AERZTE Steiermark | September 2020

COVER 8 ÆRZTE Steiermark  || 09|2020 und den Niederlanden ge- sellschaftlich und politisch relevante Themengebiete im Abstand von rund zwei Mo- naten, um die Veränderungen im hochdynamischen Verlauf zu erfassen. Insgesamt um- fasst jede Befragung rund 150 Einzelfragen. Befragt wurden jeweils mehr als 7.000 Men- schen in Deutschland, Däne- mark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal und MARTIN NOVAK AERZTE Steiermark: Ihr In- stitut hat die Impfbereitschaft gegen COVID-19 in sieben europäischen Ländern unter- sucht. Können Sie etwas über die Art der Studie erzählen? Jonas Schreyögg: Seit April untersucht das Hamburg Center for Health Economics in Kooperation mit Univer- sitäten in Portugal, Italien Gegenzug stieg die Zahl jener, die sich nicht impfen lassen wollen. Wie lässt sich diese Entwicklung erklären? Schreyögg: Wir erklären uns den Rückgang der Impfbe- reitschaft, den wir übrigens in allen beteiligten Ländern sehen, durch die zunehmend kritische Diskussion um Impfstoffe. Die Demos der letzten Monate von Impfgeg- nern haben die Bürger zusätz- lich verunsichert. Wenn man bedenkt, dass ein Teil der Be- völkerung aufgrund von Vor- erkrankungen nicht geimpft werden kann und die Effek- tivität der Impfung sicherlich nicht bei allen Bevölkerungs- teilen 100 % betragen wird, wird eine Herdenimmunität durch die Einführung eines Impfstoffes nicht zu erreichen sein. Es gibt in der April-Umfrage auffällige Unterschiede zwi- schen den Ländern. Sehen Sie hier eine Gesetzmäßigkeit? dem Vereinigten Königreich. Sie repräsentieren die Bevöl- kerung des Landes in Bezug auf Region, Geschlecht, Alter und Bildung. Es gab zwei Untersuchungs- wellen. Im April waren 74 Prozent bereit, sich gegen das neuartige Coronavirus impfen zu lassen, im Juni waren es nur mehr 68 Prozent, also um 6 Prozentpunkte weniger. Im Angst adé? Mehrere Studien zeigen: Die Be- reitschaft zur (noch hypothetischen) COVID-19-Impfung sinkt Monat für Monat, der Widerstand gegen Si- cherheits- und Hygienemaßnahmen steigt im Gegenzug. Wir haben mit dem Leiter des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Uni- versität Hamburg gesprochen und ihn nach Ursachen und möglichen Gegenmaßnahmen befragt. Sein Institut koordiniert repräsentative Befragungen zu dem Thema in sie- ben europäischen Ländern. Der Ökonom Jonas Schreyögg befasst sich mit Management im Gesundheitswesen und ist wissen- schaftlicher Direktor des Hamburg Center for Health Economics. Laut Süddeutscher Zeitung ist er einer der 24 einflussreichsten Ökonomen Deutschlands. Fotos: Schlaeger, AdobeStock

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