AERZTE Steiermark | Oktober 2020

16 ÆRZTE Steiermark  || 10|2020 GESUNDHEITSPOLITIK Schlecht liegt die Steiermark nicht: Laut der Studie von Ma- rie M. Hofmarcher und Chri- stopher Singhuber bewegt sich die Steiermark bei den mei- sten „Gesundheits-Output“- Werten weitgehend im ös- terreichischen Durchschnitt. Die Steirerinnen und Steirer haben eine durchschnittliche Lebenserwartung bei guter Gesundheit, durchschnittliche Gewichtsprobleme und durch- schnittliche Wartezeiten im intramuralen Bereich. Bei der Lebenserwartung per se und der Inzidenz von Lungenkrebs sind die Werte sogar deutlich besser als der Durchschnitt, wenn auch nicht ganz im Spit- zenfeld. Unterdurchschnittlich sind laut der Hofmarcher-/Singhu- ber-Studie „HS&I Fact Book Ambulante Versorgung im Bundesländervergleich“ die steirischen Gesundheitsausga- ben: „Die steirischen Gesund- heitsausgaben sind niedrig. Im ambulanten und stationären Bereich wird weniger ausgege- ben als bundesweit. Die öffent- lichen Ausgaben in den beiden Bereichen sind von 2011 bis 2018 jährlich um 2,9 % bzw. 3,8 % gestiegen. In Österreich gesamt waren das jährlich 2,4 % beziehungsweise 4,1 %. Die öffentlichen stationären Aus- gaben steigen also schneller, die öffentlichen ambulanten Ausgaben langsamer als im Österreich-Vergleich.“ So die Analyse im Wortlaut. Zu wenig §2-Kassenstellen Aber wie ist es erklärbar, dass trotz der weitgehend durch- schnittlichen Gesundheits- werte die Kosten in der Stei- ermark besonders gering sind? Die Antwort der Studie: „Die Versorgung mit §2-Ärztinnen (und -ärzten) in der Steier- mark ist schlecht.“ Und weiter: „Insgesamt sinkt das Angebot mit §2-Ärzten pro 100.000 Einwohner. Die Verknappung führt dazu, dass sich der Zu- gang zu Leistungen für einen großen Teil der steirischen Bevölkerung zunehmend ver- schlechtert.“ In die Kritik genommen wird dabei auch der in der Steier- mark besonders hohe Anteil von Ärztinnen und Ärzten, die „nur“ Verträge mit Sonder- versicherungsträgern, den so genannten „kleinen Kassen“, besitzen. In Gesamtösterreich läge dieser Anteil bei 8 Prozent, in der Steiermark mit 19 Pro- zent mehr als doppelt so hoch. Aber dafür, dass in der Stei- ermark bei kassenärztlichen Stellen so (viel Geld) gespart wird, läuft es laut Studie noch recht erfolgreich: „Die Versor- gungsqualität in der Steier- mark ist gut. Die vermeidbare Sterblichkeit (MAHCS) vor 75 Jahren ist niedrig“, befinden Hofmarcher und Sinhuber. Und weiter: „Die Zahl der vermeidbaren Mortalität liegt im Durchschnitt. Ein Teil der Todesfälle wäre eher durch Prävention, ein anderer durch verbesserte Behandlungen vermeidbar. Gesamt betrach- tet, gibt es in der Steiermark wenig Auffälligkeiten im Vergleich zur vermeidbaren Sterblichkeit im österreichi- schen Durchschnitt.“ Mehr chronisch Kranke Ob das auch in Zukunft so bleiben wird? Die Heraus- forderungen werden, so die Untersuchung, jedenfalls wachsen: „Ein großer Teil der „Die Steiermark liegt im Mittelfeld, bei niedrigen Kosten.“ So fasst die vergleichende Studie „Leistungskraft regionaler Gesundheitssysteme in Zeiten von COVID-19“ die Lage der Gesundheitsversorgung in der sogenannten grünen Mark zusammen. Immer schön in der Mitte „Erschwert ist der Zugang zu Gesundheitsleistungen im niedergelassenen Bereich, wo die Steiermark innerhalb Österreichs die schlechteste Versorgung mit §2-KassenärztInnen aufweist.“

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