AERZTE Steiermark | September 2020
6 ÆRZTE Steiermark || 09|2020 BEREICH Eiko Meister Sind wir in der KAGes weniger wert? Nein! Die Corona-Krise hat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern an vorderster Front getroffen, mehr als alle anderen, auch wenn die Belastungen der Menschen im Pflege- und Sozialbereich außerhalb der Spitäler nicht klein- geredet werden darf. Nur: Die bekommen vom Land Steiermark eine Prämie in Form einer einmaligen Gefahrenzulage, für die das Land „als besondere Wertschätzung“ bis zu 10,5 Millionen Euro bereitgestellt hat. Und was bekommt die Ärztin, der Pfleger im Lan- deskrankenhaus? Ein oder zwei Tage Urlaub, je nach Einstufung durch die Leistung. Das können die nur als Beleidigung und „besondere Gering- schätzung“ verstehen, zumal im Urlaub die Arbeit nicht weniger wird. Was bedeutet, dass jene, die gerade nicht auf „Sonderurlaub“ sind, noch mehr arbeiten müssen. Eine solche Form der „Belohnung“ (die gleichzei- tig eine Bestrafung der Arbeitenden ist) können die Betroffenen nur als instinktlose Verhöhnung empfinden. Vordergründig ist sie billig für das Unternehmen (viel billiger als eine Prämie), aber mittelfristig zerstört sie das Vertrauen und die Loyalität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese Zerstörung wird der KAGes mittelfristig sehr teuer kommen. Eine vernünftige Geldprämie, zumindest für alle, die Patientenkontakt haben, ist mit Sicher- heit der einzige Weg, um den Vertrauensverlust einzudämmen. Noch gibt es die Chance, den schweren Fehler auszubügeln. Sonst werden sich die KAGes-Bediensteten fragen, warum ein So- zialarbeiter in einer Jugendberatungsstelle mehr „Wert“-Schätzung erfährt als eine Ärztin oder eine Stationsschwester. Man darf ja einen Fehler machen, aber aus dem Fehler nichts lernen, darf auch die Krankenanstal tengesellschaft des Landes nicht. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A „Sie ist nervig, verhasst und trotzdem unsere einzige Chance“, titelte DER SPIEGEL im August über das „Maskendrama“. Dem ist wenig hinzuzufügen, außer: Der Mund-Nasen-Schutz, abfällig oft als „Maulkorb“ bezeichnet (noch deftigere Be- zeichnungen wollen wir gar nicht erwähnen), ist zum falschen Symbol der Unterwerfung geworden. Manche Zugbegleiter Innen oder BuschauffeurInnen trauen sich gar nicht mehr, Fahrgäste auf die Maske hinzuweisen – müssen sie doch Prü- gel befürchten – immer wieder wurde darüber berichtet. Die Studienlage ist sehr klar: Masken sind kein Allheilmittel, aber sie schränken das Risiko einer Infektion deutlich ein. Sie sind hilfreich. Wer einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) richtig trägt, signalisiert damit, dass ihm nicht nur die eigene, son- dern vor allem auch die Gesundheit anderer ein Anliegen ist. Der Mund-Nasen-Schutz ist also eigentlich ein Symbol der Achtsamkeit und der Rücksicht auf die Mitmenschen – überall dort, wo Abstand halten einfach nicht möglich ist. Jedes noch so hanebüchene Argument wird gegen die Verwen- dung des Mund-Nasen-Schutzes ins Treffen geführt. Es nützt nicht (genug), es erschwert das Atmen … Alle, die oft stundenlang mit MNS im Operationssaal stehen, Chirurginnen und Chirurgen, Anästhesistinnen und Anäs- thesisten, OP-Pflegerinnen und -Pfleger … können nur darü- ber lachen, wenn Menschen behaupten, dass sie die Maske bei einem kurzen Einkauf, beim Arztbesuch oder in der Apotheke nicht aushalten. Nur: Symbole sind stark, leider oft stärker als die Wirklichkeit. Die Maske darf ja auch ein Symbol bleiben. Es muss sich nur die Symbolik ändern. Darum können wir uns gemeinsam be- mühen. Machen wir diese Maske also zum Symbol dafür, dass wir uns mit MNS näher sein dürfen als ohne. Machen wir sie zum Symbol des sozialen Zusammenlebens, zum Symbol der Mitmenschlichkeit. Und vergessen wir nicht: Hierzulande einen Mund-Nasen- Schutz zu tragen, erhöht die Chance ans Meer fahren zu kön- nen. Und dort beim Schnorcheln eine Tauchermaske tragen zu dürfen. Damit wird die Mund-Nasen-Schutz-Maske auch zum Symbol der persönlichen Freiheit. Dr. Karlheinz Kornhäusl ist Facharzt für Innere Medizin am LKH Graz II, Standort West, und Abgeordneter zum Bundesrat im österreichischen Parlament. 2 D BATTE Karlheinz Kornhäusl Die Maske kann auch Symbol der Freiheit sein
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