AERZTE Steiermark | Oktober 2020

ÆRZTE Steiermark  || 10|2020 13 ein Spiel gegen eine Poli- zeimannschaft auf dem Pro- gramm. Erkennt man nun die Polizisten im Spiel als solche? „Nein. Ein Fußballer ist ein Fußballer. Die spielen auch nicht anders. Unter den Poli- zisten waren sogar welche, die ich noch von meiner aktiven Fußballzeit her gekannt habe.“ Einander verarzten mussten die Austrian Medical Soccers übrigens noch nie; zu ernst- haften Verletzungen ist es erfreulicherweise noch nicht gekommen. Dafür nehmen sich die Fußball spielenden Ärzte gerne einen Physiothe- rapeuten mit zur WM, wo die österreichische Mannschaft mittlerweile nur mehr eine von 24 stellt. Im Gründungs- jahr 1996 waren es noch 6 Teams gewesen … Dahoam is dahoam Dass Parvin trotz väterlicher persischer Wurzeln im ös- terreichischen Nationalteam spielt, stand für ihn, der in Graz geboren wurde und hier aufgewachsen ist, außer Frage. Auch dass er nicht weiterhin in Deutschland leben wollte, war für ihn glasklar. „Nie im ne beruflichen Aufgaben. Aber er macht, was er mag, denn Arzt wer- den wol lte er schon von klein auf: „Ich habe als Kind ein Buch über den Körper geschenkt bekommen – von einer Frau, die später selbst Ärztin geworden ist – und dieses Buch war der Beginn meines Interesses für die Me- dizin.“ Von Ärzten und Polizisten Den Anschluss an das im Jahr 2006 spontan gegrün- dete Österreichische Ärzte- Fußballnationalteam bekam Parvin über zwei Turnus- Kollegen, die ihn zum Mit- spielen motivierten. Abseits der WM spielen die Medical Soccers mehrmals jährlich zu Charity-Zwecken, treten aber auch zu speziellen Ärzte- Wettkämpfen wie beim AKH- Turnier an. Danach gefragt, was das Ärzte-Fußballteam von anderen unterscheide, antwortet Parvin spontan „nur die Profession“. „Der sportliche Stil ist gleich, aber auch der Teamgeist, weil die meisten ohnehin aus dem Mannschaftssport kommen.“ Auch die Knie werden nicht ergonomischer eingesetzt oder bewusster geschont. Im vergangenen Jahr stand Leben! Dahoam is dahoam“, antwortet er sehr überzeu- gend und mit bewusst einge- setztem Styriazismus auf die Frage, ob es für ihn je in Frage gekommen wäre, in Chemnitz zu bleiben. Allerdings wurde er dort als bereits vierter ös- terreichischer Assistenzarzt auf der dermatologischen Sta- tion nicht mehr wirklich als Exot betrachtet. „Die waren schon ein bisschen ,einge­ österreichert´“, erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln. Er selbst habe im Norden „das geradlinige Denken und die Affinität zu Leitlinien zu schätzen gelernt“. Aber seine emotionalen Wurzeln liegen in Österreich. Sein Österreich-Patriotismus, meint er retrospektiv, habe sich nicht zuletzt über den Sport entwickelt. „Beim sonn- täglichen Fußballtraining haben wir in der Pause oft Skirennen angeschaut; und da war es selbstverständlich, dass wir alle zu Hermann Maier gehalten haben.“ Seine Verbindung zur per- sischen Kultur hält er mit ebenso gro­ ßem Respekt a u f r e c h t . „Mein Vater kam vor fast 5 0 J a h r en aus Teheran hierher. Noch heute unter- hält er sich mit meinem älteren Bruder und mir nur auf Persisch.“ Obwohl er auch exzellent Deutsch spricht. Sehnsuchtsort Regenwald Vielleicht wurzelt in der kul- turellen Vielfalt auch Parvins Leidenschaft für das Reisen? Im Vorjahr hat er allerdings beschlossen, nun sei es genug. Auch wenn ihm West-Süda- merika auf seiner persönlichen Landkarte noch fehlen würde … Dann kamen die corona- bedingten Reisebeschrän- kungen und mit ihnen eine Situation, in der schon eine Reise nach Berlin ein kleines Wagnis ist. Und obwohl Par- vin sein Leben generell, be- sonders aber beim Fußball (daher die Position auf dem Mittelfeld), gerne unter Kon- trolle hat, lockt ihn noch ein richtig großes Wagnis: „An der Grenze zwischen Brasi- lien und Kolumbien gibt es mitten im Regenwald eine Holzhütte mit einem Kinder- garten und einer Arztpraxis. Dort Arzt zu sein, wäre schon noch spannend …“ ARZT IM BESONDEREN DIENST Fotos: beigestellt

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