ist heute weitgehend aus dem Bewusstsein geschwunden …“ Fotos: Creative Commons

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