AERZTE Steiermark | Juni 2020
16 ÆRZTE Steiermark || 06|2020 STATISTIK Bei den absoluten Zahlen der Fälle und Verstorbenen schneiden Länder mit hohen Bevölkerungszahlen naturge mäß schlechter ab als kleine Länder. Ein klareres Bild ent steht bei einer anteilsmäßigen Darstellung, zum Beispiel be zogen auf die Bevölkerungs zahl von 1 Million. Allerdings können mehr oder minder zufällige Clusterbildungen in kleinen Regionen das Bild verzerren. Ein Beispiel dafür ist San Marino mit 1.208 Ver storbenen bezogen auf eine Million Einwohner. Tatsäch lich sind es 41 Tote in abso luten Zahlen. Hat doch die kleine Stadtrepublik zwischen Emilia-Romagna und Marken in Italien nur etwas mehr Ein wohner als der Bezirk Murau. Keine Toten auf den Färöern Als vielleicht erfolgreichster Gesundheitspolitiker Europas könnte sich Kaj Leo Holm Jo hannesen, Gesundheitsminis ter der Färöer, feiern lassen. Auf der autonomen, aber zu Dänemark gehörenden In selgruppe zwischen Norwe gen, Island und Großbritan nien gibt es keine COVID- 19-Verstorbenen – trotz der 187 Fälle, die in Relation zur Bevölkerungszahl von etwas mehr als 50.000 Menschen (sie entspricht in etwa dem steirischen Bezirk Voitsberg) gar nicht so wenige sind. Aber, und das zeigt die Statis tik auch: Es waren bis zum 11. Mai 2020 keine schweren Fälle dabei und alle Erkrank ten bzw. Infizierten waren zu diesem Zeitpunkt wieder genesen. Ebenfalls keine Verstorbenen gab es bis zum 11. Mai im Vatikan und in Gibraltar, al lerdings gab es zu diesem Zeit punkt da wie dort Menschen, die noch nicht genesen waren. Griechenland top Die wenigsten Fälle bezogen auf die Bevölkerungszahlen (COVID-19-Fälle pro 1Million Einwohner) hatte zum 11. Mai übrigens Griechenland zu verzeichnen: nämlich nur 261 bezogen auf 1 Million Ein wohner. Also kann sich auch der seit 2019 amtierende grie chische Gesundheitsminister Vasilis Kikilias als Sieger füh len. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen die Slowakei (267 Fälle) und Bulgarien (285 Fälle). Die meisten Fälle im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen gab es im schon erwähnten San Marino, im Vatikan und in Andorra. Über den Sinn des breiten Tes tens gibt es unterschiedliche Ansichten: Einige befürworten es, andere meinen, man solle nur Risikogruppen systema tisch testen. So unterschiedlich wie die Meinungen ist auch das Testungsverhalten. Die Färöer hatten bis zum 11. Mai mehr als 17 Prozent der Bevölkerung getestet, in Island waren es ebenfalls fast 17 Prozent. Zehn Länder und Regionen hatten bis zum Stichtag 11. Mai 2020 mehr als fünf Prozent der Be völkerung getestet, darunter auch große Länder wie Spanien und Portugal. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung wur den in Albanien, der Ukraine, der Republik Moldau, Bulga rien, Nordmazedonien und Griechenland getestet. Gar kei ne Tests gab es im Vatikan und in Monaco (allerdings könnten diese Tests natürlich in Italien bzw. Frankreich erfolgt sein). Fazit: Zahlen lügen per se nicht. Aber natürlich kön nen sie selektiv verwendet werden, um ein Land besser oder schlechter darzustellen. Österreich liegt übrigens bei den relativen Fallzahlen auf Platz 24 in Europa und bei den Verstorbenen auf Rang 30. Welches Land oder auch Territorium kommt am glimpflichs- ten aus der Coronakrise? Zu dieser Frage gibt es einen per- manenten Kommunikationswettbewerb mit vielen Siegern und Verlierern – in mehreren Kategorien. Zahlen lügen nicht Die Färöer (links) sind in Österreich vor allem als Fußballzwerg bekannt, gegen den unser Natio nalteam vor 30 Jahren 0:1 verloren hat. 2020 sind sie im Kampf gegen CO VID-19 sehr gut aufge stellt. Die wenigsten Fälle gibt es anteilsmäßig in Griechen land (rechts).
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