AERZTE Steiermark | Juni 2020

42 ÆRZTE Steiermark  || 06|2020 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE ÄrztInnen in Ausbildung GEM/ EINSAM geben Einblick in ihren Alltag Erfahrungen, nicht Lehrbuchwissen Hoch motiviert von einer super internistischen Abteilung in einem peripheren Krankenhaus kommend, wechselte ich auf eine andere Abteilung. Ich freute mich, neue Krankheitsbilder zu lernen, zu festigen und auch teilweise selbstständig arbeiten zu dürfen. Dies wurde mir auf der internen Abteilung ermöglicht. Ich hatte dort eine wahnsinnige Lernkurve – so waren auch meine Erwartungen und Hoffnungen in Bezug auf die neue Abteilung hochgesteckt. Verdammt schnell landete ich am Boden der Tatsachen: Ich war wieder der „Turnustrottel“. Meine Arbeitsaufgaben bestanden hauptsächlich aus MRT-Aufklärungen (und zwar jedes MRT, egal ob schon gehabt oder nicht), Leitungen und Blutabnahmen. Was mich anfangs sehr gefreut hat, waren die Dienste in der Am­ bulanz: Voller Tatendrang bei meinem ersten Patientenkontakt in dieser Fachdisziplin, fühle ich mich nach neun Monaten auf der Inneren Medizin zumindest so sicher, ein unauffälliges EKG von einer komplexen Rhythmusstörung zu unterscheiden, dass ich den Befund in die Ambulanzkarte einfüge. Bei der Fallvorstellung wird mir sehr höflich erklärt, dass wir hier keine EKG‘s befunden („Wir sind hier keine Internisten“). Da entstehen Fragen: Werden wir Turnusärzte eigentlich überhaupt als Mediziner wahrgenommen? Zählen meine bisher erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse überhaupt? Im Notfall oder mitten in der Nacht ist an dieser Ab­ teilung auch kein Internist greifbar. Was ist, wenn hier ein Patient kardiale Beschwerden hat? Durch die ständigen Rotationen haben wir viel fächerübergreifendes Wissen und würden es auch gerne einbringen, wenn man uns lässt. Nach diesem Tag wurden meine Ambulanzzeiten drastisch durch die ständig anfallende Stationsar­ beit unterbrochen. Leitungen, Blutabnahmen, Aufklärungen waren das Dauerthema. Natürlich ist mir bewusst, dass das zu unserem Job gehört und ich mache es auch sehr gerne. Allerdings sollte man den Aspekt der Ausbildung nicht vergessen – wir sind die Zuweiser von morgen. Je mehr wir von einem Fach lernen, umso effizienter wird die Zusammenarbeit in der Zukunft werden! Nach stundenlanger Recherche nach den Diensten kann ich sagen, dass ich zumindest ein Minimum an Wissen in diesem Fach er­ worben habe. Aber Lehrbuchwissen ist nicht das, was einen guten Mediziner ausmacht, es sind die Erfahrungen. Auf jeder Abteilung, möge sie noch so wenig lernintensiv sein, nimmt man für sein Leben etwas mit. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass meine Lernkurve hier wieder sehr gesunken ist und meine Freude für diesen Beruf an dieser Abteilung auf ein Minimum reduziert war. GEM/EINSAM – schreiben steirische Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung über ihren Alltag im Beruf, im Leben und ihren Weg von „wilden Jungen“ zu „alten Profis“. Dienstzeiten, wie man aus der Vergangenheit in Öster­ reich und aus anderen Län­ dern wisse, die Qualität der Betreuung von Patientinnen und Patienten verschlechtern. „Es geht um den Schutz der Gesundheit der Mitarbeite­ rinnen und Mitarbeiterinnen“ betonte auch Lindner. Unterschiede sorgen zwischen KAGes und Med Uni sorgen für Unmut Meister wies auch darauf hin, dass die COVID-19-Not­ fallvereinbarung, die solche Sonderregelungen erlaube, für Bedienstete der Medizi­ nischen Universität mit Ende Juni auslaufe, im Bereich der KAGes aber noch bis Jahres­ ende möglich bleibe. Diese unterschiedliche Behandlung würde „für großen Unmut sorgen und das Bemühen, Normalität für alle herzustel­ len, unterlaufen“. präsident Herwig Lindner wies darauf hin, dass es eine nur teilweise Rückkehr zur Normalität nicht geben könne: „Entweder die Normalität gilt für alle oder für niemanden.“ Familie kaum mehr sehen Im COVID-19-Notfallmodus gab es vielfach den so genann­ ten Wechseldienst mit langen Schichten. Der wurde von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch akzeptiert. Nun soll aber dieses System zumindest vereinzelt weiter­ geführt werden. Das bedeutet, dass Ärztinnen und Ärzte, die solche Dienste machen müssen, ihre Fami­ lien kaum sehen können. Für Eiko Meister ist das „unzu­ mutbar und unnotwendig“, da die Zahl der COVID- 19-Fälle – glücklicherweise – stark zurückgegangen sei. Außerdem würden überlange Foto: Adobe Stock >

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