AERZTE Steiermark | Juni 2020

38 ÆRZTE Steiermark  || 06|2020 MEDIA BASED MEDICINE Keine Corona-Babies Zumindest in Italien, wo Umfragen ausgewertet und im Journal of Psychosomatic Obstetrics and Gynecology publiziert wurden, ist nicht davon auszu­ gehen, dass zu Zeiten des Lockdowns mehr Kinder als sonst gezeugt wurden. Obwohl Tausende Paare mehr Zeit als sonst miteinander daheim verbracht haben. Zukunftsängste und gesundheitliche Bedenken hielten die italienischen Paare davon ab. Quelle: derstandard.at , 9. Mai 2020 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufge- tischt: Frisch publiziert Preoperative Peak Oxygen Consumption: A Predictor of Survival in Resected Lung Cancer. Lindenmann, J; Fink-Neuboeck, N; Fediuk, M; Maier, A; Kovacs, G; Balic, M; Smolle, J; Smolle-Juettner, FM. Cancers (Basel). 2020; 12(4): [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=32244329 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Die „Prurigo nodularis“ ist eine chronische Hauterkran­ kung, gekennzeichnet durch sehr starken Juckreiz und ver­ krustete Knoten. Einige we­ nige bis mehrere hundert der Knoten – bis zu 3 Zentime­ ter groß – bedecken dabei vorwiegend Arme und Beine. „Die aufgekratzten, blutenden Knoten und der Zwang, sich ständig zu kratzen, schränken die Betroffenen in der Wahl ihrer Kleidung, ihrem Frei­ zeitverhalten und in der Bezie­ hung mit anderen Menschen ein. Viele ziehen sich aus dem Alltag zurück, Angststörungen und Depressionen sind deut­ lich erhöht“, beschreibt Franz Legat von der Universitätskli­ nik für Dermatologie und Ve­ nerologie der Med Uni Graz. ForscherInnen an der Med Uni Graz haben nun in internati­ onaler Zusammenarbeit eine Therapieoption gefunden. „Juck-Kratz-Zyklus“ durchbrechen Der Pathomechanismus der Prurigo nodularis ist noch unzureichend aufgeklärt. Man glaubt, dass es dabei zur Ent­ stehung eines „Juck-Kratz-Zy­ klus“ kommt. „Nur wenn es gelingt, durch die Behandlung den intensiven Juckreiz si­ gnifikant zu reduzieren, wird nach einer gewissen Zeit auch das Kratzen nachlassen“, be­ schreibt der Experte. Derzeit gibt es aber noch keine dafür zugelassene Behandlung. Umso bemerkenswerter sind die Ergebnisse der kürzlich im „New England Journal of Medicine“ publizierten Phase- 2-Studie unter Beteiligung des Teams um Franz Legat. Durch die Gabe von Nemu­ lizumab, einem monoklo­ nalen Antikörper gegen den Interleukin-31-Rezeptor-al­ pha, scheint eben dieses „Un­ terbrechen des Juck-Kratz- Zyklus“ gelungen zu sein. „Bereits 4 Wochen nach der ersten subkutanen Injektion von Nemolizumab kam es bei jenen, die unter mittelschwe­ rer bis schwerer Prurigo no­ dularis und einem im Mittel maximalen täglichen Juckreiz von 8,4 (auf einer Skala von 0 bis 10) litten, zu einer 53%- igen Reduktion des Juckreizes (Placebo 20,2 %).“ Zwölf Wochen nach Behand­ lungsbeginn erreichte die Re­ duktion des Juckreizes sogar 61,9 % (Placebo 25,7 %). Ne­ molizumab verringerte bei guter Verträglichkeit auch die Zahl der Knoten und verbes­ serte die Lebensqualität. Studienteilnehmer gesucht Innerhalb von zwölf Wochen konnte bei 23 % (Placebo 4 %) eine vollständige Abhei­ lung der Knoten erreicht wer­ den; in der Nachbeobachtung stieg dieser Prozentsatz wei­ ter. Nun sollen Phase-3- und Langzeit-Studien mit Nemo­ lizumab starten: Interessier­ te Betroffene mit (mittel-) schwerer Prurigo nodularis oder Neurodermitis mögen sich beim „Studienteam für chronische Prurigo und Neu­ rodermitis“ melden. Weitere Informationen und Kontakt Univ.-Prof. Dr. Franz Legat Universitätsklinik für Der- matologie und Venerologie, Medizinische Universität Graz Tel.: +43 316 385 80543 franz.legat@medunigraz.at Kontakt zur Studienteilnahme Sandra Sailer BSc. MSc. Studi- enkoordinatorin sandra.sailer@medunigraz.at Quälender Juckreiz: Grazer Forscher an neuer Therapie beteiligt Studienteilnehmer mit mittelschwerer bis schwerer Prurigo nodularis oder Neurodermitis werden gesucht. FORSCHUNG STEIERMARK Fotos: MUG, Creativ Collection Univ.-Prof. Dr. Franz Legat

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