AERZTE Steiermark | Oktober 2020
ÆRZTE Steiermark || 10|2020 21 GESCHICHTE Informations- & Mitgliederservice Wir beantworten Ihre Fragen per E-Mail info@aekstmk.or.at per Tel. (0316) 8044-0 per Fax (0316) 8044-790 Öffnungszeiten Montag 8.00 bis 19.00 Uhr Dienstag 8.00 bis 17.00 Uhr Mittwoch 8.00 bis 17.00 Uhr Donnerstag 8.00 bis 19.00 Uhr Freitag 8.00 bis 13.00 Uhr Haus der Medizin Eingang Kaiserfeldgasse / Ecke Nelkengasse Informations- & Mitgliederservice Informations- & Mitgliederservice Wir beantworten Ihre Fragen per E-Mail i nfo@aekstmk.or.a t per Tel. (0316) 8044-0 per Fax (0316) 8044-790 Öffnungszeiten in den Weihnachtsferien: 27., 1 2. & 3.01.: 8:00 bis 16:00 Uhr 28.12. & 4.01.: 8:00 bis 19:00 Uhr 29.12. & 5.01.: 8:00 bis 13:00 Uhr Wir wünschen Ihnen ein frohes Fest! Haus der Medizin Eingang Kaiserfeldgasse / Ecke Nelkengasse Wir beantworten Ihre Fragen per E-Mail info kstmk.or.at per Tel. (0 44-0 per Fax (0316) 8044-790 Öffnungszeiten Montag 8.00 bis 17.00 Uhr Dienstag 8.00 bis 17.00 Uhr Mittwoch 8.00 bis 17.00 Uhr Donnerstag 8. is 17.0 Uhr Freitag 8.00 bis 13.00 Uhr Haus der Medizin Eingang Kaiserfeldgasse / Ecke Nelkengasse Wegen der COVID-19-Krise werden sich Termine ändern. Bitte infor mieren Sie sich: med.or.at | aekstmk.or.at Button_Terminänderungen.indd 1 17.03.2020 16:39:52 qualvolles Sterben. Kliniklei- ter Ehrhardt machte sich mit seinen Publikationen über diese „Fetographie“ in der in- ternationalen Wissenschafts- gemeinschaft einen Namen. Weit über die NS-Zeit hinaus. Zweierlei Maß Über Widerstand in den ärztlichen Reihen – auch ge- genüber pharmakologischen Experimenten zur Spätabtrei- bung – ist in den historischen Dokumenten nichts zu lesen. Obwohl die Beteiligung an diesen Körperverletzungen und Morden „im Dienste der Wissenschaft“ nicht selbstver- ständlich war. „An der Inns- brucker Frauenklinik haben keine Zwangsabtreibungen an Fremdarbeiterinnen statt- gefunden“, berichtet Czar- nowski. „In Graz sind an die 500 Abtreibungen an Ostarbeiterinnen dokumen- tiert, wobei nicht ersichtlich ist, wie oft der Schwanger- schaftsabbruch erzwungen war.“ Parallel dazu wurden Todesurteile über Hebam- men und Laienabtreiber und -abtreiberinnen verhängt, die deutschen Frauen illegal zu einer Abtreibung verholfen haben. I Graz traf es eine. Welcher Embryo überleben durfte und welcher nicht, lag bei eugenischen Eingriffen in der Entscheidungsmacht der Erbgesundheitsgerichte; bei „rassisch indizierten“ Ab- treibungen an Zwangsarbei- terinnen entschied die Ärzte- k mmer. „Vieles wurde in ein bürokratisches Mäntelchen ge- hüllt“, so Czarnowski. „Durch das arbeitsteilige Verfahren war der Arzt nur der Ausführende einer zuvor getroffenen Ent- scheidung. Da können berufs ethische Grundsätze schnell verloren gehen.“ Keine Entschädigung Verurteilt wurde Klinikchef Ehrhardt nicht. Nach dem Kriegsende hat er sich gleich nach Deutschland abgesetzt – und hierzulande fand der zuständige Ermittlungsrichter keinen Gynäkologen, der als Gutachter im Verfahren ge- gen Ehrhardt zur Verfügung gestanden wäre. Die betrof- fenen Frauen wurden nicht entschädigt. Czarnowskis An- frage beim Versöhnungsfonds (demFonds zur Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern auf dem Gebiet des heutigen Österreich während der NS-Zeit) hat ergeben, dass keine der namentlich be- kannten Frauen einen Antrag an den Fonds gestellt hat. So dunkel der Fleck in der Ge- schichte der Grazer Frauen- klinik ist, so stark ist der Wil- le der heutigen Führung der Universitätsklinik für Frauen- heilkunde und Geburtshilfe, die damaligen Vorgänge zu erhellen. Sowohl der im Vor- jahr frühzeitig verstorbene Klinikleiter Uwe Lang als auch sein Nachfolger Karl Tamussino haben das Pro- jekt unterstützt. Letzterer hat auch die Tagung initiiert, auf der es in acht verschiedenen Beiträgen um Aufarbeiten und Erinnern ging. Gabriele Czarnowski promo- vierte in Medizingeschichte/ Politikwissenschaft in Berlin und forscht seit Jahrzehnten im Bereich der Medizin wäh- rend der NS-Zeit. Sie arbeitet als Gastforscherin am Institut für Sozialmedizin und Epide- miologie der Med Uni Graz. Zur Rolle der Grazer Frauen- klinik in den Jahren 1938–45 plant sie eine Publikation in Buchform.
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