AERZTE Steiermark | Juni 2020
14 ÆRZTE Steiermark || 06|2020 URSULA SCHOLZ Nomen es omen: Maria Luise Öhl malt bevorzugt in Öl. Gerne auch in freier Natur, direkt vor Ort. Dafür karrt sie alle Utensilien bis hin zur Staffelei in den Wald. Aber auf Ölmalerei in freier Natur ist das künstlerische Werk der Wiener Allgemeinmedizine rin, die vor ein paar Jahren in der Steiermark sesshaft wurde, keineswegs beschränkt. Von einem anfänglichen zeich nerischen Schwerpunkt und zwischenzeitlichen abstrak ten Experimenten hat sich ihr Schaffen vielfältig weiterent wickelt, über Aquarelle und Acryl-Mischtechniken zum Faible für Ölmalerei. Immer wieder einmal kopiert sie auch alte Meister und „macht was draus – Spielereien eben“. Oft lässt sie sich durch die Natur inspirieren, wobei der Wald generell und schöne Bäume im Mittelpunkt ste hen. Skulpturen aus Holz und Speckstein zählen ebenso zu ihrem künstlerischen Œvre. Während sie in mehr als drei Jahrzehnten als Allgemein medizinerin mit Kassenver trag viel Disziplin an den Tag gelegt hat – mittlerweile führt die 67-Jährige nur mehr eine Wahlarztordination im klei nen Rahmen –, hat sie sich „in der Kunst Freiheit gewährt“, wie sie es ausdrückt. Große Vorbilder Zeichnen und Malen haben Maria Luise Öhl von Kindheit an fasziniert und geprägt. Ihre Vorbilder reichen von Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer und Michelangelo bis hin zu Pablo Picasso. In pri vaten Kursen erlernte sie die nötigen Techniken, war aber auch in vielen Phasen als Au todidaktin unterwegs. Spezi ell gefördert wurde sie durch ihre Familie nicht; das Malen war ihre ganz persönliche Note. Als die Tochter des Jour nalisten und Schriftstellers Nikolaus Hovorka nach der Matura vor der Entscheidung zwischen Medizin oder Kunst stand, fanden ihre Eltern deutliche Worte, um ihr bei der Orientierung zu helfen. Kunst sei ein Hungerleider beruf, stellten sie nüchtern fest. Also hat sich Öhl doch für die Medizin entschieden – wie schon Großvater Oskar Hovorka, der als Primar und Spitalsleiter tätig gewesen war. „Der Vorteil dieser Entschei dung liegt darin, dass ich niemals davon abhängig war, ob meine Werke jemandem gefallen oder nicht.“ Im Rückblick passt´s Als die Studienwahl getroffen war, hätte Maria Luise Öhl gerne eine Facharztausbil dung für Kinderheilkunde absolviert, war jedoch letzt lich in Ermangelung einer Ein Faible für Ö(h)l Die Allgemeinmedizinerin Maria Luise Öhl, Obfrau des Ärztekunstver- eins, ordiniert zwar in Wien, findet ihre künstlerische Inspiration aber in der Wahlheimat Steiermark. Steirische Ärztinnen und Ärzte, die malen, bildhau- en oder fotografieren, sind herzlich eingeladen, den Verein zu bereichern. Ausbildungsstelle nach ihrem Turnus als Allgemeinmedi zinerin im 12. Wiener Ge meindebezirk Meidling tätig. Sie wäre auch nicht ungern Landärztin geworden und hat sich nach Abschluss ihres Turnus am LKH Mödling so gar im nahe gelegenen Perch toldsdorf beworben. Doch damals wurde nicht wie heute händeringend nach LandärztInnen gesucht, son dern die Stelle lieber an einen Einheimischen vergeben. „In den 80er-Jahren musste man nehmen, was man kriegt“, meint sie rückblickend. Später dann in der Steiermark eine Stelle als Allgemeinmedizine rin anzunehmen, kam nicht mehr in Frage. Als sie vor gut 20 Jahren ihr Haus in Sin nersdorf bei Pinggau gefun den hat, war ihre Ordination in Wien bereits etabliert. Im Rückblick passt es Öhl so, wie es gekommen ist. Heilige Corona geplant Ärztin mit Wohnsitz am Land ist sie ja trotzdem geworden. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie jenes Traumdomizil gefunden, das über die Jahre renoviert und zunächst als Wochenend- und Ferienhaus genutzt wurde und nun als Hauptwohnsitz fungiert. Nur eine halbe Autostunde ent fernt von Sinnersdorf liegt St. Corona am Wechsel, jenes Örtchen, das in den vergange nen Wochen oft unfreiwillig in den Google-Suchen aufge taucht ist. Und die Heilige Co rona, eine relativ unbekannte Märtyrerin der Spätantike, die passenderweise auch als Patronin gegen Seuchen um Hilfe angef leht wird, soll auch das Sujet ihres nächsten Bildes werden. Nach einer Re cherchephase – wie bei Maria Luise Öhl üblich. Religiöse Motive sind in ih rem Werk keine Seltenheit: Antonius, Christophorus, Mi chael und Georg hat sie be reits bildlich dargestellt. Aber auch die 14 Kreuzwegstati onen in der Kapelle des AKH Wien stammen aus Öhls Ate lier. Die ersten fünf Bildtafeln waren bereits gemalt gewesen, als sich die Möglichkeit ergab, dass der gesamte Kreuzweg im Jahr 2005 für diese Ka pelle erworben werden wür de. „Ich durchlebte damals gerade eine kritische Phase in meinem Leben und habe viele religiöse Bilder gemalt“, erzählt Öhl. „Kunst und Reli gion wirken heilend.“ Aktiv auf vielen Ebenen Kunst auf Rezept gab es in ih rem Behandlungszimmer nie. „Aber ich habe im Gespräch mit Patientinnen und Pati enten schon öfters angemerkt, dass Kreativität lebensver längernd wirkt und die Men schen dazu ermuntert, die heilende Kraft der Kunst für sich zu nutzen.“ ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST „Der Vorteil dieser Entscheidung liegt darin, dass ich niemals davon abhängig war, ob meine Werke jemandem gefallen oder nicht.“ Maria Luise Öhl
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