AERZTE Steiermark | Oktober 2020
BEREICH ÆRZTE Steiermark || 102020 7 Ärztinnen und Ärzte haben unabhängig von ihrem Dienstgeber und ihrem Arbeitsplatz eines gemeinsam: Sie wollen in erster Li- nie die ihnen anvertrauten Menschen bestmöglich medizinisch betreuen. Aber Ärztinnen und Ärzte haben einen Nachteil: Sie sind selbständig denkende Individuen, sie sind keine willfährige und komfortabel handhabbare Manövriermasse, wie sie Gesund- heitsplaner gerne hätten. Deshalb stehen sie diesen im Weg, deswegen sind sie unbequem. Das gilt für die Oberärztin in einem Landeskrankenhaus genau- so wie für den niederge- lassenen Allgemeinme- diziner in einer kleinen Marktgemeinde. Und daher müssen sie weg. Nicht ganz, das geht ja nicht so leicht, aber sie dürfen keine Stimme mehr haben. Aus Ärztinnen und Ärzten, aber auch den Angehörigen anderer Gesundheitsberufe wur- den im planerischen Denken daher „Gesundheitsdiensteanbie- ter“, am besten mit GDA abgekürzt, um ihnen möglichst viel von ihrer Identität zu nehmen. Gleichzeitig spricht man ihnen die „Versorgungsrelevanz“ ab und lobt dafür Systeme, auch wenn sie noch so schlecht funktionieren. Aber manchmal passieren halt Pannen: „Zwischen der 9. und der 38. Kalenderwoche waren die Allgemeinmediziner im Vergleich zum Vorjahr praktisch durchgehend anwesend. Die niedergelassenen Fachärzte hatten je nach Woche zwischen 85 und 100 Prozent geöffnet, wobei als geschlossen auch jene gezählt werden, die aus behördlichen Gründen – etwa einem Coronafall – geschlossen waren.“ So stand es – zum Glück für Planer, Politiker und Gesundheits- verwalter – kürzlich nur in der „Ärztekrone“. Das wird halt nur von wenigen wahrgenommen. Es wäre also schön, wenn sich auch ein Gesundheitsminister dieses Wissen zu eigen machen würde und es in einer der großen Pressekonferenzen, die es ja mehrmals in der Woche gibt, wiederholen würde. Zum Mitschreiben: „ÖGK bestätigt: Fast alle Ärzte hatten wäh- rend Lockdown offen“. Dr. Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Fotos: Oliver Wolf, Elke Meister, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner Mehr als 30 Jahre hat Kollege Norbert Meindl sich in unterschiedlichen Funktionen für die stei- rischen Ärztinnen und Ärzte engagiert, die letz- ten drei Jahre als Vizepräsident und Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Schon vor Beginn der Coronazeit hat er seinen Rückzug (das darf man mit 67 Jahren) begonnen. Mit der Umsicht, die ihm immer zu eigen war. Dafür herzlichen Dank! Ich weiß, dass ich ein schweres Erbe antrete. Die Zeiten für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte werden nicht einfacher, auch wenn sie das Rück- grat der Patientenversorgung bilden. Ich danke allen, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben, und verspreche, dass ich alles tun werde, um es nicht zu enttäuschen. Genauso wichtig ist es mir, jene positiv zu überraschen und zu überzeugen, die noch skeptisch sind. Genauso wie Norbert Meindl als Facharzt immer auch für die niedergelassenen Allgemeinmedizi- nerinnen und Allgemeinmediziner eingetreten ist, werde ich als klassischer „Hausarzt“ immer auch die fachärztlichen Anliegen im Auge haben. Das ist meine Grundhaltung. In der Corona-Krise, die noch längst nicht aus- gestanden ist, geht es vor allem darum, dass alle Patientinnen und Patienten, die ärztliche Hilfe brauchen, von ihrem Recht Gebrauch machen, dieses auch in Anspruch zu nehmen. Dass es statt voller Wartezimmer mehr Terminvereinba- rungen gibt und geben muss (anrufen, anrufen, anrufen!) ist den Zeitumständen geschuldet. Das erfordert Umdenken. Wartebereiche können kleiner werden, Telefonkapazitäten müssen dafür größer werden, Websites müssen rascher aktuali- siert werden. Aber eines bleibt: Die Ärztin, der Arzt des Ver- trauens als die erste und wichtigste Anlaufstelle für alle Menschen, die der ärztlichen Hilfe be- dürfen. Vizepräsident Dr. Christoph Schweighofer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Christoph Schweighofer Ärztliche Hilfe ist die Konstante STANDORTBESTIMMUNG Herwig Lindner Liebe Politik, die Ärztinnen und Ärzte waren immer da … D BATTE
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