AERZTE Steiermark | Juni 2020

NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE ÆRZTE Steiermark  || 06|2020 47 Jugendheilkunde in Gröb­ ming. „Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, dass die Pa­ tienten jetzt vielleicht noch etwas pünktlicher kommen, weil das Wartezimmer der­ zeit ja gesperrt ist.“ Mos­ sier staffelt die Akutfälle nicht, sondern vergibt einfach von vornherein nur zwei bis drei Termine pro Stunde. So kön­ nen Akuttermine „zwischen­ durch“ behandelt werden. Wo­ bei auch die derzeit weitgehend mit Anmeldung kommen. Ein Tipp von Mossier: „Was ich sehr empfehlen kann, ist ein Erinnerungs-SMS am Vortag: Wer einen Termin hat, wird am Nachmittag bzw. Abend des Vortages per SMS von uns ͵erinnertʹ. Auch das trägt zur Pünktlichkeit bei.“ Diese Erfahrung macht auch Michael Lindinger, Kassen- Pädiater in Graz. „Wir haben COVID-19-bedingt auf Termi­ nordination umgestellt – und die allermeisten Eltern kom­ men wirklich pünktlich zu den vereinbarten Terminen. Wir haben zuvor eigentlich nicht vermutet, dass das so gut klap­ pen wird. Hilfreich sind dabei wahrscheinlich auch unsere Erinnerungen via SMS, die von vielen Eltern gern angenom­ men werden.“ Auch Lindinger freut sich über eine deutlich ge­ steigerte Planbarkeit der Ordi­ nationsabläufe und möchte die Corona-bedingte Umstellung auf reine Terminpraxis auch nach der Pandemiephase bei­ behalten. Er bündelt Akutpa­ tientInnen an den Tagesrand­ zeiten. „Wir impfen natürlich auch mit Termin – und bemü­ hen uns ganz besonders um die MMR-Impfung.“ Zurecht, wie Michael Adomeit, Obmann der Wissenschaftlichen Akade­ mie für Vorsorgemedizin und niedergelassener Kassen-All­ gemeinmediziner im oststei­ rischen Birkfeld, findet: „Wir sehen schon im ersten Quartal Rückgänge bei den Gratisimp­ fungen, obwohl Corona erst ab Mitte Februar schlagend wurde. Bei den Masern sind es im Vergleichszeitraum zum Vorjahr –30 Prozent. Das heißt: Wir sollten um jede einzelne MMR-Impfung ringen und die Eltern überzeugen“, appelliert der Obmann. „Denn es kommt ja hinzu, dass die Schulimp­ fungen durch die Amtsärzte bis Herbst Corona-bedingt aussetzen – da drohen bei den 6–15-Jährigen ganze unge­ impfte Geburtenjahrgänge.“ Zur Lösung dieses Problems hat sich die WAVM ein neues Tool einfallen lassen: Die nie­ dergelassenen ImpfärztInnen können – zunächst bei MMR, 6-fach-Impfung und HPV – un- oder teilgeimpfte Kinder und Jugendliche aus ihrem Patientenstock einfach abrufen – und dann zum (Nach-)Impf- Termin einladen. Mehr Disziplin puncto Referenzproblem „Woran wir noch arbeiten müssen, ist, mehr Bewusst­ sein bei den Eltern zu erwir­ ken, dass ein Termin für die Behandlung eines bestimm­ ten gesundheitlichen Pro­ blems bzw. eine bestimmte Fragestellung vergeben wird“, sieht Kinderfachgruppenob­ mann Dornbusch noch Ent­ wicklungsbedarf. „Denn die beste Terminpraxis wird tor­ pediert, wenn Eltern zwar pünktlich kommen und das ͵Referenzproblemʹ auch in der eingeplanten Zeit behandelt wird, danach aber eine lange Liste teils zusätzlicher Fragen zum jeweiligen Kind abge­ arbeitet werden soll. Es ist schon verständlich, dass man­ che Eltern den Arzttermin ihres Kindes optimal ausnüt­ zen wollen. Aber das sprengt dann auch die eingeplante Zeit“, so Dornbusch. „So stressig die letzten Woche für uns niedergelassene Ärzte waren – und das waren sie wirklich –, wir haben durch das Pandemie-Management auch einige Routinen entwi­ ckeln müssen, die hohe All­ tagstauglichkeit aufweisen und die wir beibehalten sollten“, findet Hans Jürgen Dorn­ busch, steirischer Obmann der Fachgruppe für Kinder- und Jugendheilkunde, Gutes in schwierigen Zeiten. „Vor Corona war es doch in den allermeisten Fällen so, dass wir Akutfälle sofort drange­ nommen haben. Die negative Folge: Auch Eltern, die auf Termin in die Ordination ge­ kommen sind, haben – wenn ein Akutfall dazwischen kam und das waren viele – teilwei­ se lange warten müssen. Das Wartezimmer war oft übervoll, die Kinder quengelig, die El­ tern manchmal genervt – was die Stimmung auch bei pro­ fessionellster Kommunikation durch das Ordinationsperso­ nal belastet. Seit die Eltern auf Termin mit dem Kind in die Ordination kommen können – ob nun im Akut- oder im Vorsorgefall – sind die Ordina­ tionsabläufe deutlich geregelter, die Patienten kommen schnel­ ler dran und wir können effi­ zienter arbeiten.“ Pünktlicher und mit SMS-Erinnerung „Für uns hat sich durch die Coronakrise im Ordinations­ ablauf nur wenig geändert, weil wir die Terminordina­ tion schon seit 2001 führen“, berichtet Christian Mossier, Kassenarzt für Kinder- und „Die meisten sind pünktlich“ Ordination auf Termin hat auch bei den PädiaterInnen Covid-bedingt Hochkonjunktur. Aktuelle, aber auch langjährige Erfahrungen zeigen, dass dieses Modell sehr gut greift. „Wir haben zuvor eigentlich nicht vermutet, dass das so gut klappen wird.“ Michael Lindinger „Auch Erinnerungen via SMS werden von vielen Eltern gern angenommen.“ Christian Mossier „Die Patienten kommen schneller dran und wir arbeiten effizienter.“ Hans Jürgen Dornbusch Foto: beigestellt

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