AERZTE Steiermark | September 2020

ÆRZTE Steiermark  || 09|2020 13 Foto: ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST vier- bis fünfmal wöchentlich. Daneben tanzt sie seit vier Jahren ziemlich intensiv Salsa (wenn nicht gerade aufgrund der COVID-19-Pandemie sämtliche Tanzkurse abgesagt werden müssen). Und für all das findet sie neben ihrem Fulltime-Job Zeit. Zum Ausgleich reitet sie zwar gerne aus, aber oft reicht ihr schon die Anwesenheit der Tiere, um sich zu beruhigen. „Pferde sind richtige Stress- fänger“, betont sie. „Wenn ich im Winter in den Stall gehe und den Pferden einfach nur beim Heufressen zuschaue, bin ich gleich entspannt. Der Kontakt zu Pferden kann ebenso gut wirken wie ein Antidepressivum.“ Die Mooskirchner Isländer durften auch schon einen Führungskräfte-Workshop „leiten“. „Eine Psychologin hat auf unserem Hof Manager geschult, leider durften wir nicht zuschauen. Aber wir haben ihnen unsere frechsten Schulpferde zur Verfügung auf der Neurogeriatrie des LKH-Universitätsklinikums mit dem Fachschwerpunkt Bewegungsstörungen ordi- niert Wenzel als Gründungs- mitglied zusammen mit 17 weiteren FachärztInnen im Ärztezentrum Prophy Docs im Grazer Univiertel. „Wir teilen uns nicht nur die Infra- struktur, sondern bilden auch auf menschlicher Ebene ein gutes Netzwerk.“ Pferd statt Antidepressivum Wenzels medizinische Kennt- nisse helfen ihr beim Erhalt der Pferdegesundheit – und umgekehrt unterstützen sie die Pferde dabei, den vielfäl- tigen Anforderungen im All- tag gerecht zu werden. Denn auch wenn am Hof Ange- stellte die meiste Stallarbeit erledigen, bleiben für Karo- line Wenzel noch das eige- ne Training, der Unterricht der Turnierreiter und -reite- rinnen sowie die Jungpfer- deausbildung. Tritt sie selbst zu einem Turnier an – wie eben kürzlich –, trainiert sie gestellt und sie waren ganz zufrieden.“ „Mache, was Spaß macht“ Auch integratives Reiten mit behinderten Menschen wird am Hof angeboten – dafür ist allerdings die Schwester zuständig, die auch Islän- der-Hunde züchtet. Zwar hat auch Karoline einen eigenen Isländer-Rüden, hat mit ihm aber keine speziellen Ambi- tionen. Es reicht, wenn er ihr Gesellschaft leistet. „Er ist ein kleiner Faulpelz, liegt gerne am Sofa und kuschelt.“ Nach ihren großen Zielen für die Zukunft gefragt, ant- wortet Karoline Wenzel ganz spontan: „Ich mache ja schon alles, was mir Spaß macht.“ Kleinere Ziele hat sie, die sich selbst als verlässlich charakte- risiert und in jeder Situation das Positive erkennen kann, schon noch. Gerade im Be- reich der Pferde: „Ich möchte das Turnierreiten wieder be- leben und neue, andere Aus- bildungswege gehen.“ Was ihr dabei vorschwebt, ist eine Ver- bindung zwischen der „wun- derbaren isländischen Reit- weise“ und der klassischen Dressurausbildung herzustel- len; die Reitkunst der Ecole de Légèreté und Working Equi- tation (eine Arbeitsreitweise südamerikanischer Herkunft) auszuprobieren, aber auch der Einsatz der kalifornischen Hackamore, einer gebisslosen Zäumung. So sehr sie sich Island verbun- den fühlt – dort leben würde sie zwar schon gerne, aber dann auch wieder nicht. „Ob- wohl mein Isländisch vermut- lich sogar ausreichen würde, in Island als Ärztin zu arbei- ten, hält mich in Österreich so viel: der Hof, die Menschen …“ Eine gewisse Dosis Island gönnt sie sich allerdings regel- mäßig und fährt nahezu jedes Jahr einmal in ihr Traumland. Außerdem kommt ihr bester isländischer Freund, der zwei- fache Rennpass-Weltmeister Sígurđur Marinusson, alljähr- lich nach Mooskirchen zum Unterrichten. s: Niess, beigestellt Neurogeriatrie- Oberärztin Karoline Wen- zel: Von ihren Pferden hat sie nach eigenem Bekunden für den Umgang mit Menschen viel gelernt.

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