AERZTE Steiermark | September 2020

26 ÆRZTE Steiermark  || 09|2020 HAUSÄRZT/INNEN Samstag, Sonntag, Feiertag, 9 bis 13 Uhr, hat eine Ordination für Notfälle geöffnet. Infos: www.kijno.at URSULA SCHOLZ „Nähe“ ist wohl das Wort, mit dem sich das bisherige Le- ben von Renate und Willi- bald Kelz am prägnantesten zusammenfassen lässt. Nicht nur, dass die beiden Allge- meinmediziner schon seit Studienzeiten ein Paar sind, sie haben auch dreieinhalb Jahrzehnte lang gemeinsam in St. Margarethen an der Raab eine Landarztpraxis betrieben. Zudem spielte sich ihr Leben weitgehend unter einem Dach ab: unten die Ordination, oben der private Bereich, in dem ihr Mann. Renate Kelz hatte noch ein Jahr vom Turnus zu absolvieren, dann stieg die junge Mutter in die Ordinati- on ein. Sie hatte die „kleinen Kassen“, er verfügte zudem über einen Vertrag mit der GKK. Jedem das Seine Gearbeitet wurde immer Hand in Hand – mit durchaus unterschiedlichen Vorlieben. „Von mir hieß es im Dorf: ,Er tuat gern schneid´n´“, erzählt Willi Kelz. Kleine Hauttumo- re, eingewachsene Zehennä- gel … was eben so angefallen ist. „Diejenigen, die mit See- lenschmerz gekommen sind, habe ich gerne zu meiner Frau weitergeschickt.“ Deren Spe- zialgebiet erstreckte sich von der Gesprächsmedizin über die Kinderheilkunde bis hin zur Gynäkologie. So manche Landbewohnerin hat sich nur unter der Bedingung zu ei- ner Unterleibsuntersuchung bereiterklärt, dass die eige- ne Hausärztin sie vornehmen würde. Auch Renate Kelz´ schönstes Berufserlebnis fällt in diese Sparte der Medizin: die Ordinationsgeburt. „Eine werdende Mutter kam schon mit Presswehen in die Ordina- tion, also war ich ihre Hebam- me.“ Die Geburt verlief erfreu- licherweise komplikationslos, im vollen Wartezimmer ne- benan wurde mitgefiebert. „Es hat nicht viel gefehlt, und die anderen Patienten hätten ap- plaudiert, als man den ersten Schrei des Babys gehört hat“, erinnert sich Willi Kelz an das Ereignis vor 14 Jahren. Er selbst findet beimNachdenken nicht so schnell ein spezielles Highlight in seiner Karriere, zu viele Erinnerungen gehen ihm da durch den Kopf. Ein gutes Gefühl war es jedenfalls, einer Patientin mit einer klaf- fenden Kopfwunde helfen zu können. „Ich hab zuerst durch die Haare grob genäht, dann die Wunde ausrasiert und fein nachgenäht.“ Auch auf eine erfolgreiche Reanimation in der Ordination blicken die beiden zurück. Eine Patientin hatte vor Ort einen Herzstill- stand erlitten. Das beherzte Eingreifen der beiden Ärzte hat ihr noch zehn weitere Le- bensjahre geschenkt. Geteilte Arbeit, doppelte Freizeit Wofür die beiden dankbar sind, ist die Tatsache, dass sie sich die Arbeit teilen konnten. „Geteilte Arbeit heißt doppelte Freizeit. Und ich konnte vor- mittags immer beruhigt zu einem Notfall ausfahren, weil auch ihre drei Kinder groß geworden sind. Nähe haben sie aber auch immer zu den DorfbewohnerInnen gesucht – und gefunden. Bei der Feu- erwehr, in der Theatergruppe, im Elternverein und in der mitbegründeten Laufgruppe „Woazhoppers“. „Wir hatten schon im Studium gemeinsam beschlossen, uns in einem Dorf niederzulassen, wo wir wohnen und wirken wollten – und uns dort verwurzeln“, erzählt Renate Kelz. „Ich war im Dezember mit dem Turnus fertig und am 15. Jänner habe ich schon ordiniert“, ergänzt Miteinander – und mit dem Beruf – verheiratet Renate und Willi Kelz blicken nach 35 Jahren gemeinsamer Hausarzt-Ordination zurück auf ihr Berufsleben und resümie- ren: „Wir würden heute wieder Landärzte werden.“ Ein Bild aus den Anfängen der gemein- samen Praxis in St. Margare- then/Raab.

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