AERZTE Steiermark | September 2020
ÆRZTE Steiermark || 09|2020 17 CORONA-STRATEGIE belasteten Bereichen kann dazu beitragen, die Erreger- last auf potenziell kontami- nierten Oberflächen zu redu- zieren, und somit das Inoku- lum unter die für COVID-19 notwendige Infektionsdosis zu senken. Über die Effektivität von Mund-Nasen-Schutz bzw. Schutzmasken hinsichtlich der Unterbindung der Erre- gerfreisetzung an der Quelle, als auch über die Schutzwir- kung für den Träger selbst, wurde seit Anbeginn der Pan- demie kontrovers diskutiert. Aktuelle Reviews klinischer Studien zeigen nun klar auf, dass – ausgenommen bei aerosolinduzierenden Tätig- keiten – das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes so- wohl für den Träger als auch für Dritte eine zur FFP2-/3- Maske vergleichbare Schutz- wirkung aufweisen kann. Hieraus soll als wirksame und niederschwellig zugängliche horizontale Präventionsmaß- nahme für Patient*innen so- wie Mitarbeiter*innen und Besucher*innen in Gesund- heits- und Pf legeeinrich- tungen ein Mund-Nasen- Schutz-Tragegebot abgeleitet werden, dessen Effektivität natürlich stark an unsere diesbezügliche solidarische Adhärenz (Einhaltung der ge- meinsam von PatientIn und BehandlerIn gesetzten Thera- pieziele; ähnlich Compliance, red.) gekoppelt ist. Um dem Gebot des Schut- zes empfänglicher Personen, Mit a r be it e r *i nnen w i e Patient*innen, bestmöglich nachzukommen, kommt als vertikale Strategie der risiko- basierte Einsatz von FFP2-/3- Atemschutzmasken zum Tragen. Diese Bestandteile der persönlichen Schutzaus- rüstung sind nur dann not- wendig, wenn sich aus der Be- handlungssituation das Risi- ko der Inhalation infektiöser Tröpfchenkerne ergibt, wie es bei aerosol-generierenden Situationen, wie etwa trache- aler In- und Extubation oder nicht-invasiver Beatmung, der Fall sein kann, bzw. in Situ- ationen, in denen ein über- durchschnittlich hohes Risiko eines SARS-CoV-2-Kontaktes besteht. Zu solchen Situa- tionen zählen Settings mit tendenziell häufigerem Kon- takt zu Patient*innen mit den Symptomen Husten, Fieber, Dyspnoe, insbesondere bei gleichzeitig hoher, nicht plan- barer Patient*innenfrequenz. Nicht nur bei der Verwendung der persönlichen Schutzaus- rüstung, auch beim Einsatz von Corona-Tests wollen wir uns um risikobasierte, diffe- renzierte Zugänge bemühen. Die eingangs erwähnte Res- sourcenknappheit könnte uns wieder ereilen, wenngleich die Versorgungssituation derzeit gesichert erscheint, und wir alle unser Möglichstes dazu beitragen, um die Fallzahlen gering zu halten. Aus diesem Grund muss ein unbedachter Umgang mit Test- ressourcen genauso vermie- den werden wie eine unkri- tische Anwendung von Mas- ken, Mänteln und anderen Elementen der persönlichen Schutzausrüstung. Mit einer strengen Indikationsstellung zur Corona-PCR können wir einen Beitrag leisten, um Test ressourcen zu schonen, und unnötige Verunsicherung bei Ärzt*innen wie Patient*innen hintanzuhalten. Unser Versuch eines multi moda len Ansat zes zur COVID-Prävention in der KAGes umfasst neben der Bereitstellung von State-of- the-art-Guidelines zum Hy giene-Management auch ei- nen reflektierten Blick auf die Indikationen für einen Corona-PCR-Test. Immer medizinische Indikation Sehen wir diese Untersuchung als das, was sie ist: ein dia- gnostisches Instrument zur Abklärung einer konkreten Fragestellung. Sehen wir in ihr jedoch nicht den omni potenten Troubleshooter, der uns Problemlösung ver- spricht, wo es keine Probleme gibt, oder vermeintliche Si- cherheit gibt, die trügerisch bis gefährlich sein kann. Nutzen wir zur Prävention von COVID in einem ersten Schritt unseren Hausverstand und unser Wissen um die Transmissionswege von durch Tröpfchen übertragenen In- fektionserregern, um uns, unsere Patient*innen sowie unsere Mitmenschen durch niederschwellige horizontale Maßnahmen zu schützen. Setzen wir danach zusätz- lich gezielt vertikale Präven- tionsmaßnahmen sowie dort wo notwendig diagnostische Schritte, um unser Bild der Situation zu vervollständigen. Als Grundlage für eine Tes tung sollte immer eine medi- zinische Indikation bestehen! Der hierzu in vielen Fällen erwachsende Widerspruch durch rein formell-legistisch motivierte Untersuchungen liegt auf der Hand – auf die zum Teil unlösbaren Ver- was uns sonst noch helfen kann „Der unkritische Ruf nach ‚Testen, Testen, Testen!‘ ist der gewissenhaften Vorbereitung genauso wenig zuträglich wie mehrtägige Wartezeiten auf Testtermine und -ergebnisse.“
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