AERZTE Steiermark | September 2020
18 ÆRZTE Steiermark || 09|2020 CORONA-STRATEGIE strickungen, die sich aus den Vorgaben des Epidemiege- setzes in Kombination mit einem demnächst vermutlich endemischen Erreger ergeben, soll in diesem Kontext jeden- falls hingewiesen werden. Der Real-Time-PCR-Test weist mit hoher Sensitivität und Spezifität den Erreger SARS- CoV-2 aus respiratorischen Proben nach. Einem einma- lig positiven Testergebnis in Zusammenschau mit der da- hinterstehenden konkreten Fragestellung (k linischer Verdacht, epidemiologischer Zusammenhang) kann und soll auch vertraut werden; die Mehrfach-Testung einer positiven Patientin bzw. eines positiven Patienten kann im Regelfall unterbleiben. Ebenso bedarf es keines weiteren PCR-Tests, um Patient*innen nach leichtem Krankheitsverlauf aus einer Absonderung zu entlassen. Die Kriterien hierfür sind: frühestens Tag 10 nach Sym- ptombeginn und mindestens 48 Stunden Symptomfrei- heit. Für Patient*innen nach schwerem Krankheitsverlauf wird jedoch als weiteres Kri- terium zur Aufhebung der Absonderung eine negative PCR-Untersuchung gefordert. Neben der Testung von sym- ptomatischen Patient*innen ist die Testung von Kon- taktpersonen zu COVID- 19-Patient*innen eine infek- tionspräventiv wichtige Indi- kation für die Corona-PCR. Für die Wahl des richtigen Testzeitpunktes gilt es zu be- rücksichtigen, dass asympto- matische Kontaktpersonen Können relevant exponierte Mitarbeiter*innen eines Ge- sundheitsdienstleisters als sogenanntes „versorgungs- kritisches Personal“ un- ter Einhaltung besonderer Vorsichtsmaßnahmen (Tra- gen von FFP2/3-Maske ohne Ventil, Selbstdokumentation des Gesundheitszustandes) weiterarbeiten (ein dahin- gehend positiver Bescheid der Behörde vorausgesetzt), sollte ein zweiter PCR-Test am Tag 5–7 nach Letztkon- takt zum Indexfall angestrebt werden. Die tägliche Testung solcher asymptomatischen Kontaktmitarbeiter*innen ist im Sinne der Ressourcenscho- nung keinesfalls sinnvoll und auch aus infektionspräven- tiver Sicht nicht zweckmäßig. Die geschilderten besonde- ren Vorsichtsmaßnahmen sollen bewirken, dass im Falle einer Infektion diese frühestmöglich erkannt so- wie eine Übertragung auf frühestens nach einer be- stimmten Latenzzeit nach stattgehabtem Kontakt im Falle einer Ansteckung ein positives Testergebnis zeigen können. Es macht also kei- nen Sinn, noch am selben Tag des Kontaktes zum CO- VID-Indexfall, Kontaktper- sonen (Mitarbeiter*innen und Patient*innen) zu testen; hier- für sollte eine Latenzzeit von rund 48 Stunden abgewartet werden. In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass ausschließlich ungeschütz- te Kontakte zu bestätigten COVID-Fällen einer PCR- Testung zugeführt werden sollen. Kontakte zu Ver- dachtsfällen oder Personal, welches unter Wahrung der gebotenen Schutzmaßnah- men Kontakt hatte, sind im Regelfall genauso wenig zu testen wie Kontakte zu sym- ptomlosen Kontakten von COVID-Fällen. andere Personen durch Ver- wendung der indizierten per- sönlichen Schutzausrüstung höchstmöglich vermieden wird. Als wichtigstes Element der persönlichen Schutzaus rüstung kann in diesem Fall die FFP2/3-Maske ohne Aus- atemventil genannt werden. Ein durchgehendes, unreflek- tiertes Tragen von Schutz- handschuhen für exponierte Personen stellt hingegen keine aussichtsreiche Maßnahme zur COVID-Prävention dar und sollte daher durch die anlassbezogene Verwendung von Schutzhandschuhen, wie im Rahmen der Standardhy- giene üblich, ersetzt werden. Zweifelhafter Ruhm Als weitere Indikation, in der die Corona-PCR als trans- missionspräventives Heilmit- tel zu zweifelhaftem Ruhm gelangte, ist die unkritische Testung von Patient*innen aus Pflegeheimen vor statio närer Aufnahme zu nennen. Pflegeheime waren zu Hoch- zeiten der ersten Corona- Welle immer wieder Zen- tren lokal erhöhter SARS- CoV-2-Aktivität, haben sich aber in den letzten Monaten, auch dank hoher Hygiene- standards, als Fallzahl-sta- bile Einrichtungen gezeigt, deren pauschale Konnotati- on als COVID-Hochrisiko institution eine fachlich un- gerechtfertigte Unterstellung darstellt, auf die nicht mit ungerichteten PCR-Tests für Bewohner*innen reagiert werden darf, nicht zuletzt um eine Stigmatisierung dieser Einrichtungen und der darin betreuten und arbeitenden Menschen zu vermeiden. „Mit einer strengen Indikationsstellung zur Corona-PCR können wir einen Beitrag leisten, um Testressourcen zu schonen und unnötige Verunsicherung bei Ärzt*innen wie Patient*innen hintanzuhalten.“
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