AERZTE Steiermark | Oktober 2020
30 ÆRZTE Steiermark || 10|2020 FORTBILDUNG Allein im Vorjahr starben in Österreich rund 33.000 Menschen an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Jeder Ansatz zu einer Stei- gerung der Herzgesundheit einer breiten Bevölkerungs- schicht, wie beispielsweise eine Impfung gegen Athero- sklerose, kann daher jährlich Tausende Menschenleben ret- ten. Eine mögliche Variante einer solchen Impfung wurde im Rahmen der 2. Grazer Herzkreislauftage präsentiert. Mit den Herzkreislauftagen hat die Medizinische Univer- sität Graz nach einer Serie pandemiebedingter Absagen erstmals wieder eine wis- senschaftliche Großveranstal- tung abgehalten, organisiert als Hybrid mit jeweils zwei p a r a l l e l e n P r ä s e n z v e r - anstaltungen s ow i e a l s interaktives On l i ne-An- gebot. Teil- genommen haben 251 Personen vor Ort und mehr als 200 online. T-Zellen „switchen“ Als ein Highlight der Herz- kreislauftage präsentierte Klaus Ley, Professor am La Jolla Insti- tute for Allergy and Immuno- logy, seinen Forschungsansatz für eine mögliche tolerogene Athosklerose-Impfung, die das Immunsystem an einem bestimmten Punkt Toleranz lehren soll. Am Mausmodell konnte Ley damit bereits be- achtliche Erfolge erzielen. Ley fokussiert sich auf die Dämp- fung einer Entzündungsreak- tion in den Gefäßwänden, die von spezifischen Immunab- wehrzellen induziert wird. Denn aus der klinischen Er- fahrung ist bekannt, dass der Grad entzündlicher Prozesse in den Gefäßläsionen mit dem Auftreten von Kom- plikationen wie Myokardin- farkten oder Schlaganfällen direkt korreliert. Ley setzt bei jenem Subtypus von T-Lym- phozyten an, die eine Verbin- dung mit dem ApoB-Protein eingehen. Diese T-Zellen re- gulieren den Entzündungs- prozess in der Gefäßwand zunächst herunter, „switchen“ aber in weiterer Folge – so Leys Forschungsergebnis – zu einem proinflammatorischen Phänotyp. Eine klassische Impfung wie ursprünglich erhofft, die den Körper dazu anregt, Antikörper gegen das zuvor identifizierte Antigen zu produzieren, lässt sich aufgrund dieser Funktions- umkehr nicht so einfach rea- lisieren. Spezifisch modulieren Der Vorteil von Leys Ansatz einer höchst spezifischen Im- munregulation besteht darin, dass nur ein einzelner Ent- zündungsprozess, der offen- sichtlich bei der Entstehung von Atherosklerose eine ent- scheidende Rolle spielt, ge- dämpft wird. Nicht herun- tergefahren wird jedoch die generelle Alarmbereitschaft des Immunsystems – wie es bei anderen (noch nicht zu- gelassenen) medikamentösen Strategien zur Bekämpfung der Atherosklerose mittels Samstag, Sonntag, Feiertag, 9 bis 13 Uhr, hat eine Ordination für Notfälle geöffnet. Infos: www.kijno.at 2. Grazer Herzkreislauftage: Input zur Impfung gegen Atherosklerose Als erste Großveranstaltung nach dem Lockdown gingen die 2. Grazer Herzkreislauftage als Hybrid-Veranstaltung über die Bühne. Eines der Highlights war die Keynote des US-Im- munologen Klaus Ley.
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